Glückliches Paar im neuen Zuhause: Claudia Norberg und Michael Wendler (Foto: © Dirk Rheker)
FLORIDA SUN MAGAZINE: Michael, ein Jahr ist es jetzt her, dass wir Sie auf dem Pier in Fort Myers Beach getroffen haben. Wie haben Sie und Ihre Familie sich inzwischen in Florida eingelebt?
MICHAEL WENDLER: Wir fühlen uns hier in Cape Coral superwohl, meine Tochter hat sogar auf einer Reise nach Europa ungeduldig gefragt, wann wir wieder nach Hause fliegen. Mit anderen Worten: Wir sind angekommen!
Florida ist nach wie vor Ihr Traumort?
Ja, total! Cape Coral strahlt für mich diesen unglaublichen Zauber aus – jeden Morgen lacht mir die Sonne entgegen.
Ein bisschen wollten Sie hier ja auch dem Promi-Trubel in Deutschland entfliehen. Ist Ihnen das gelungen?
Ja, hier kann ich ganz ich selbst sein, meine Privatsphäre wird akzeptiert und ich habe mehr Zeit für meine Familie. Klar passiert es auch hier, dass ich im Supermarkt auf Fans treffe, die mich um ein gemeinsames Foto bitten. Verglichen mit dem Rummel in Deutschland ist das aber alles harmlos.
Also auch keine »Wendler-Hasser« weit und breit?
Natürlich gibt es auch hier den einen oder anderen, der einen schlecht redet oder fiese Stimmung verbreiten will. Das tut schon ein bisschen weh, wenn man Dinge über sich liest, die einfach nicht stimmen.
Wirklich? Sie waren ja immer jemand, der sehr polarisiert hat – da dürften Sie sich doch ein dickes Fell zugelegt haben!
Schon – aber warum muss man eigentlich alles so mies machen? Gerade Amerika ist doch legendär dafür, dass jeder hier eine Chance bekommt. Und wenn man nichts riskiert, kann man nie wissen, wie die Dinge am Ende ausgehen. No risk, no fun! Ich bin der erste deutsche Schlagerstar, der nach Amerika auswandert und hier auftritt, Konzerte plant, sich auch musikalisch etablieren will. Mein Ziel ist es, die Amerikaner von meiner Musik zu überzeugen...
Was mit deutschen Texten schwierig sein dürfte...
Das glaube ich eben nicht! Wir hören in Deutschland doch auch spanische oder französische Musik und verstehen die Texte nicht unbedingt, finden die Lieder aber trotzdem toll.
Bisher pendeln Sie noch viel zwischen Amerika und Europa, wo Sie weiterhin die meisten Auftritte haben.
Schon richtig, das ist auf Dauer aber natürlich sehr anstrengend. In Zukunft hoffe ich, mehr und mehr auch hier in den USA aufzutreten – wobei ich meinen Fans in Europa sicher auch live erhalten bleibe!
Apropos: Wie laufen Ihre Vorbereitungen für Ihr erstes Konzert in Florida?
Bestens! Sogar einige meiner deutschen Fans haben sich angekündigt und reisen extra nach Cape Coral, um mich zu unterstützen. Das hat mich natürlich echt gefreut. Ich werde mit ihnen auch einen gemeinsamen Tag verbringen, will einfach etwas zurückgeben und meine Dankbarkeit zeigen.
Und in Zukunft?
Da will ich regelmäßig Konzerte dieser Art geben, zunächst in Florida, später hoffentlich überall in den USA. Oder auch auf Kreuzfahrtschiffen. Las Vegas war schon immer ein Ziel von mir, ich bin dort einmal aufgetreten – in Zukunft dann vielleicht mal mit einer eigenen Wendler-Show!
In der Ankündigung für Ihr Konzert – übrigens auch auf einer riesigen Plakatwand in Fort Myers – haben Sie sich als »German King of Pop« bezeichnet. Manche haben Ihnen Größenwahn vorgeworfen. Was haben Sie mit Michael Jackson gemeinsam?
Ich wollte den Amerikanern einfach erklären, wer ich bin: ein Deutscher, der Popmusik singt und in seiner Heimat einigermaßen prominent ist. Natürlich stelle ich mich nicht mit Michael Jackson auf eine Stufe – wobei wir natürlich eine gewisse Popularität gemeinsam haben. [Lacht.] Übrigens scheinen sich nur die Deutschen darüber aufgeregt zu haben, die Amerikaner waren da sehr viel entspannter.
Ihr erstes in Florida gedrehtes Video vermittelt einen etwas härteren und kantigeren Eindruck. Stichwort: rockige Motorradszenen und ein bisschen die Aura eines »einsamen Wolfs«. Arbeiten Sie bewusst an einem neuen Image?
Nicht unbedingt, aber natürlich entwickelt man sich als Künstler immer irgendwie weiter. Stillstand wäre Stagnation, Langeweile. Aktuell bin ich sehr damit beschäftigt, neue Songs und neue Texte zu schreiben. Klar werden die auch von meinen neuen Erfahrungen hier in Amerika bestimmt.
Verstehen Sie eigentlich, wenn viele Deutsche angesichts von Donald Trumps täglichen Twitter-Provokationen derzeit mit dem Kopf schütteln?
Na klar verfolge ich die politische Entwicklung. Und ganz ehrlich: Ich bin ja selbst auch jemand, der gerne mal Grenzen austestet – in der Vergangenheit noch viel mehr als heute. Aber als Präsident der Vereinigten Staaten sollte man natürlich schon darauf achten, was man sagt und wie man es sagt. Grundsätzlich hat er ja nicht mit allem Unrecht, aber mit seiner Art stößt er halt viele vor den Kopf.
Etwas, was Ihnen ja nicht ganz fremd ist.
Genau, aber die Amerikaner haben ihn nun mal gewählt und nicht Hillary Clinton. Ich finde im Übrigen, dass wir Deutschen in Amerika viel bewegen und hier und da mit gutem Beispiel vorangehen können. [Lacht.] US-Präsident kann ich ja nun nicht werden, aber Gouverneur von Florida vielleicht irgendwann mal – warum nicht?