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Fotos: Max Krammel
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Dabei erforsche ich ganz dünne Striche auf der Karte, die Backroads, teilweise nicht geteert, “Red Dirt Roads” eben.
Manchmal denke ich mir, wenn ich da unterwegs bin und mich unterhalte, diesen Menschen an der Grenze zu Alabama und Georgia ist komplett egal, wer gerade regiert, oder welche Kardashian sich mit wem vergnügt. Beinahe beginne ich sie zu beneiden.
Ich halte auf diesen Fahrten nur an Hinterhoftankstellen und esse nur in Restaurants, wo mindestens 5 Pickup Trucks vor der Tür stehen. Da kann ich sicher sein, die „Locals” zu treffen und das Neueste aus der Welt des College-Footballs, von der neusten Shot Gun und anderen, extrem wichtigen Highlights zu erfahren.
So kam ich nach Red Bay, ganz im Norden Floridas. Dieser kleine Ort besteht aus ca. 10 Häusern und drei Kirchen. Diese Kirchen stehen alle auf einer Fläche von etwa der Größe eines Fußballfeldes, getrennt durch die Durchgangsstraße, wo außer mir an dem Tag wohl kein Fremder entlang kam.
Ideal für meine Neugier, ein Stopp war unumgänglich! Es war Sonntagmorgen, 11 Uhr, Gottesdienstzeit in christlichen Gemeinden. In jedem der drei Gotteshäuser war Kirche. Ich dachte mir, die brauchen 3 Organisten und 3 Priester und was sonst noch mal drei!
Unglaublich für einen, der im tief katholischen Bayern aufgewachsen ist. Dort findet man nicht mal mehr einen Priester für eine örtliche Kirche, trotz Kirchensteuer.
Ich stellte mein Motorrad vor der Red Bay Baptist Church ab. In dem Moment musste drinnen einer gemerkt haben, dass ein Unbekannter ums Gotteshaus schlich. Ich wurde sofort, wie so oft, als Australier entlarvt. Bei dem Dialekt...
Rasch und sehr ausgiebig kam ich mit dem Mann aus Red Bay ins Gespräch. Irgendwie kam es mir so vor, als ob er recht froh war, die Kirche zu verlassen und nach dem Rechten zu schauen.
Ich fragte, ob es denn nicht sinnvoller wäre bei den paar Einwohnern, jede Woche die Kirche zu wechseln und somit Manpower zu sparen. Da habe ich aber die Rechnung ohne den Baptisten gemacht, denn er lehnte entrüstet ab. Baptisten in die Methodisten-Kirche oder gar zur Presbyterianergemeinde? Das ginge gar nicht!
Er wurde spürbar misstrauisch, obwohl er vorher erstaunt über mein College- Football-Wissen war. Schnell wandte er sich um und ging zurück in seine Kirche mit dem Baptisten-Gott. Wahrscheinlich dachte er sich noch, diese Australier haben sie nicht alle.
So schwang sich der Mann aus Down Under wieder auf sein bayerisches Motorrad, dem nächsten unbekannten Ziel entgegen, eine weitere Geschichte für den nächsten Blog erleben…
Einen schönen Tag noch und immer dran denken: Florida besteht nicht nur aus Miami, Tampa und Orlando.