Rekordtief: Weniger "For Sale"-Schilder auch in Floridas Wohngebieten. (Foto: © Floridastock)
Wer derzeit plant, ein neues Eigenheim zu erwerben, der sollte Zeit und Geduld mitbringen. Das Angebot an zum Verkauf stehenden Wohnhäusern befindet sich US-weit derzeit auf einem Rekordtief. Schuld daran sind vor allem die Babyboomer – zu diesem Ergebnis kam zumindest eine Umfrage des Onlineimmobilienportals Realtor.com, die zwischen dem 6. und dem 13. Juli unter 1054 zufällig ausgewählten Hausbesitzern in den gesamten USA durchgeführt wurde. Wie USA Today berichtet, geht aus der Untersuchung hervor, dass die Babyboomer zunehmend weniger dazu bereit sind, aus ihrem Haus in ein größeres oder kleineres Domizil umzuziehen: 85 Prozent der dieser Generation zuzurechnenden Hausbesitzer gaben an, keinerlei Pläne zum Verkauf ihres Hauses innerhalb des nächsten Jahres zu haben. Unter allen für die Studie befragten Hausbesitzern lag der Anteil lediglich bei 59 Prozent. Bei den Babyboomern liegt der Anteil der Hauseigentümer bei 78 Prozent, während nur rund 40 Prozent der sogenannten Millennials ein Eigenheim besitzen.
Die Tatsache, dass die Menschen immer älter werden und zugleich die Geburten zurückgehen, wirkt sich verschärfend auf die Situation aus: Lag der Anteil der 55- bis 74-Jährigen an der US-Bevölkerung 1985 noch bei 16 Prozent, waren es 2015 21 Prozent. Von den 35 Prozent der Hausbesitzer, die angaben, im nächsten Jahr definitiv vorzuhaben, ihr Eigenheim zu verkaufen, waren mehr als die Hälfte Millennials, die nach größeren oder besser ausgestatteten Immobilien suchten.
Das Angebot von kleineren Immobilien für Erstkäufer ist gegenüber dem Vorjahr um 17 Prozent zurückgegangen, während das Angebot mittelgroßer Eigenheime um 10 Prozent geringer ist als vor einem Jahr. USA-weit hätte das im Juni verfügbare Angebot an Einfamilienhäusern auf dem Markt demnach bei gleichbleibender Nachfrage ohne Erhöhung des Angebots gerade noch für 4,3 Monate gereicht. Im Juni des vergangenen Jahres waren es nach Angaben der National Association of Realtors noch 4,6 Monate; als normal gelten 6 Monate. Der von CoreLogic und Standard & Poor's erstellte Case-Shiller-Index der nationalen Wohnimmobilienpreise lag im Mai dieses Jahres um 5,6 Prozent höher als im Jahr davor und erreichte damit einen Allzeitrekordwert.
Nach den Worten der Chefökonomin von Realtor.com, Danielle Hale, führt die Knappheit an Eigenheimen dazu, dass viele angehende Hauskäufer in Erwägung ziehen, auf kleinere Häuser und Wohnungen auszuweichen. Angesichts einer starken Wirtschaft und steigender Hauspreise bestehe für Hausbesitzer kurzfristig kein Grund, ihre Immobilie zu veräußern. Im Übrigen hätten Babyboomer, die mit dem Gedanken spielten, in ein kleineres Haus umzuziehen, ihrerseits angesichts des knappen Angebots und steigender Preise Schwierigkeiten, ein Objekt zu finden, das ihren Vorstellungen entspricht. Auf der anderen Seite habe sich nach der Aussage von Ralph McLaughlin, dem Chefökonomen der Immobilienwebsite Trulia, der preisliche Abstand zwischen hochwertig ausgestatteten Wohnhäusern und dem Premiumsegment so stark vergrößert, dass viele Babyboomer sich eine wohnliche Verbesserung nicht leisten könnten.
Zugleich liege die Zahl der Wohnhausneubauten trotz eines allmählichen Anstiegs seit dem Immobiliencrash 2007 noch immer 35 Prozent unter dem als normal betrachteten Niveau. Außerdem hätten 10 Prozent der Hausbesitzer noch Hypothekensummen abzuzahlen, die über dem derzeitigen Wert ihres Hauses lägen, was viele trotz der gestiegenen Preise davon abhalte, ihre Immobilie zu veräußern.