Miamis Straßen werden neuerdings ohne Glyphosat vor Unkraut geschützt. (Foto © Anil Gurcay Dede/Shutterstock.com)
Glyphosat, das weltweit vor allem in der Landwirtschaft als Bestandteil des Breitbandherbizids Roundup, aber auch in privaten und öffentlichen Grünanlagen zur Unkrautbekämpfung eingesetzt wird, lässt sich mittlerweile überall in der Umwelt nachweisen, sei es in der Luft, in Nahrungsmitteln oder im Fluss- und Meerwasser. Angesichts dieser vor dem Hintergrund seiner vermuteten Karzinogenität dramatischen Entwicklung hat sich die Stadtkommission von Miami entschlossen, das Pflanzengift aus Miamis Parks und Grünstreifen zu verbannen.
Nach Aussage des Kommissionsmitglieds Ken Russell, einem der Unterstützer der Resolution, gegenüber den Miami New Times waren es die Wasserblüten von Blaugrünbakterien (Blaualgen), die "red tide" und die Fäkalienkontaminierung der Küstengewässer Floridas, die ihn dazu brachten, sich über den Einsatz von Pestiziden durch die Stadt Gedanken zu machen. Vor allem Miamis Regenwasserableitung habe ihm zu denken gegeben, durch die immer wieder schmutziges, ungefiltertes Wasser von den Straßen in die Biscayne Bay gespült werde. Schließlich sei die Wasserqualität für die Stadt von großer Bedeutung. Es sei gut, die Einwohner dazu aufzufordern, in ihren Gärten verantwortungsbewusster mit Pflanzenschutzmitteln umzugehen, aber auf der anderen Seite sei es unabdingbar, dass auch die Stadt selbst ihren Beitrag dazu leiste, die Umweltbelastung möglichst gering zu halten.
Laut den von der Stadtverwaltung veröffentlichten Zahlen hat allein die Abteilung für Instandhaltung und öffentliche Arbeiten bisher jährlich etwa 18.170 Liter Glyphosat-Produkte eingesetzt, um Unkräuter von den Straßen und Gehwegen Miamis zu entfernen. In der Vergangenheit hatten bereits andere floridianische Städte wie Miami Beach und Stuart den öffentlichen Einsatz von Glyphosat untersagt. Auch weltweit wurde die Verwendung von Glyphosat vor allem aus Angst vor Krebs in vielen Städten oder sogar ganzen Ländern verboten oder zumindest beschlossen, seine Verwendung deutlich zu reduzieren. Obwohl eine karzinogene Wirkung des Pflanzengifts auf den Menschen bisher nicht eindeutig nachgewiesen werden konnte, bewertete es die Weltgesundheitsorganisation (WHO) 2015 als "wahrscheinlich krebserregend".
Im vergangenen Jahr war der Chemiekonzern Monsanto, der das Herbizid in den 1970er-Jahren auf den Markt gebracht hatte, von einem Gericht zur Zahlung von 78,5 Millionen Dollar an einen ehemaligen für die Schädlingsbekämpfung zuständigen Farmangestellten in Kalifornien verurteilt worden. Das Gericht sah es aufgrund der Aussage von Zeugen als erwiesen an, dass der Kontakt des Klägers mit dem Gift ursächlich mit dem bei ihm aufgetretenen Non-Hodgkin-Lymphom, einer Form von Lymphdrüsenkrebs, in Zusammenhang stand. Eine jüngst in der medizinischen Fachzeitschrift Mutation Research veröffentlichte Studie kam ebenfalls zu dem Schluss, dass es "allem Anschein nach einen zwingenden Zusammenhang" zwischen der Aufnahme von glyphosatbasierten Herbiziden und einem erhöhten Risiko zur Ausbildung eines Non-Hodgkin-Lymphoms gebe.