Einstweilen noch für Besucher geschlossen: der Fort Lauderdale Beach im Miami-Dade County (Foto © /Greater Fort Lauderdale CVB)
In einer Pressekonferenz am Mittwoch verkündete Floridas Gouverneur Ron DeSantis seine Bereitschaft, die generellen Geschäftsschließungen auch in den drei südfloridianischen Countys Palm Beach, Broward und Miami-Dade aufheben zu wollen, sobald dies möglich sei. Er verstehe, dass die dortigen Gastronomen und Einzelhändler die gleichen Möglichkeiten haben wollten, ihren Geschäften nachzugehen, wie ihre Kollegen in anderen Teilen des Sunshine State und arbeite bereits mit lokalen Verantwortlichen an einer Lockerung der Restriktionen. Wie die "Palm Beach Post" berichtet, fügte DeSantis hinzu, außerdem an Regelungen zu arbeiten, die es auch bisher noch geschlossenen Arten von Unternehmen, insbesondere Friseuren und Barbieren, erlauben würden, so bald wie möglich wieder zu öffnen. "Einfach nur nein zu sagen" sei nicht akzeptabel, betonte er. Um welche Art von Geschäft es sich auch immer handele, wenn die Möglichkeit bestehe, das Infektionsrisiko dort so weit herabzusetzen, dass es "sicher" sei, sollte man diesen Weg beschreiten. Einen Zeitplan nannte der Gouverneur nicht, hob aber hervor, dass es sich bei den bisherigen Wiederöffnungsmaßnahmen nur um "vorsichtige Schritte" handele, keineswegs um eine grundlegende Änderung der Politik im Hinblick auf die Corona-Pandemie.
Am Tag vor der Pressekonferenz hatte die Landräte des Palm Beach Countys DeSantis gedrängt, dass ihr County angesichts der niedrigeren Zahlen von Corona-Infizierten und -Toten anders als seine beiden Nachbarcountys behandelt und ihm schon bald gestattet werden sollte, das öffentliche Leben wie im übrigen Bundesstaat wieder in Gang zu bringen. Auf eine mögliche unterschiedliche Behandlung der drei Countys ging der Gouverneur in seiner Erklärung nicht ein, bestätigte aber, dass zwischen den Zuständen im Miami-Dade und im Palm Beach County "Welten" lägen. Bereits bei einem Treffen am vergangenen Freitag hatte die Kommission des Palm Beach County beschlossen, im Unterschied zum Broward und Miami-Dade County die Strände wieder für Besucher zu öffnen. Ein solches eigenmächtiges Vorgehen hatte der Gouverneur bei seiner Anordnung der Strandschließungen am 20. März den Countys ausdrücklich eingeräumt.
Was die COVID-19-Infektionen angeht, sind die Verhältnisse in den drei Countys allerdings de facto nicht so unterschiedlich, wie es aufgrund der absoluten Zahlen erscheinen kann. Zwar ist Miami-Dade, das mit 2,7 Millionen Einwohnern bevölkerungsreichste County Floridas, bundesstaatsweit am stärksten von der Pandemie betroffen: Seine am Mittwoch 13.371 gemeldeten Infektionsfälle entsprachen 35 Prozent der 38.002 Fälle in ganz Florida, und die 437 offiziellen Todesfälle machten rund ein Drittel aller Todesopfer im Sunshine State aus. Die Zahl der Corona-Toten pro 100.000 Einwohner liegt damit im Miami-Dade County bei über 16. Im Palm Beach County liegt die Gesamtzahl der offiziellen Todesopfer demgegenüber bei 224, im Broward County bei 240. Betrachtet man aber die relativen Zahlen, sind es im Palm Beach County 15 und im Broward County 12,5 Corona-Opfer auf 100.000 Einwohner. Ähnlich verhält es sich mit den Infektionszahlen: Während im Palm Beach County bis Mittwoch 3480 Infektionen gemeldet wurden, waren es im Broward County 5553, was 240 beziehungsweise 289 pro 100.000 Einwohner entspricht. Im Miami-Dade County lag diese Zahl bei 495. Hierbei darf allerdings nicht außer Acht gelassen werden, dass bislang nur in beschränktem Ausmaß getestet wurde und die tatsächlichen Infektionszahlen daher deutlich höher sein dürften, sodass die errechneten Pro-Kopf-Zahlen nur grobe Vergleiche zulassen. Im Miami-Dade County lag die Zahl der Tests am Mittwoch bei rund 102.500, was rund 3,8 Prozent der Einwohner entspricht. Im Broward County waren es rund 56.200 Tests (rund 2,9 Prozent), im Palm Beach County 36.700 (2,5 Prozent). Die Positivitätsrate, also die relative Zahl der positiven Tests, lag im Miami Dade County bei 13,9 Prozent, im Palm Beach und Broward County bei knapp unter 10 Prozent. Für Floridas Regierung gilt die Zahl von 10 Prozent als Richtwert, ab dem davon ausgegangen wird, dass die Pandemie im Rückgang begriffen ist und daher über Lockerungsmaßnahmen nachgedacht werden kann. In allen drei Countys ist der Prozentsatz der positiven Tests in den vergangenen Tagen zurückgegangen.