Wird Florida bald zum Land der Bambussprossen? (Foto: © Yarygin)
Laut einem Bericht des Bradenton Herald wird auf der Mixon Fruit Farm im Manatee County seit dem vergangenen Jahr auf einer Fläche von 3,2 Hektar (rund 32.000 Quadratmeter) essbarer Bambus angebaut. Wie Janet Mixon, Mitbesitzerin der 20,2 Hektar umfassende Farm, ausführt, ist Bambus deutlich leichter zu kultivieren als andere Pflanzen. Man könne auf den Einsatz von Schädlings- und Unkrautbekämpfungsmitteln gänzlich verzichten, und wenn er einmal gut angewachsen sei, brauche man ihn auch nicht mehr zu wässern. Neben dem Bambus bauen sie und ihr Mann Dean auf ihrer Farm, die hauptsächlich auf Agrotourismus ausgerichtet ist, unter anderem auch Grapefruits, Zitronen und Maulbeeren an.
Obwohl asiatische Restaurants auch in floridianischen Städten längst selbstverständlich zum Stadtbild gehören, wäre Mixon ohne die Firma OnlyMoso allerdings gar nicht auf die Idee gekommen, Bambus überhaupt als Nahrungsmittel zu betrachten, wie sie gegenüber der Herald Tribune einräumt. Das 2014 in Italien gegründete Unternehmen, das sich auf den Anbau von Bambuspflanzen in Europa und den USA spezialisiert hat, hatte ein Jahr zuvor bei einer Versammlung von insgesamt 16 Farmern seine Pläne vorgestellt, großflächig in Florida die essbaren Süßgräser anzubauen. Da die Halbinsel klimatisch große Ähnlichkeit mit Ostasien aufweise, biete sie gute Bedingungen für die schnell wachsenden Pflanzen, die im Übrigen reich an Antioxidantien seien und damit Krebs, Herzkrankheiten und zu hohen Cholesterinwerten vorbeugen könnten. All diese Argumente und wohl auch die Tatsache, dass die USA, wie OnlyMoso auf seiner Website ausführt, jährlich immerhin 80.000 Tonnen Bambus importieren, überzeugte die Mixons davon, im Auftrag des Unternehmens versuchsweise auf 2,2 Hektar Moso-Bambus (Phyllostachys edulis) und auf 1 Hektar Riesenbambus (Dendrocalamus asper) anzubauen, der auch als Drachenbambus bezeichnet wird. Auf 0,4 Hektar kommen dabei etwa 500 Pflanzen. Während der Moso-Bambus normalerweise Wuchshöhen zwischen 4 und 12 Metern, in extremen Fällen sogar 28 Meter und einen Halmdurchmesser von 8 bis 18 Zentimetern erreicht, wird der Riesenbambus 15 bis 20 Meter hoch und 12 Zentimeter dick.
Leider hat sich der Moso-Bambus laut Herald Tribune allerdings auf dem Farmland der Mixons nicht gut an den Boden gewöhnt und ist daher nur wenig gewachsen. Der Riesenbambus hingegen ist sehr gut aufgeschossen, sodass seine Halme bereits die Köpfe der Farmer überragen. Nach Angaben von OnlyMoso sollte der Bambus eigentlich drei Jahre brauchen, bis er erstmals geerntet werden könne. Angesichts des guten Wachstums des Riesenbambus stellen sich die Mixons aber darauf ein, die erste Ernte bereits 18 Monate nach dem Beginn des Anbaus im kommenden November durchzuführen. Aufgrund ihrer Erfahrungen haben sie außerdem vor, auf der für den Moso-Bambus vorgesehenen Fläche künftig ebenfalls Riesenbambus anzubauen.
Bisher unterhält OnlyMoso US-weit Partnerschaften mit 20 Farmen, zu denen auch Sweetgrass Farms im südlichen Manatee County zählt, sowie einigen Baumschulen. Um ihnen den Anbau der Süßgräser schmackhaft zu machen, verpflichtete sich das Unternehmen, den Produzenten für einen Zeitraum von 10 Jahren alle Sprossen und Stämme abzunehmen. Obwohl sie den Bambus vorrangig an OnlyMoso liefern müssen, besteht für die Farmer zum Teil auch die Möglichkeit, kleinere Mengen individuell zu verkaufen. Nach Aussage von Chris Kaiser, Verkaufs- und Entwicklungschef von OnlyMoso, werden 80 Prozent des Bambus für die Nahrungsmittelproduktion verwendet. Langfristig strebe das Unternehmen an, in den USA auf einer Fläche von 5666 Hektar (14.000 Acre) Bambus anzubauen.