Sehr kälteempfindlich: Floridas Manatis versammeln sich im Winter in wärmeren Gewässern. (Foto: © Alex Couto)
Was im deutschen Winter als eher mild gilt, stellt im Sunshine State bereits einen veritablen Kälteschock dar: Temperaturen zwischen 1 und 5 Grad Celsius ließen in den zurückliegenden Tagen nicht nur für einige Minuten Schnee vom Himmel über Nordflorida, sondern in Miamis Vororten auch Grüne Leguane reglos von den Bäumen fallen, wie der Miami Herald berichtete. Ebenso wie die ursprünglich aus Mittel- und Südamerika stammenden, von Menschen nach Florida eingeschleppten Echsen reagierten auch andere in Florida lebende Tierarten ausgesprochen sensibel auf das ungewöhnlich kühle Wetter. Wie Kipp Frohlich, der Leiter der Abteilung für Lebensraum- und Artenschutz der Florida Fish and Wildlife Conservation Commission, gegenüber ClickOrlando.com erklärte, stellten die niedrigen Temperaturen insbesondere für Manatis und Seeschildkröten eine Gefahr dar. Wie im Fall der Leguane versteiften sich die Körper der wechselwarmen Schildkröten infolge des starken Temperaturabfalls. Mitarbeiter des FWC und freiwillige Helfer hätten bereits fast 100 Schildkröten in Nordwestflorida gerettet, die bewegungslos und scheinbar tot im küstennahen Wasser getrieben hätten oder am Strand angespült worden seien. Die Seekühe – für die die niedrigen Temperaturen gleichfalls einen enormen Stressfaktor bedeuten, der sich negativ auf ihr Immunsystem auswirkt – sammelten sich derzeit in wärmeren Gewässern wie Kühlseen von Kraftwerken, Entlastungskanälen und artesischen Quellen. Wer mit dem Motorboot auf Floridas Wasserwegen unterwegs sei, solle daher besonders auf Manatis achten und Gebiete meiden, in denen größere Gruppen von Seekühen zusammengekommen seien, um die scheuen Tiere nicht zu erschrecken oder zu verletzen.
Eine andere Spezies, die sich wie der Leguan mithilfe des Menschen in Florida ausgebreitet hat, aber weit weniger harmlos als die grüne Echse ist, wird dagegen von den niedrigen Temperaturen wohl nicht so stark in Mitleidenschaft gezogen werden, wie es aus Sicht von Ökologen wünschenswert wäre: Die Dunkle Tigerpython soll laut einem Bericht der Tampa Bay Times nach Schätzungen mittlerweile bereits zu Zehntausenden in den Everglades leben und dort für die Dezimierung der Populationen verschiedener kleinerer einheimischer Tierarten wie Waschbären, Opossums und Kaninchen verantwortlich sein. Zudem gibt es die Vermutung, dass sie durch die Verbreitung von Parasiten auch die Bestände anderer Schlangenarten gefährdet. Zwar seien die niedrigen Temperaturen auch der Gesundheit der eigentlich in den Tropen und Subtropen Süd- und Südostasiens beheimateten Pythons nicht gerade zuträglich und könnten zu ihrem Tod führen. Wie Ian Bartoszek, Wildtierbiologe an der Naturschutzbehörde Südwestfloridas, gegenüber der Zeitung ausführte, hätten sie sich aber in ihrem Verhalten bereits sehr gut an solche Temperaturstürze angepasst und würden im Unterholz oder in etwa von Gürteltieren oder Gopherschildkröten angelegten Erdhöhlen Schutz vor der Kälte suchen. Dieses Verhalten zeigten sie im Übrigen auch in ihrer Heimat, wo sie sich bei Kälteeinbrüchen in die Höhlen von Stachelschweinen zurückzögen. Laut Frank Mazzotti, Professor für Wildtierökologie an der University of Florida, sei der Boden in den Everglades zwar nicht überall für den Bau von Höhlen geeignet, aber alternativ dazu könnten die Schlagen in warmen Gewässern oder Rissen und Löchern in oder zwischen den Felsen Zuflucht suchen, wo diese zu Dämmen aufgeschichtet seien. In dieser Jahreszeit würden sie sich ohnehin ins Erdreich oder Unterholz zurückziehen, um sich zu paaren. Um die Pythonpopulation in Florida wirklich hart zu treffen, bräuchte es daher schon eine echte Frostperiode.
Demgegenüber leiden Floridas Farmer zwar nicht unbedingt selbst unter der Kälte, machen sich dafür aber Sorgen um ihre Ernte. Wie der Miami Herald schreibt, blieben die im Sunshine State angebauten Früchte und Gemüsesorten wie Grüne Bohnen, Kopfsalat, Tomaten, Gurken, Paprika, Zucchini, Zwiebeln, Erdbeeren oder Karambolen angesichts der Tatsache, dass es keinen Frost gab, zum Glück aber bisher von der Kälte praktisch unbeeinträchtigt. Die Karambolen trugen allerdings einige Schäden davon, da viele der Früchte durch den kalten Wind von den Bäumen geweht wurden.