Über viele Jahre waren Käufer mit liquiden Geldmitteln im Vorteil. (Foto: © Blend Images)
Wie der Sun Sentinel berichtet, gibt es zwar nach wie vor nicht wenige Fälle, in denen Einfamilienhäuser in Südflorida bar bezahlt werden. Der Rückzug professioneller Investoren aus dem Immobilienmarkt und der leichtere Zugang zu Bankkrediten haben aber zur Folge, dass heute wieder mehr Wohnhäuser über Hypothekendarlehen finanziert werden. So wurden nach einer Untersuchung der Immobilienmarktforschungsfirma ATTOM Data Solutions im zweiten Quartal dieses Jahres 46 Prozent der Einfamilienhäuser und Eigentumswohnungen bar bezahlt, während es im Vergleichszeitraum des vorigen Jahres 49 Prozent und 2014 noch 62 Prozent waren. Ihren Höhepunkt erlebten die Barverkäufe im ersten Quartal 2011 mit einem Anteil von über 70 Prozent.
Infolge der Wohnimmobilienpleite waren 2011 und 2012 Investoren auf der Suche nach Investitionsmöglichkeiten für ihre Bargeldreserven in Florida eingefallen, um angesichts der niedrigen Immobilienpreise einen Reibach bei Zwangsversteigerungen und Schnäppchenkäufen zu machen. Dies führte dazu, dass Kaufinteressenten, die auf Kredite angewiesen waren, kaum Aussichten hatten, für sie interessante Immobilien zu erwerben, da die Verkäufer aus nachvollziehbaren Gründen Bargeld den Vorzug gaben, zumal bei Barverkäufen zumeist keine Wertgutachten erstellt werden und die Immobilien daher oftmals zu einem höheren Preis verkauft werden können. Heute dagegen gibt es nach den Worten von David Dweck, Gründer des Boca Real Estate Investment Clubs, in Anbetracht steigender Immobilienpreise und weniger schuldenbelasteter Häuser auf dem Markt nur noch relativ wenige Objekte, die für solche Investoren einen ausreichenden Profit versprechen. Zwangsversteigerungen werde es zwar immer geben, aber von dem damaligen Ausmaß sei man heute weit entfernt.
Nach der Hypothekenpleite hatten die Finanzinstitute ihre Kreditvergaberichtlinien verschärft und es Erstkäufern und anderen Kaufinteressenten dadurch schwergemacht, sich für Hypothekendarlehen zu qualifizieren. In den vergangenen Jahren wurden die Bestimmungen aber im Zuge der Erholung des Immobilienmarktes nach und nach wieder gelockert. Zugleich sorgten die auf einem historischen Niedrigniveau stehenden Zinsen dafür, dass immer mehr Eigenheime über Hypotheken finanziert wurden. Nach Aussage von Jim Flood, Regionalmanager des Hypothekenmaklerunternehmens Supreme Lending in Fort Lauderdale, waren Analysten davon ausgegangen, dass die US-amerikanische Zentralbank FED in diesem Jahr die Zinsen erhöhen würde. Stattdessen seien sie lediglich "feinjustiert" worden, sodass ein typischer Käufer noch immer eine über 30 Jahre laufende Hypothek zu einem festen Zinssatz von weniger als 4 Prozent erhalten könne. Bei einer Laufzeit von 15 Jahren sei sogar ein Zinssatz um 3,25 Prozent möglich. Laut Stephen B. McWilliam, Präsident der in Fort Lauderdale beheimateten Florida State Realty Group, griffen daher oftmals sogar Käufer, die eigentlich über genügend Finanzreserven verfügten, auf Hypotheken zurück, da sie ihr Geld auf diese Weise anderweitig gewinnbringend anlegen könnten.
Nur bei Eigentumswohnungen sieht die Situation allerdings noch etwas anders aus: Wie Ryan Paton, Präsident der Capitol Lending Group in Fort Lauderdale, erläutert, gibt es hier noch immer stärkere Restriktionen bei der Kreditvergabe, da die staatlich geförderten Hypothekeninstitute Fannie Mae und Freddie Mac keine Darlehen für Gebäude absichern, an denen zu viele Investoren beteiligt sind und bei denen aus den zur Verfügung gestellten Dokumenten nicht in ausreichendem Maße hervorgeht, wie hoch die verfügbaren Finanzreserven für die Immobilie sind. Aus diesem Grund würden noch immer die meisten Apartmentverkäufe bar bezahlt. Nach Aussage von Paton müssten vor allem die Besitzer der Eigentumswohnanlagen ihre Hausaufgaben machen, um den Markt auch hier für Käufer zu öffnen, die auf Hypothekendarlehen angewiesen sind.