Man glaubt es kaum: Die ungeliebten Quälgeister haben tatsächlich auch einen Nutzen. (Foto: © Pernsanitfoto )
Für die Mehrzahl der Menschen sind Moskitos nichts anderes als nervende Plagegeister und unangenehme Blutsauger, die einem nachts mit ihrem Gesurre den Schlaf rauben, am ganzen Körper juckende Stellen hinterlassen und im schlimmsten Fall gefährliche Krankheitserreger wie Zika-, Gelbfieber-, West-Nil-Virus oder den Malaria-Erreger Plasmodium übertragen. Doch natürlich ist man in Florida gewappnet. So verfügt beispielsweise der Moskitokontrollbezirk Lee County, der größte der Vereinigten Staaten, allein über 15 Flugzeuge und Helikopter, mehr als 100 Bodenfahrzeuge und ein Jahresbudget von 17,5 Millionen Dollar zur Stechmückenabwehr.
Dabei sind Moskitos keineswegs nur gefährliche Lästlinge und Parasiten, die es zu vernichten gilt, sondern Lebewesen, die in vielfältiger Beziehung zu ihrer Umwelt stehen und denen eine wichtige Rolle in verschiedenen Ökosystemen zukommt. Wie Shelly Redovan, die stellvertretende Bezirksdirektorin für Bildung und Kommunikation des Lee Countys, gegenüber den Naples Daily News ausführt, sind die Mücken, die sich zum größten Teil keineswegs von Blut, sondern von Blütennektar ernähren, wichtige Bestäuber von Pflanzen wie der Goldrute, einigen Gräsern sowie vermutlich auch einigen Arten von Orchideen. Laut Redovan gibt es mindestens eine im Sumpfland lebende Orchideenart, deren Existenz von den Mücken abhängt. Tatsächlich saugen nur die Weibchen einmal in ihrem Leben Blut, da sie das darin enthaltene Protein benötigen, um Eier legen zu können.
Neben ihrer Rolle als Bestäuber kommt den Mücken auch eine große Bedeutung in der Nahrungskette zu. Ihre Larven sind eine wichtige Nahrungsquelle für verschiedene Fischarten, von denen sich wiederum etwa Vögel wie der Waldstorch ernähren. Letztlich profitieren aber natürlich auch die Menschen von dem durch die Insekten mitverursachten Fischreichtum der Region. Moskitolarven dienen darüber hinaus auch als Nahrung für andere Insekten wie Libellenlarven, Wasserkäfer sowie andere wasserbewohnende Lebewesen. Die ausgewachsenen Mücken werden ihrerseits von anderen Insekten, Fröschen, Vögeln oder Fledermäusen gefressen. Indem sie durch ihre bloße Anwesenheit verhindern, dass andere Lebewesen wie der Mensch sich in Biotopen wie dem Sumpfland zu sehr ausbreiten, tragen sie im Übrigen auch zur Erhaltung dieser Ökosysteme bei.
In Florida gibt es mindestens 76 verschiedene Arten von Stechmücken, weltweit sollen es über 3.000 sein. Weibliche Mücken, die während der heißen Sommertage in Florida zumeist nicht länger als zwei Wochen leben, legen jeweils Pakete von 100 bis 200 Eiern in der Nähe oder auf der Oberfläche von Gewässern ab und können alle sieben bis zehn Tage ein Eipaket ablegen. Das Schlüpfen der Larven aus den Eiern kann in Abhängigkeit von den äußeren Bedingungen nach wenigen Tagen oder auch erst nach mehreren Monaten erfolgen. Die Lebensspanne der Mückenmännchen ist sogar noch kürzer als die der Weibchen.
Um sich vor Mückenstichen zu schützen, empfehlen die Naples Daily News, die vier "Ds" zu beherzigen:
• In der Morgen- und der Abenddämmerung ("dusk and dawn"), wenn die Stechmücken am aktivsten sind, sollte man Aktivitäten im Freien möglichst vermeiden.
• Um den Mücken möglichst wenig Angriffsfläche zu bieten, sollte man durch lange Hosen, langärmlige Hemden und Socken so viel Haut bedecken wie möglich ("dress appropriately").
• Personen über 2 Jahren sollten sich zum Schutz vor Moskitos mit dem Insektenabwehrmittel Diethyltoluamid (DEET) schützen.
• Stehende Wasserquellen in der Nähe des Hauses wie etwa Planschbecken, die von Mücken gern zur Eiablage genutzt werden, sollten auf jeden Fall ausgeleert werden ("drain").