Eine der stolzen Lokomotiven der German-American Lumber Company, aufgenommen im Dezember 1915 in Millview (Foto: © Florida Photographic Collection / State Archives of Florida)
Doch damit waren seine Ambitionen noch längst nicht befriedigt. Im Norden Floridas stieg Schreyer 1892 in den Handel mit Terpentinöl und Harzen ein, verschiffte das besonders widerstandsfähige Holz der nordamerikanischen Sumpfkiefer nach Deutschland. Die Geschäfte liefen blendend, 1901 wurde die German-American Lumber Company in Millville, heute ein Stadtteil von Panama City, gegründet, das Holz per Eisenbahn ins eigene Sägewerk verfrachtet und von dort nach Europa und Südamerika verschifft. Im Jahre 1913 kaufte sich Prinz Adolf zu Schaumburg-Lippe aus Bückeburg mit 50 Prozent in das florierende Unternehmen ein, der Bremer Teilhaber Hermann Kulenkampff wurde Präsident.
Über 300 Mitarbeiter arbeiteten allein im Säge- und Hobelwerk in Millville, die German-American Lumber Company unter hielt einen eigenen Bahnbetrieb mit sieben Dampflokomotiven und 80 Waggons. Zum Unternehmen gehörten 300 Häuser und Unterkünfte für die Belegschaft, Lagerhäuser, Werkstätten, ein eigenes Theater, ein Kino mit 800 Sitzplätzen, ein Hospital, das Germania Hotel sowie eine moderne Trockenanlage für das Holz. Insgesamt kontrollierte das Unternehmen eine Waldfläche von fast 1.300 Quadratkilometern.
Doch der Erste Weltkrieg bereitete dem deutschen Wirtschaftswunder im Norden Floridas ein jähes Ende. Geschäftsführer Hermann Kulenkampff kam sofort nach dem Kriegseintritt der USA in Gefangenschaft, das Sägewerk und der gesamte deutsche Besitz wurden konfisziert und der neu geschaffenen US-Behörde »Office of Alien Property Custodian« unter der Leitung von Alexander Mitchell Palmer übereignet. Palmer hatte zuvor gemeinsam mit seinem jungen Assistenten, dem späteren berüchtigten FBI-Chef J. Edgar Hoover, eine politische Hetzkampagne gegen die German-American Lumber Company lanciert. Der jeder Grundlage entbehrende Vorwurf: Das Unternehmen diene einzig der deutschen Spionage, der Feind plane, den Naturhafen der Saint Andrew Bay als Marinestützpunkt zu nutzen, um mit seinen U-Booten eine Invasion Amerikas vorzubereiten. Nach Ende des Krieges fand am 10. März 1919 die Zwangsversteigerung des in American Lumber Company umbenannten Unternehmens statt, die deutschen Eigentümer wurden nie entschädigt.