Spanischer Eroberer an floridianischen Gestaden (Foto: © Esteban de Armas)
Sean Bloomfield ist ein waschechter Floridianer. Geboren auf der Patrick Air Force Base in Melbourne als einziger Sohn eines Raumfahrtspezialisten, machte er 2001 seinen Abschluss in kreativem Schreiben und Filmemachen an der University of Tampa.
Heute lebt der 36-Jährige mit seiner Frau Lisa, seinen drei kleinen Kindern und dem Labrador Retriever Rio auf Merritt Island. Bloomfields Roman »The Sound of Many Waters«, ein kunstvoll verwobener Thriller über einen nach einer Schiffshavarie vor Florida gestrandeten und von den Timucua gefangen genommenen spanischen Eroberer und einen heutigen Charterbootkapitän, der bei einem Angelausflug von mysteriösen Kräften der Vergangenheit in eine lebensbedrohliche Situation gezogen wird, erklomm im Jahre 2012 die amerikanische Bestsellerliste.
Bloomfields Dokumentarfilm »Apparition Hill« kam im vergangenen Jahr in die Vorauswahl zur Oscar-Nominierung. In dem Streifen machen sich sieben Fremde auf den Weg zur Pilgerstätte Medjugorje in Bosnien und Herzegowina, wo es regelmäßig zu Marienerscheinungen kommen soll.
Florida Sun: Sean, zunächst einmal verspätete Gratulation zur Oscar-Vornominierung des letzten Jahres!
Sean Bloomfield: Danke, das war reiner Zufall. David Pacheco [Anmerkung der Redaktion: Creative Director bei Disney, unter anderem beteiligt an »Arielle, die Meerjungfrau «] kam zu mir, nachdem er »Apparition Hill« gesehen hatte, und schlug vor, das Werk bei der Jury der Academy Awards einzureichen. Er war so fasziniert davon, weil er selbst Medjugorje bereist und dort die göttliche Offenbarung gespürt hatte. So kam das Ganze ins Rollen.
Wie sind Sie auf das Thema Marienerscheinungen gekommen? Persönlicher Glaube?
Nein, eher Zufall. Für meinen Roman »The Sound of Many Waters« habe ich vor ein paar Jahren über ein Ureinwohnervolk Floridas, die Timucua, geforscht. Dabei habe ich Unmengen an spannendem Material gefunden. In St. Augustine stieß ich auf einen Schrein der Heiligen Maria aus den Zeiten der spanischen Eroberer. Zugleich kenne ich Bosnien-Herzegovina schon seit Jahrzehnten von vielen Besuchen, spreche sogar ein paar Worte Kroatisch. Irgendwann kam dann alles zusammen.
Aber Ihre wahre Liebe ist Florida?
Ja natürlich – es ist in meinem Blut, in meinem Kopf. Mein Debütroman war meine Liebeserklärung an Florida. Der Atlantik, die vielen artesischen Quellen im Inland – seit meiner Kindheit faszinieren mich deren Geschichten und Geheimnisse.
In »The Sound of Many Waters« spielt ein mystisches Gewässer eine Hauptrolle...
... bei dessen Beschreibung ich stets die Alexander Springs im Ocala National Forest vor Augen hatte. Aber auch fremde Welten und Kulturen reizen mich, die ganz anders sind als meine. Und die suche ich auf meinen Reisen. Fast hätten meine Frau Lisa und ich uns mal in Neuseeland niedergelassen...
... wäre das Heimweh nach Florida nicht größer gewesen?
Richtig, das überkommt einen, wie wir gemerkt haben, tatsächlich in regelmäßigen Wellen. In der Kindheit erlebt man alles enorm intensiv und formt seine Identität. Es entsteht eine unglaubliche Vertrautheit. Ich bin im und auf dem Wasser Floridas groß geworden. Daher spielt es auch eine zentrale Rolle in meinem Roman. So oft ich kann, gehe ich mit meinen Kindern auf dem Indian oder dem Banana River fischen. Wir fahren mit Kajaks oder dem Motorboot raus. Das schafft Verbundenheit. Wir lieben es auch zu schnorcheln und tauchen zu gehen. Und sind dabei oft Delfinen so nahe, dass wir ihnen in die Augen sehen können!
Sieht ganz danach aus, als würden Ihnen noch einige Lieblingsflecken in Florida einfallen, die Sie uns verraten können.
Hontoon Island ist beispielsweise so ein Ort. Man erreicht es mit einem privaten Boot oder per Fähre. Es ist wirklich wundervoll. Natürlich steckt ein bisschen davon in meinem Buch. Die überwachsenen Pfade, die die floridianischen Ureinwohner einst geschaffen und mit ihrem Leben gegen die Spanier verteidigt haben. Fantastisch! Oder die Keys. Seit ich denken kann, fahren wir in den Ferien da runter. Meine Familie besitzt dort ein Häuschen. In zwei Stunden ziehen wir dann schon mal ein Dutzend Goldmakrelen aus den Fluten.
Können wir uns schon bald auf eine spannende Verfilmung von »The Sound of Many Waters« freuen?
[Lacht.] Wir arbeiten dran! Meine Partnerin bei Stella Mar Films Cimela Kidonakis und ich haben schon jede Menge Ideen für das Skript. Jemand wie Javier Bardem wäre meine Traumbesetzung für den Hauptdarsteller, den Konquistador Dominic.
Perfekt! Er wartet sicher schon ganz ungeduldig in irgendeinem Studio auf Ihr Drehbuch.
Ich bin schon gespannt auf seinen Gesichtsausdruck, wenn die Timucua dem Macho ibérico den Stammesnamen »Wütendes Eichhörnchen« verpassen. [Lacht.] Sie haben mein Buch also wirklich gelesen!
... und jede Zeile verschlungen! Sean, wir danken Ihnen für das Gespräch!