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Glücklich im Paradies (Foto: © Detlev von Kessel)
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Cocktail am heimischen Pool (Foto: © Alexander H. Rheker)
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Am heimischen Bootsanleger: So sieht Glück aus! (Foto: © Alexander H. Rheker)
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Blick auf die Skyway Bridge (Foto: © Steve Heap)
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Schlagerstar Marianne Cathomen: angekommen in Florida (Foto: © Alexander H. Rheker)
Am Ende dieses sonnigen Nachmittags auf Anna Maria Island stehen wir am Strand – und singen. Na ja, zumindest der Fotograf und Marianne Cathomen, unsere Gastgeberin. Was bei Letzterer nicht weiter verwunderlich ist, war die überaus aparte Dame vor ihrem Umzug an den Golf von Mexiko doch viele Jahre lang eine gefeierte Schlager- und Volksmusiksängerin. Gewann 2001 in Wien den »Grand Prix der Volksmusik«, sozusagen den Grammy der Szene. War Gast in zahllosen Fernsehshows, vom »Musikantenstadl« bis zur »Krone der Volksmusik«. Produzierte acht erfolgreiche Alben. Musikalische Champions League also.
Und nun in der warmen Abendsonne ein ganz privates »Three Little Birds« von Bob Marley: »Rise up this mornin', smiled with the risin' sun, three little birds, pitch by my doorstep, singin' sweet songs, of melodies pure and true, saying, ›this is my message to you‹.« Natürlich ist Marianne Cathomen so sehr Profi durch und durch, dass sogar ein kleines improvisiertes A-cappella-Duett am Strand zum hörens- und sehenswerten Auftritt gerät. Einige Spaziergänger drehen jedenfalls ihre Köpfe zu unserer kleinen Gruppe herüber und nicken anerkennend – weniger wegen des ambitioniert singenden Fotografen als vielmehr in Anbetracht der jugendlich-schönen Stimme der Sängerin mit ihrem weichen und warmen Timbre, das, so improvisiert die kleine Gesangseinlage auch war, irgendwie gemacht zu sein scheint für genau diesen Moment.
Begonnen hatte unser Tag mit der Fahrt über die Manatee Avenue von Bradenton in Richtung Holmes Beach: auf der rechten Seite der spektakuläre Blick über das grünblaue Wasser zur Sunshine Skyway Bridge, die imposant die Tampa Bay überspannt, vor uns die Kulisse von Anna Maria Island. Ferienstimmung pur. Lange galt die Insel als Geheimtipp unter Florida-Kennern, in Reiseführern ist sie, wenn überhaupt, nur in ein paar Sätzen erwähnt. Gut so, denn auf diese Weise konnte sie den Charme vergangener Zeiten bewahren.
Gemeinsam mit ihrem Mann Markus Siegler kam Marianne vor vier Jahren nach Anna Maria Island, um den Neuanfang im Paradies zu wagen, ein wenig auch, um die Chance zu ergreifen, sich selbst neu zu erfinden, jenseits alter Klischees und Erwartungen. »Wir wollten unseren Traum leben, nicht nur leben, um zu träumen«, beschreibt die Sängerin die Entscheidung für den Umzug über den großen Teich. Markus hatte als ehemaliger Pressesprecher der FIFA bereits eine formidable Karriere absolviert, Marianne war an einem Punkt ihrer Laufbahn angekommen, an dem sie das Gefühl hatte, ein Lebewohl sei kein Ende, sondern eine ganz natürliche Weiterentwicklung.
Ihre Liebe zu Florida hatten beide schon während vieler Besuche entdeckt. Jetzt ging es darum, mit der Übernahme einer gut etablierten Ferienhausvermietung auch die wirtschaftlichen und visatechnischen Voraussetzungen für den Neuanfang zu schaffen. Mit seiner Immobilienfirma »Florida Dreams Realty« vermittelt das Paar heute exklusive Feriendomizile an europäische und amerikanische Gäste. »Deren zufriedenes Lächeln nach einem gelungenen Urlaub ist für uns Ansporn und Belohnung zugleich«, sagt Markus Siegler. »Und wenn uns ein Hausbesitzer sein geliebtes Domizil anvertraut, weil er weiß, dass es bei uns in besten Händen ist, erfüllt uns das natürlich mit einem gewissen Stolz.«
Wir fahren vom Büro am East Bay Drive über die lange Hauptstraße entlang der Küste zur Villa des Paares. Die schönsten Strände liegen im Norden an der Spitze der Insel, sanft in den Golf abfallend. Zusammen bilden sie ein weitläufiges, ungetrübtes Idyll aus puderigem, fast weißem Sand. Marianne und Markus wohnen in einem hübschen Haus am Kanal mit Anleger, von dem aus man direkt zum Meer gelangt. Zwei Kajaks am Steg zeugen von der sportlichen Begeisterung des Paares. Trotz des zuweilen stressigen Unternehmertums nehmen sich die beiden auch immer wieder Zeit, die angenehmen Seiten Floridas zu genießen. Etwa bei regelmäßigen Golfrunden oder langen romantischen Spaziergängen am Strand. Oder auch einfach mal beim Ausspannen am heimischen Pool. Ihr Anwesen haben sie von Grund auf renoviert und im »Beach-Style« eingerichtet: Warme Beigetöne und Weiß wechseln sich ab mit türkisfarbenen und blauen Akzenten. Wohlfühlatmosphäre, die im Übrigen auch von ihren Familien und Freunden aus der Schweiz geschätzt wird, die hier regelmäßig zu Besuch sind. »So bleiben die Beziehungen doch ganz eng«, freut sich Marianne.
Zu einem frühen Dinner fahren wir in das berühmte Restaurant Sandbar am Strand. Einige Tische stehen im Sand, wer hier sitzt, streift automatisch die Sandalen ab. Frischer Fisch und andere Meeresfrüchtegerichte stehen auf der Speisekarte. Während
wir genüsslich schlemmen, berichtet Marianne davon, wie sie letztlich auch in Florida ganz zufällig wieder von der Musik eingeholt wurde: einmal Entertainerin, immer Entertainerin! Und so tritt sie heute mit ihrer Europa Band auf Oktoberfesten, in deutsch-amerikanischen Clubs und bei Musikfestivals überall in Amerika auf. Neben den volkstümlichen Schlagern der Vergangenheit bereichern inzwischen auch Stücke anderer Genres die künstlerische Palette. Ich liebe Countrymusik, bin ein großer Fan von Dolly Parton und Shania Twain«, gesteht Marianne. Auch Songs von Bob Marley stehen auf dem Programm. Besonders stolz war sie darauf, zum Schweizer Nationalfeiertag im Generalkonsulat in Atlanta sowohl die schweizerische als auch die
amerikanische Nationalhymne singen zu dürfen. Die Menschen sind bei all ihren Auftritten jedenfalls begeistert und verzaubert. So wie früher. Wird es also bald schon ein »offizielles« Comeback als Sängerin geben? »Nein, ich mache das alles im Moment nur aus Spaß«, sagt Marianne, »meine Konzentration und Energie gehören dieser Tage ganz klar unserem Geschäft.«
Schnell noch ein paar Fotos, bevor die Abendsonne langsam hinter den Horizont taucht. Wie jeden Tag sind wieder Scharen von Menschen hierher gepilgert. Auch Marianne und Markus gehen nach vier Jahren im Sunshine State immer noch regelmäßig an den Strand, um sich das herrliche Naturspektakel anzusehen. Eng umschlungen schaut das Paar Richtung Meer, wo sich der glutrote Sonnenball in ein paar Minuten auf die messerscharfe Kante des Horizonts setzen wird, um einige Sekunden zu balancieren, als falle es ihm schwer, die Erde zu verlassen, und dann doch unterzutauchen. Und man spürt: Hier sind zwei Menschen angekommen, haben ihr ganz persönliches Paradies gefunden. Auch wenn sie einiges zurücklassen mussten in der alten Heimat. So wie alle, die irgendwann hierher kommen. Zufriedenheit bedeute, den eigenen Traum zu leben, hatte Marianne zwei Stunden zuvor gesagt. Also: Zurücklehnen, entspannt genießen, die Seele baumeln lassen. Und dem kleinen Spontankonzert lauschen: »Don't worry about a thing, 'cause every
little thing gonna be alright!«