Halb Themenpark, halb Shoppingmall: der geplante "American Dream Miami" (Rendering: © Triple Five)
Nachdem der Rat des Miami-Dade Countys nach langer Diskussion nun mit 9 zu 1 Stimmen grünes Licht dazu gegeben hat, ein rund 704.000 Quadratmeter großes, noch nicht eingemeindetes Stück Land im Nordwesten des Countys von einer "Industrie- und Bürofläche" zur "Geschäfts- und Bürofläche" umzuwidmen, ist das Immobilienunternehmen Triple Five Group der Realisierung seines ganz speziellen "American Dreams" ein gutes Stück nähergekommen. Auf dem dreieckigen Landstück zwischen der Interstate 75 und der Schnellstraße Homestead Extension of Florida's Turnpike sollen nach dem Willen des Unternehmens 325.160 Quadratmeter Einzelhandelsfläche sowie auf 139.355 Quadratmetern verschiedene Freizeiteinrichtungen und Hotels mit insgesamt 2000 Zimmern entstehen. Die Gesamtfläche inklusive des öffentlichen Raums liegt laut dem Miami Herald bei rund 557.418 Quadratmetern. Als geplante Attraktionen nannte Triple Five eine Indoor-Skipiste, einen See, in dem man eine U-Bootfahrt unternehmen kann, eine Achterbahn, ein Aquarium und ein Theater mit einer Cirque-du-Soleil-Show. The Real Deal berichtet außerdem von einem 20 Rutschen umfassenden Wasserpark und einem 3-D-Kino mit 14 Sälen. Die Investitionssumme ist mit 4 Milliarden Dollar angesetzt.
"The American Dream Miami" wäre damit noch größer als das Triple-Five-Flaggschiff "Mall of America" in Minnesota, die von ihrer Gesamtfläche her bisher größte Mall der USA, die als meistbesuchtes Einkaufszentrum der Welt gilt. Triple Five rechnet mit jährlich 30 Millionen Besuchern und täglich etwa 70.000 Autofahrten zum und von dem Geschäfts- und Unterhaltungskomplex. Realisiert werden soll das Projekt gemeinsam mit dem Unternehmen Graham Companies, das vor allem als Entwickler der Stadt Miami Lakes bekannt wurde und dem ein großer Teil der Fläche gehört, auf der der Mall- und Unterhaltungskomplex entstehen soll. Graham Companies plant seinerseits einen mit 1.214.000 Quadratmetern noch deutlich größeren Kommerz- und Wohnkomplex auf einer Landfläche im südlichen Miami-Dade County, der im Rahmen der Sitzung ebenfalls vom County-Rat genehmigt wurde.
Angesichts seiner schieren Ausmaße und der damit verbundenen Probleme gibt es aber nach wie vor nicht wenige Gegner des Mammutprojekts. Umweltschützer sorgen sich um das empfindliche Ökosystem der nahen Everglades im Fall von sturmbedingten Überschwemmungen der riesigen Fläche des Geschäftskomplexes, Bewohner des nordwestlichen Miami-Dade Countys – insbesondere aus Miami Lakes – und des angrenzenden Broward Countys fürchten angesichts des erwarteten Verkehrsaufkommens vor allem die Verstopfung umliegender Straßen. Das Broward County drohte sogar, gegen das Vorhaben gerichtlich vorzugehen, willigte aber ein, darauf zu verzichten, nachdem Triple Five in Aussicht gestellt hatte, eine Summe von 650.000 Dollar in die Modernisierung der Verkehrsbeleuchtung entlang des Miramar Parkways zu investieren. Eine Lobbygruppe anderer Mallbetreiber, die sich angesichts der Tatsache, dass der Einzelhandel durch die Onlineshops ohnehin unter starken Umsatzeinbußen zu leiden hat, um die übergroße Konkurrenz sorgen, forderte, dass American Dream Miami keinerlei staatliche Unterstützung bekommen solle. Ein genereller Verzicht auf Subventionen wurde vom County-Rat verworfen, aber immerhin wurde beschlossen, dass keine Steuermittel des Miami-Dade Countys in das Projekt fließen sollen – ein Votum, das allerdings in einer späteren Sitzung auch wieder revidiert werden kann.
Befürworter des Projekts verweisen vor allem auf die Arbeitsplätze: Laut Triple Five sollen 14.000 Jobs entstehen, fest zugesagt hat das Unternehmen im Rahmen eines Landkaufs vom Miami-Dade County allerdings nur 7.500 Stellen. Laut einer Studie des Unternehmens wird es sich bei 60 Prozent der Vollzeitbeschäftigungsverhältnisse um solche mit einem Jahreseinkommen von weniger als 25.000 Dollar handeln. Triple Five verweist aber auf 20.000 besser bezahlte Stellen, die im Rahmen der Errichtung des Komplexes entstehen werden. Daniella Levine Cava, das einzige Mitglied des 13-köpfigen County-Rats, das gegen beide Großprojekte stimmte, konnte diese Argumentation aber nicht überzeugen. Als Gründe für ihr Nein zu American Dream Miami nannte sie neben der Entstehung von nur relativ gering bezahlten Arbeitsplätzen eine unzureichende Lösung der zu erwartenden Verkehrsprobleme und die Tatsache, dass ein Unterhaltungskomplex, der einen Wasserpark und eine Skipiste mit künstlichem Schnee betreiben wolle, keinen Plan zum Wasserrecycling entwickelt habe. Außerdem unterminiere das Projekt die Investitionspläne des Countys in eine neue Schnellbahn.
Noch stehen für das Projekt aber eine Reihe von Genehmigungen durch das County aus, darunter Umweltschutzauflagen und der Nachweis eines ausreichenden Abwassersystems sowie einer ordentlichen Wasserverwendung. Außerdem muss der Bundesstaat Florida eine Summe von rund 200 Millionen Dollar in die Verbesserung der Zufahrtstraßen investieren. Die Regierung hat bereits einige Straßenerweiterungen und die Verbreiterung der Interstate in Aussicht gestellt, einen Teil der nötigen Erweiterungen muss das Unternehmen jedoch aus eigener Tasche bezahlen. Außerdem hat es über vorab zu zahlende Gebühren von 5,9 Millionen Dollar die Erweiterung von fünf Buslinien des Miami-Dade Countys zu der Riesenmall zu finanzieren. Dazu kommen eine Linie ins Broward County, private Shuttledienste sowie der Bau eines Verkehrszentrums für 12 Millionen Dollar.