Das Energiesparhaus ist im Adobe-Stil erbaut. (Foto: © Anthony Fiore Construction)
Wenn in Mitteleuropa von Wärmedämmung die Rede ist, geht es um Maßnahmen zur Senkung der Heizkosten in der kalten Jahreszeit, indem man sicherstellt, dass die Wärme möglichst dort bleibt, wo sie erwünscht ist: in den Wohn- und Schlafräumen. Im Sonnenscheinstaat Florida stellt sich die Frage nach der Trennung von kalt und warm beziehungsweise heiß dagegen genau anders herum: Hier gilt es vor allem, in den subtropischen Sommermonaten die aufwendig gekühlte Luft im Haus zu halten und dadurch einen angenehmen Zufluchtsort vor der schwülen Hitze draussen zu schaffen.
Besonders intelligente Gedanken scheint man sich in der Vergangenheit zum Thema Wärme- beziehungsweise Kältedämmung in Florida allerdings nicht gemacht zu haben. Das findet jedenfalls Tony Fiore, der mit seiner Baufirma Anthony Fiore Construction (www.clickzeroenergy.com) seit über dreißig Jahren Häuser vor allem in und um Englewood an der Golfküste baut. Sein Kritikpunkt: Traditionell werden gemauerte Häuser im Sunshine State von außen nur dünn verputzt und gestrichen. Die Isolierung aus alukaschierten Polyurethan-Dämmplatten hingegen wird innen angebracht. »Das ergibt im heißen Klima hierzulande überhaupt keinen Sinn«, findet Fiore. Warum? Weil sich das Blockziegelmauerwerk durch die Sonneneinstrahlung während des Tages enorm aufheizt und regelrecht gebacken wird. Während ein Teil der Wärmeenergie wieder nach außen abgestrahlt wird, beheizt das Mauerwerk zugleich auch die innen angebrachten Dämmplatten.
»Je mehr Wärmeenergie die Platten ausgesetzt sind, desto geringer ist naturgemäß ihr Isoliereffekt«, sagt Fiore. Dementsprechend müsse die Klimaanlage länger laufen, um im Haus jene angenehmen Temperaturen zu gewährleisten, die Floridas Klima auch im Sommer erträglich machen. Tony Fiore hat mit seiner Firma daher den Spieß nun umgedreht, die Dämmung nach außen verlagert und dem Musterhaus »Sunseeker« damit gewissermaßen einen Schutzschild verpasst hat. »Ich habe schon immer ungern Stromrechnungen bezahlt«, lacht der Developer, der neben seinem Zertifikat als »general contractor« vom Bundesstaat Florida auch jenes eines »solar contractor« besitzt und mit dem Grand Aurora Award in der Kategorie »Energy Efficient Home« ausgezeichnet wurde.
Aufgrund dieser neuen Bauweise ist das Haus – als Prototyp zu sehen am David Boulevard am Lake Marlin in Englewood – wie von einer schützenden Thermodecke ummantelt, die die Wärme wirksamer abschirmt, sodass die Luft im Gebäude länger kühl bleibt. Unterstützt wird dieser Effekt durch die Schaumisolierung von Fenstern, Türen und sämtlichen Fugen und Ritzen – ein Verfahren, das der findige Unternehmer als »infiltration practice« bezeichnet. Für ein angenehmes Wohnklima sorgt ein ausgeklügeltes Be- und Entlüftungssystem – in Deutschland ist dieses Prinzip als »Passivhaus« bekannt. Dass man in derartigen Häusern nicht lüften darf, ist übrigens eine Mär: Die Bewohner können jederzeit die Fenster öffnen, müssen es aber nicht, da eine Belüftung alle Räume mit vorgewärmter Frischluft versorgt. Im floridianischen Winter ist das Lüften der Räume sogar vorteilhaft, nur im subtropischen Sommer sollten die Fenster geschlossen bleiben.
Der Clou sind aber die Solarmodule auf dem Dach, die Sunseeker zu einem »Net Zero Energy Building« machen: Die Sonne, deren Wärme so effizient draußen gehalten wird, liefert zugleich den Strom für Klimaanlage und andere Geräte. Laut Tony Fiore können Hausbesitzer damit rechnen, dass sich die Mehrkosten für die neuartige Konstruktion bereits nach fünf Jahren amortisiert haben – sodass sich die zukünftigen Bewohner nicht nur über kühlere Temperaturen im Haus freuen dürfen, sondern auch über mehr Dollars im Portemonnaie.
Über die Autorin
Esther Maisch ist Realtor bei Paradise Exclusive in South Gulf Cove
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