In St. Petersburg ist das Leben weniger hektisch als in Miami, aber es gibt genug zu tun, um sich dort nicht zu langweilen. Grund genug, immer mal wieder dort vorbei zu schauen. Die Fahrt von Miami dauert etwa 4 Stunden, aber wir haben uns diesmal viel Zeit gelassen und ein paar Zwischenstopps eingelegt, sodass wir erst am späten Nachmittag dort ankamen.
Um so nahe wie möglich am quirligen Leben der Innenstadt zu sein, haben wir uns gleich in einem Donwtown-Hotel einquartiert. Von dort aus ließen sich die wichtigsten Punkte in wenigen Minuten zu Fuß erreichen. Zunächst stand ein Spaziergang an der Uferpromenade an. Von hier hat man einen tollen Ausblick auf die Tampa Bay mit Ihren kleinen Yachthäfen und dem Pier auf der einen, und den Straub-Park mit der "Skyline" auf der anderen Seite.
Der Pier, beziehungsweise der hintere Teil mit dem Gebäude, ist seit vergangenen Sommer leider geschlossen. Was genau mit der eigenwilligen, 1973 erbauten, umgedrehten Pyramide passieren wird, ist der derzeit nicht ganz klar. Es gab bereits konkrete Pläne für einen Abriss und die Neugestaltung des Piers, aber die Einwohner von St. Petersburg hatten sich im August per Volksentscheid gegen die neuen Pläne entschieden. Was nun mit dem Landmark, das an Werke von Piet Mondriaan erinnert, geschehen wird, bleibt also abzuwarten.
Als es dunkel wurde schlenderten wir durch die Straßen von Downtown, auf der Suche nach einem netten Restaurant zum Abendessen. Viele Lokale dort sind sehr einladend und mit Außengastronomie, aber für uns kam es dann anders als erwartet. Wir entdeckten plötzlich einen kleinen Laden, der unsere Herzen höher schlagen ließ: "Dööners" war dort in großen roten Lettern zu lesen! Für Deutsche mag das nichts besonderes sein, denn im "Homeland" gibt es schließlich an so ziemlich jeder Ecke einen Dönerladen. Aber für Florida-Deutsche mit jahrelanger Dönerabstinenz war diese Entdeckung so etwas wie Weihnachten und Geburtstags zusammen! Wer braucht schon ein schickes Restaurant, wenn man "Dööner" haben kann? Also rein in den Laden.
Wir wurden dort breit grinsend von einem jungen Mann mit langen blonden Dreadlocks begrüßt: "Seid Ihr auch aus Deutschland?" Er hatte unsere glänzenden Augen wohl schon beim Betreten des Restaurants bemerkt. Er selbst war Student in St. Petersburg und war vor einigen Jahren mit seinen Eltern nach Florida ausgewandert. Die Besitzer des Dönerladens wiederum seien Deutsch-Afghanen, so erklärte er uns.
Wärend wir noch unseren deutsch-afghanisch-türkischen Florida-Döner im Straßencafe verputzten, startete plötzlich irgendwo Live-Musik. Unglaublich laute Bässe fuhren uns in den Magen. Wir spülten also unseren Döner mit einem guten alten "Becks" runter (was allerdings in Florida in fast jedem Supermarkt zu bekommen ist) und begaben uns auf die Suche nach dem Ursprung des "Lärms".
Schnell würden wir fündig: nur einen Block entfernt im "Jannus", einer Art cooler Openair-Hinterhof-Konzertbühne mitten in der Stadt. Hier spielten an diesem Abend diverse funkige Rockbands auf. Der Eintritt war frei, die Bands erstaunlich gut. Leider haben wir verpasst, das Lineup im Nachhinein online zu recherchieren.
Nach einigen Songs im "Jannus" ließen wir den Abend schließlich in der "Canopy" Rooftop-Bar ausklingen. Auf der Dachterrasse des Birchwood-Hotels genießt man traditionell einen Cocktail und die Aussicht auf die Bay. Zeit, zu entspannen und Pläne für den nächsten Tag zu schmieden!
(Foto: © A. Lenzholzer; weitere Fotos gibt es auf Instagram unter aniamiami)