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Ausgerechnet das beschauliche St. Petersburg suchte sich der rebellische Schriftsteller als Wohnort aus. (Foto: © A. Lenzholzer)
Kerouac, der mit seinem Roman "On the road" (Unterwegs) den Geist der Beat Generation niederschrieb und der ihn weltberühmt machte, wählte St. Petersburg als seinen letzten Stopp. In einem kleinen Bungalow in der 10th Avenue North verlebte er die letzten Jahre seines Lebens.
Der Rasen könnte mal wieder gemäht werden, aber sonst sieht das Haus mit der Hausnummer 5169 aus wie jedes andere auch, zumindest fast. Nur der Briefkasten und der Eingangsbereich quellen über von Briefen und handgeschriebenen Notizen.
"Egal, wie oft die Briefe entfernt werden, in ein paar Tagen sind wieder neue da", erzählt Margaret Murray, Sekretärin der Friends of Kerouac House-Organisation, in einem Interview mit der Tampa Tribune. Und Pat Barmore, Präsidentin der Organisation, die sich um den Erhalt des Hauses kümmerte und bis vor kurzem noch als Hausmeisterin tätig war, ergänzt: "Für Fans ist dies hier ein kosmischer Briefkasten, durch den sie ihren Himmel erreichen können."
Kerouac selbst fand sein Stückchen Paradies im Garten hinter dem 158 Quadratmeter großen Bungalow, in dem er auch so manche Nacht unter freiem Sternenhimmel verbrachte. Seine Mutter und seine Ehefrau scheuchten die Fans davon, wenn der Kult-Autor Ruhe wollte – und gelüstete es ihm nach Aufmerksamkeit, machte er sich auf eine Tour durch die Stadt, die meist mit einem Whiskey und viel Bier in der Flamingo Sports Bar (1230 Ninth St. N) endete.
Kerouacs letzte Jahre waren geprägt von Alkohol und Selbstzweifeln. Doch so wenig spektakulär seine letzten Jahre bis zu seinem Tod am 21. Oktober 1969 auch gewesen sein mögen, für seine Fans ist das Häuschen zu einer Art Pilgerstätte geworden. "Ich glaube, Leute wollen noch heute mit Kerouac in Kontakt treten, weil er für sie etwas repräsentiert, das größer war als sie und ihr Alltagsleben", meinte Kristy Anderson im Interview mit der Tampa Tribune. Die Filmemacherin arbeitet derzeit an einer Dokumentation über Kerouacs Leben in Florida.
Die "Friends of Kerouac House" hatten gehofft das derzeit leer stehende, und zeitweilig für 199.000 Dollar zum Verkauf angebotene, Einfamilienhaus kaufen und in ein Museum oder eine Schreibwerkstatt umwandeln zu können. Doch dann nahm Kerouac's Schwager John Sampas den Bungalow wieder vom Markt. Doch die Friends of Kerouac geben nicht auf, organisieren weiter Spendenaktionen und laden auch immer wieder zu Kerouac-Touren durch St. Peterburg. Und die Fans kommen, so oder so.