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Alles in Ordnung: Taucherin gibt ihrem Tauchbuddy ein Zeichen. (Foto: © Rich Carey)
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Tropische Fische tummeln sich am Riff. (Foto: © Frantisehojdysz)
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Im Schwebezustand: Tauchen über dem Korallenriff. (Foto: © Rich Carey)
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Schwimmweste an, Taucherbrille auf – und los geht's. (Foto: © H2O Dive Center)
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Schön, aber in Florida nicht gern gesehen: der Lionfish. (Foto: © Beth Swanson)
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Begegnung mit der Karettschildkröte. (Foto: © Rich Carey)
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Auf Beutezug: Caribbean Reef Shark. (Foto: © Frantisehojdysz)
Vor uns liegt nur das schillernde blaue Meer. Helltürkis leuchtet es über den weichen Unterwasser-Sandbänken und in dunkleren Blautönen über den Riffen des Atlantischen Ozeans. Während sich die Kinder im Netz am Bug des Katamarans in der Sonne räkeln, versuche ich, dem Rat des Kapitäns zu folgen und einfach in die Ferne zu schauen, dorthin, wo sich das glitzernde Wasser mit dem Horizont vereint. Wir sind jetzt vielleicht 20 Minuten unterwegs, und mir ist leider richtig schlecht. Beim nächs-ten Mal werde ich mit Sicherheit kein Schinken-Käse-Sandwich vor dem Schnorchel-Ausflug essen. Jetzt freuen sich ohnehin nur die Fische darüber.
Bei meinem ersten Boots-Abenteuer habe ich einiges gelernt. Und übel wurde mir – großes Ehrenwort – kein zweites Mal. Ganz im Gegenteil: Nachdem ich einmal in die Unterwasserwelt Südfloridas eingetaucht war, hat es mich einfach nicht mehr losgelassen. Ich habe sogar den Tauchschein gemacht. Denn mir wurde klar: Florida ist unter Wasser am allerschönsten! Entlang der südöstlichen Küste des Sunshine State verläuft parallel zu den Florida Keys von Key Biscayne über Key Largo und Key West bis hinunter zu den Dry Tortugas, die noch gut 100 Kilometer weiter westlich liegen, das drittgrößte Korallenriff der Welt. Nur das Great Barrier Reef vor der Nordostküste Australiens und das Mesoamerican Reef in Belize sind größer.
Als wir vor Anker gehen, sind wir alle bereits bestens vorbereitet. Die gelben Schwimmwesten sind halb aufgeblasen, die Taucherbrillen mit Spucke präpariert. Angeblich beschlagen sie dann nicht so schnell. Wir wissen, dass wir nicht allein losschnorcheln sollen. Und Korallenriffe dann am schönsten sind und bleiben, wenn man sie nur anschaut. Außerdem kann man sich ziemlich böse an ihnen schneiden – und an Feuerkorallen auch verbrennen. Noch dazu ist uns so richtig schön heiß. Also nichts wie ab ins Meer!
Mit wackeligen Schritten watschele ich meinen drei Mädchen zum Rand des Katamarans hinterher. Das Gedränge löst sich schnell auf, und bald sind von den meisten Schnorchlern, nun ja, nur noch die Schnorchel, die gelben Westen und die bunten Badehosen zu sehen. Während die Kinder mit einem großen Satz ins blaue Nass springen, klettere ich ein wenig vorsichtiger die breiten Stufen hinunter ins Meer. Schnell versichere ich mich, dass alle Kinder in meiner Reichweite auf der Wasseroberfläche dahintreiben, dann tauche ich selbst ein in die Unterwasserwelt, die mit über 600 Quadratkilometern so groß ist wie 480.000 olympische Schwimmbäder.
Noch in den 50er-Jahren wurde die bunte Unterwasserwelt vor Floridas Küste von Tauchern attackiert. Mit Hämmern und Dynamit bewaffnet, beraubten sie die Riffe ihrer farbenfrohen Korallen, sammelten gigantische Muschelhörner, Seesterne und Schwämme, um sie an Touristen-Shops und Straßenhändler zu verhökern. Mit jedem Anker, der ins Meer geworfen wurde, wurde ein weiteres Stück Lebensraum der Meeresbewohner zerstört.
»Wir hatten in den USA grandiose Nationalparks wie Yellowstone oder Yosemite, aber alle waren an Land. Niemand hatte daran gedacht, auch die Unterwasserwelt zu schützen«, erklärte Dr. Billy Causey, Regionaler Direktor des Nationalen Meeresschutz-Programms, zum 50. Gründungsjubiläum des Parks. Denn zum Glück gab es schon in den 50er-Jahren einige Visionäre, die dem Hämmern an und Sprengen von Korallenriffen Einhalt geboten. 1960 war damit Schluss. Und dank der – angeblich beim Pokerspielen gewonnenen – finanziellen Un-terstützung des Miami-Herald-Reporters John Pennekamp wurde 1963 der erste Unterwasser-Naturschutzpark der USA Wirklichkeit.
Ein Schwarm gelb gestreifter Fische umringt mich neugierig. Ich folge ihnen über eine Sandbank zum nächsten Riff, staune über die roten wogenden Blätter der Korallen und die Verästelungen der Geweihkorallen, wage es sogar, die Luft anzuhalten und ein wenig tiefer abzutauchen. Da sehe ich auf einmal aus dem Augenwinkel eine Wasserschildkröte. Einige andere Schnorchler haben sie auch entdeckt und schwimmen in dieselbe Richtung. Majestätisch bewegt sich das große Reptil durch das kristallklare Blau.
Der seit 1968 unter Naturschutz stehende Biscayne National Park ist eines der besten Tauch- und Schnorchelgebiete in den USA. Rund 95 Prozent der Fläche des rund 400 Quadratkilometer großen Nationalparks, der etwa zehn Kilometer entfernt vom Festland parallel zur Küste verläuft, sind mit Wasser bedeckt. Zwischen den 25 bewaldeten Inseln liegen zahlreiche längst überwachsene Schiffswracks auf Grund, historische Zeugen aus dem 16. Jahrhundert, als die ersten Spanier versuchten, in Südflorida Fuß zu fassen. Wegen der plötzlich auftretenden Stürme und der unberechenbaren Korallenriffe galt die Biscayne Bay als äußerst gefährlich. Die verwegenen Seefahrer, die es trotz aller Naturgewalten und Piraten-Übergriffe bis ans Land schafften, wurden von den heimischen Glades-Indianern abgewehrt. Noch heute ist die Bucht von Biscayne Bay nur mit dem Boot zu erreichen – und gilt bei Tauch- und Schnorchelfreunden daher als echter Geheimtipp.
Im Süden geht das Unterwasserschutzgebiet in den John Pennekamp Park über, nördlich liegen die Inseln von Key Biscayne. Am Leuchtturm des Billy Bags Parks an der Südspitze von Key Biscayne haben meine Kinder ihre ersten Schnorchelerfahrungen gemacht. Rund um die Felsen des aus großen Steinen errichteten Piers wimmelt es von kleinen und größeren Fischen, die mit der in der Ferne glitzernden Skyline von Downtown Miami um die Wette schillern. Wer jedoch die Wunderwelt der tropischen Gewässer Südfloridas in seiner vollen Pracht erleben möchte, sollte sich entweder selbst ein Boot mieten oder eine geführte Schnorchel- oder Tauchexkursion buchen.
Ein paar Tage nach unserer Schnorcheltour wage mich in voller Taucher-Montur in die Tiefen des Ozeans vor – natürlich an der Seite eines Tauchlehrers, sonst könnte ich schnell die Orientierung verlieren. Wie schwerelos schweben wir 15 Meter unter der Wasseroberfläche. Nur das Geräusch des eigenen Atems ist zu hören. Vor mir krabbelt ein kleiner Krebs über einen Stein, ich folge ein paar schönen Fischen – aber nur solange ich die knallrote Badehose meines Tauchlehrers im Augenwinkel sehe.
Ein wenig Überwindung kostet es mich immer noch, dem Sauerstofftank und Atemgerät zu vertrauen, wenn ich für den ersten Tauchgang unter Wasser gehe. Aber unter der Wasseroberfläche vergesse ich alle meine Sorgen – und zwar nicht nur die, dass mir die Luft ausgehen könnte. Bei jedem Tauchgang gibt es etwas Neues zu entdecken. Wir schwimmen durch eine natürliche kleine Höhle, einmal begegnen wir sogar einem Ammenhai, der sich von uns jedoch nicht stören lässt.
Wir schwimmen einfach weiter, als wäre nichts passiert. Aufgeregt habe ich meinen Tauchlehrer nur einmal gesehen und zwar beim Anblick eines Hummers, der groß genug war, um ihn für den Kochtopf mit nach Hause zu nehmen. Tja, trotz des Naturschutzes sind eben doch nicht alle Meeresbewohner vor uns Menschen sicher. Allerdings gibt es auch für die Hummer ausgeschriebene Schutzgebiete. Außerdem dürfen keine Eier tragenden Weibchen geerntet werden, und auch Hummern unter einem Pfund bleibt der Weg auf den Herd erspart.
Neben Hummer-Jagd und Speerfischen bieten die Tauchschulen und sogenannten Diving Center Südfloridas noch zahlreiche weitere Möglichkeiten für Unterwasser-Abenteurer an: Höhlentauchen etwa oder Nachttauchen, Unterwasser-Fotografie oder Tiefseetauchen. Schiffswracks können erkundet werden oder die berühmte, 1.800 Kilogramm schwere Bronzestatue des Christ of Abyss im John Pennekamp State Park.
Alle Tauch- und Schnorchelplätze sind mit Vertäuungsbojen gekennzeichnet, die gleichzeitig als Anlegestelle dienen. So müssen die Boote keine Anker auswerfen, die den empfindlichen Lebensraum der Riffe zerstören. Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen passieren immer wieder Unglücke. Eines der schlimmsten war der Untergang des 120 Meter langen Wellwood Frachters, der 1984 auf Grund ging und große Teile des Molasses Riffs zerstörte.
Dank der Restaurierungs-Maßnahmen der Coral Restoration Foundation ist das Riff heute auf dem Weg der Gesundung. 12.000 Geweihkorallen haben die Helfer mittlerweile am Molasses Riff gepflanzt, Ziel sind weitere 50.000 Korallen in den nächsten 50 Jahren. Denn durch Umwelteinflüsse wie Wirbelstürme, Kälteeinbrüche und vor allem Umweltverschmutzung sind die Korallenriffe vor der Küste Südfloridas teils stark gefährdet.
Ist ein Riff erst einmal zerstört, dauert es Tausende von Jahren, bis es sich erholt hat. Die meisten der heute etablierten Riffe sind 5.000 bis 10.000 Jahre alt, die ältesten begannen vor 50 Millionen Jahren zu wachsen. Wenn Sie wollen, können Sie helfen: Die Coral Restoration Foundation bietet immer wieder Tauchausflüge zu den Rekultivierungs-Plätzen an.
Nach einer theoretischen Einführung geht es in die Korallen-Baumschule, um die Setzlinge vorzubereiten. Am Riff selbst wird das Korallen-baby mit einem Stück Epoxidharz, einer Art weißer Knete, auf den Felsen geklebt. Nach einer halben Stunde wird das Harz hart und gibt dem Setzling Halt. Neugierig streicht ein kleiner gelb-blau gestreifter Fisch um meine Hände, während ich Korallenstück um Korallenstück an die Felsen klebe. Klar, kleiner Fisch, das ist für dich!
Webseiten der Tauchreviere
John Pennekamp State Park
www.pennekamppark.com/snorkeling/
www.floridastateparks.org/park/
Biscayne National Park
Visitor Center: www.nps.gov/bisc/planyourvisit/convoypoint.htm
Standorte der Vertäuungsbojen:
www.nps.gov/bisc/planyourvisit/mooring-buoy-locations.htm
Tauchschulen und Diving Center
Divers Paradise of Key Biscayne
4000 Crandon Boulevard, Key Biscayne
Telefon (305) 361-DIVE (3483)
H2O Dive Center
14382 Biscayne Boulevard
North Miami Beach
Telefon (305) 956-DIVE (3483)
Tarpoon Dive Center
300 Alton Road, Miami Beach
Telefon (305) 532-1445
Adventure Scuba Diving – Biscayne Dive Center
13463 NE 17th Avenue, North Miami
Telefon (305) 891-3144
Florida Keys Dive Center
90451 Old Highway, Tavernier
Telefon (305) 852-4599
Rainbow Reef Dive Center
100800 Overseas Highway
Mile Marker 100.8, Key Largo
Telefon (305) 451-7171
Keys Diver
99696 Overseas Highway, Key Largo
Telefon (305) 451-1177
Conch Republic Divers
90800 Overseas Highway #9, Tavernier
Telefon (305) 852-1655
Key Dives
79851 Overseas Highway, Islamorada
Telefon (305) 664-2211