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In-Restaurant: Michael's Genuine (Foto: © Michael's Genuine Food & Drink)
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Kunstgenuss in der Margulies Collection (Foto: © The Margulies Collection)
Es fing schon zu Hause vor dem Computer an. Das Fernweh zerrte seit Wochen an uns wie das Seil beim letzten Wakeboarden auf unserem Dorfsee. Mit jedem Durchklicken der unzähligen Hotels wurde dieses leidenschaftliche Gefühl intensiver. Stunden des Beurteilens und Vergleichens. »Halt! Was ist mit dem da?«, schreit mein Partner plötzlich forsch neben mir und tippt aufgeregt auf das Display. Ich grinse milde. »Das Breakwater, schon klar! Models gucken direkt am lauten Vergnügungs-Epizentrum Miamis, dem Ocean Drive, verstehe.« Ein flüchtiges Achselzucken bei ihm, »Dann schlag‘ doch was Besseres vor!« Jawohl, das tue ich auch. Ich küsse ihn (das wirkt immer, wenn ich etwas erreichen will) und gurre: »Das hier ist doch toll!« Verdammt, denkt er bestimmt. Das Shula's. Ein Boutique-Luxusresort irgendwo in den Vororten zwischen Miami Airport und Fort Lauderdale. Aber ich habe einen Trumpf, den ich genau jetzt ausspielen werde: »Liegt direkt am Sun Life Stadium.« »Na, dann.« Ich wusste, ich hatte gewonnen. Und er meinen Wunsch angenommen.
Als wir am ersten Abend unseres Traumurlaubs im heißen Jacuzzi des »The Spa at Shula's« versinken, die »Welcome«-Flasche Champagner leeren und uns in die Augen schauen, wissen wir eh: »Yeah, that's it!« Wir glückstrunken VOM Blubberwasser IM Blubberwasser – einfach herrlich! Draußen geht vermutlich gerade die südliche Florida-Sonne in feurigem Lavaorange unter. Wir brennen auch – auf den kommenden Tag. Der soll prall gefüllt sein wie das Leben in Miami, welches ein verflixt genialer Balanceakt zwischen Rausch und Relaxen ist.
Morgens um fünf. Ich bin bereits wach. Dem Jetlag sei Dank. ER schläft noch, fast begraben unter all den Kopfkissen. Ich schlüpfe unter der wäschesteifen Bettdecke hervor, tapse auf Zehenspitzen über den warmen Holzboden und pelle mich leise ins Sportoutfit. ER träumt weiter – höchstwahrscheinlich von den sich sonnenden Babes am South Beach. Auf dem Weg ins Gym (im Shula's heißt es »Athletic Club«!) stoppe ich an der Rezeption, um einen frühen Termin im AVEDA-Salon zu erhaschen. Die bieten nämlich diesen einzigartigen Glossing-Service, der jedes Haar in eine hochglänzende Prinzessinnenmähne verwandelt. Exakt das, was ich für den heutigen Tag brauche! »For what time shall I put you down?« »Eight, please.« »Sure.« Während der junge Mann in seine Kladde kritzelt, schweift mein Blick auf die Schwarz-Weiß-Fotografien über dem Tresen. Ich sehe Milchflaschen und breitschultrige Football-Spieler (die Hotelgründer sind Milchbaron »Graham« und Ex-Celebrity-Football Coach »Don Shula«), die lachend ihre Trophäen in den Himmel recken.
Als ich ins Zimmer zurückkehre, frisch geduscht, meinen Körper in einen AVEDA-Konkon gehüllt, schlummert ER immer noch. Ich ziehe ihm ein Kissen unterm Kopf weg, verwirrt starrt er mich an. »Wow.« Oha! Er hat registriert, dass ich schon aktiv war.
Der gemeinsame Tag beginnt jetzt. Mehrere Kaffee und einige frisch gepresste Florida-Orangensäfte später rasen wir im Taxi Richtung South Beach. Die Fensterscheiben sind weit geöffnet, der Fahrer dreht am Radio, der feuchte Wind verwirbelt unser Haar. Da: vor uns die glitzernde Oceanfront. Die Reifen quietschen ein bisschen, als wir vor dem Nikki Beach halten. Jetzt heißt es »Hello Beach Brunch Party.« Yeah! Wir verschmelzen mit der Morgensonne, als wir uns ein Plätzchen im Sand suchen und der Himmel über uns alle Farben auffährt, die er zu bieten hat.
Wir pendeln munter zwischen den Omelett-, Carving- und Crêpe-Stationen. Springen zwischendurch ins Meer, die Badesachen trocknen schnell. Nur gut, dass ich heute bereits beim Sport war, trotzdem befinde ich mich mitten im größten Frauenkonflikt. Waffeln, Muffins, Bagels. Ich will auf nichts verzichten, nehme mir Zeit zum Durchprobieren. ER häuft sich Berge von Sushi und Pasta auf den Teller. Ich schaue fragend: »Ganz ehrlich, meinst Du, dass roher Fisch um zehn Uhr das Richtige ist?« »Passt doch – zu Hause ist's 16 Uhr«, antwortet er, während er sich an ein paar Jeans-Shorts-Mädchen vorbei zu unserem Tisch durchschlängelt. Bestechende Logik! Nikki's Brunch läuft offiziell bis 16 Uhr – aber so lange werden wir nicht bleiben. Ich möchte mir nämlich gar nicht vorstellen, wie viele Rollen in den Körper meines Partners passen.
Vom Miami Beach-Hotspot, wo jüngst »The Real Housewives of Atlanta« gefilmt wurde, setzen wir uns wieder ins Taxi und schauen, dass wir pünktlich zum »Anstoß« der Miami Dolphins ins Sun Life Stadium kommen. 13 Uhr. Schnell eine Portion scharfe Nachos und zwei Cokes gekauft, dann schlagen wir uns zu den Top-Plätzen im oberen Rang durch. ER glüht die ganze Spielzeit vor Freude wie eine überreife Preiselbeere. Hey! Nach einem Tackle von sexy Nummer 77, Jake Long, tauchen unsere Gesichter im Rahmen der sogenannten »Kiss Cam« auf. Plötzlich schwillt zunächst zaghaftes Klatschen zu rhythmischem, donnerndem Applaus, mittendrin ein paar Pfiffe. Ich lege den Kopf nach hinten. Schmatz. Unser lässiger Kuss auf übergroßem Arena-Bildschirm und womöglich vor den Augen von Millionen Fernsehzuschauern. Wahnsinn!
Cut. Auf zur nächsten Runde. Vom Dan-Marino-Boulevard im Norden schnurren wir rüber nach Wynwood, nördlich von Downtown. Was auf uns wartet? Unverwechselbare, eigenwillige Kunst. Kein Mainstream, sondern schrille Artistik. Der Ernst des Lebens muss draußen bleiben. Die Art Basel Miami Beach hat den ehemaligen Warenhaus-Distrikt zu einem internationalen Kunstmekka geformt. Im »The Warehouse« sitzen wir auf einer der schmalen Bänke. Vor uns weiße Wände. Im Rücken die weiße Skulptur einer Frau. Wir fachsimpeln, was die Bronzeskulptur von eben darstellt. »Zwei ineinander verschlungene Körper«, meint ER. »Auf keinen Fall. Das ist ein Anker.« »Excuse me?!« – ein vollbärtiger Typ in einem feinen Anzug sieht mich mit gekräuselter Stirn an. »You are sitting on an installation object!« »Sorry, I am so sorry!« Wir springen auf. »Du, war das der Galerist Martin Z. Margulies?« »Ich hoffe nicht.« Wegen eines einzigen Satzes fliehen wir aus der faszinierenden 4.000 Quadratmeter großen Ausstellung. Der Tag ist bereits fortgeschritten, und der neonlichterfunkelnde Abend stülpt sich über Miami.
Aber wir verspüren auf einmal riesigen Appetit, vielleicht liegt es an unserem inneren Barometer, das bei dunklerer Himmelsfärbung »Hunger« anknipst. Und weil Wynwood auch Gourmet-Zone ist, bleiben wir gleich da. ER schlägt vor, ins Mi-chael's Genuine Food & Drink zu gehen. Sehr gerne! Chef Michael Schwartz aus Philadelphia hat bereits alle US-Kochshows durch und den James Beard Award gewonnen. Er kochte sich quer über den Kontinent von New York bis Los Angeles und führt Restaurants auf dem Kreuzfahrtschiff »Oasis of the Seas« und auf den Caymans. New York Times und Wall Street Journal überschlagen sich mit Lob für seine kulinarischen Kreationen. Michael is(s)t gut. Zuletzt hat er sogar die Restaurantführung im angesagten »Raleigh Hotel« (hat einen der schönsten Pools der Welt!) in South Beach übernommen. Gut, dass wir jetzt seine Künste testen können.
»Ich nehme Kumomoto Oyster und 12 oz. New York Strip Steak.« »Klingt super, ich auch«, sagt ER und winkt der makellos schönen Kellnerin. Miami-gerecht lassen wir den Abend im Club »LIV« des legendären Fontainebleau Hotels ausklingen. Wir flätzen auf coolen Lounge-Sofas, über uns zittern die Kronleuchter im DJ Sound. Hier legte schon David Guetta auf. ER legt seine Hand auf meine Beine. Immer dann, wenn ein Strahl der Lightshow über die Tanzfläche zuckt. Es ist viel zu spät. Was soll's. Wir hatten nur diesen einen Tag.
HIGHLIGHTS UNSERES KURZBESUCHES
Shula's Hotel & Colf Club
6842 Main Street, Miami Lakes
Reservierungen (305) 821-1150
Doppelzimmer ab 199 Dollar
Miami Dolphins
Sun Life Stadium
347 Don Shula Drive, Miami Gardens
Telefon (305) 943-8000
The Margulies Collection
591 NW 27th Street, Miami
Telefon (305) 576-1051
Mi bis Sa von 11 bis 16 Uhr, Eintritt 10 Dollar
Michael's Genuine Food & Drink
130 Northeast 40th Street, Miami
Reservierungen (305) 573-5550
LIV Nightclub
im Fontainebleau Hotel Miami Beach
4441 Collins Avenue, Miami Beach
Telefon (305) 674-4680