Die beiden Koreshans James August Weimar und Alex Richards 1915 beim Rudern auf dem idyllischen Estero River (Foto: © Florida Photographic Collection / State Archives of Florida)
»Verenglischt« seinen Namen gleich nach der Ankunft in James August Weimar, betätigt sich zunächst als Doktor der Osteopathie, studiert später Theologie an der Seminary School in Meriden/Connecticut und heiratet die fünfzehnjährige Elizabeth, mit der er zwei Töchter hat, Lilly und Marie. Der brave Pastor steht der deutschen Baptistengemeinde vor. So weit, so gut.
Doch irgendwann wird der wackere Schwabe vom religiösen Furor seiner Zeit erfasst, schließt sich der Vereinigung Ernster Bibelforscher an. Ein Suchender, spirituell Getriebener. Schnell steigt er in der Gemeinschaftshierarchie auf, wird von Charles Taze Russell, ihrem Gründer, 1985 zum Präsidenten der »Watch Tower Society« berufen. Nach und nach verfällt er indes dem damals grassierenden Spiritismus, der Beschwörung von Geistern, veröffentlicht im Jahre 1897 sogar ein Buch mit dem Titel »The Mysteries and Revelations of Spiritism and Mediumship«. Ein ziemlich durchgeknalltes Stück Literatur, das auch den Bibelforschern zu weit geht: Sie werfen ihn raus.
Unterschlupf findet Weimar bei der religiösen Gemeinde der Koreshan Unity des mindestens ebenso durchgeknallten Cyrus Reed Teed. Er und seine Anhänger glauben, das Universum existiere in einem leeren Raum und die Erde außen herum. Ihre Kolonie befindet sich in Estero in Südwestflorida. Weimars Frau lässt sich im Jahre 1898 von ihrem fanatischen Ehemann scheiden, Tochter Marie folgte ihrem Vater hingegen in die damals noch mückenverseuchte Wildnis.
Auf unserem Bild lässt sich unser Eiferer von seinem Glaubensbruder Alex Richards über den Estero River rudern. Am 22. Oktober 1919 stirbt James August Weimar, sein Grab findet sich noch heute auf dem Friedhof der Koreshan State Historic Site.