Rund 1,8 Millionen Puerto-Ricaner leben bereits in den USA. (Foto: © Peter Hermes Furian)
Nachdem erst Anfang September der Besuch von Irma in Puerto Rico zu gravierenden Schäden geführt hatte, fegte am 20. September Maria als Wirbelsturm der Kategorie 4 über die Insel hinweg. Seitdem ist das US-Territorium noch immer großenteils ohne Strom, und angesichts zerstörter und versperrter Straßen und Brücken können viele im Hafen von San Juan angelandete Hilfsgüter wie dringend benötigte Nahrungsmittel und Trinkwasser nur schwer zu den Menschen ins Inselinnere transportiert werden. Laut Orlando Weekly wies Floridas Gouverneur Rick Scott gegenüber der Presse außerdem darauf hin, dass es für Puerto Rico als Insel mit bergigem Terrain weitaus schwieriger sei, seine Infrastruktur nach einem solchen Sturm wieder aufzubauen, als für den zuvor von Irma heimgesuchten Bundesstaat Florida.
Wie die Tampa Bay Times schreiben, ist möglicherweise mit Zehntausenden von Sturmflüchtlingen aus Puerto Rico zu rechnen. Nach Aussagen von Emily Bonilla, einer Landrätin im Orange County, die selbst puerto-ricanischer Abstammung ist, könnten mehr als 100.000 Menschen in den kommenden Monaten von der Inseln nach Florida kommen. Da in Zentralflorida bereits Hunderttausende von Puerto-Ricanern lebten und diese allgemein sehr familienorientiert seien, müsse sich speziell der Großraum Orlando in den kommenden Monaten auf eine große Einwanderungswelle, insebesondere von Angehörigen, einstellen.
Der Freistaat Puerto Rico ist seit 1898 US-Territorium, aber kein eigenständiger Bundesstaat. Auch gehört die Karibikinsel keinem US-Bundestaat an, sondern verwaltet sich selbst. Die Bürger der spanischsprachigen Insel sind prinzipiell vollwertige US-Staatsbürger mit allen Grundrechten, können allerdings nicht an den Präsidentschaftswahlen teilnehmen. Die letzten 10 Jahre Puerto Ricos waren von einer großen Depression geprägt, seit 2015 ist der Inselstaat bankrott. Daher verließen bereits vor allem zahlreiche junge Menschen die Insel und ließen sich auf dem US-amerikanischen Festland nieder. Florida und hier besonders Zentralflorida ist traditionell bei Puerto-Ricanern ebsonders beliebt.
Mit wie vielen Menschen genau nun nach dem Hurrikan zu rechnen ist, und wie lange sie bleiben werden, ist derzeit noch unklar. Laut Gouverneur Rick Scott ist Florida jedoch gut auf die Zuwanderung vorbereitet. Vor allem Schulen, Universitäten und staatliche Unterkünfte stellen sich auf einen zumindest temporären Ansturm von Neubürgern aus der Karibik ein. Aufgrund seiner Gespräche mit dem puerto-ricanischen Gouverneur Ricardo Rossello wisse Scott allerdings, dass man dort auf eine baldige Rückkehr möglichst vieler Menschen setze, um gemeinsam die Infrastruktur auf der Insel wiederaufzubauen.