Schöne neue Einkaufswelt: Den persönlichen Gang in den Supermarkt kann man sich in Zukunft sparen. (Foto © filip robert/Shutterstock.com)
Wie der Sun Sentinel berichtet, brauchen die Kunden die gewünschten Produkte nur auf der Website Sedanos.com auszuwählen und einen von bisher 15 an das System angeschlossenen Supermärkten im Miami-Dade County anzugeben, in dem sie ihre Einkäufe abholen möchten. Das System befördert die Einkäufe dann auf ein Fließband. Lediglich die Packer, denen das System mitteilt, wie viele Exemplare eines Artikels sie einpacken sollen, sind menschlich. Nach drei Stunden stehen die Einkäufe dann zur Abholung bereit. Der Kunde braucht dann nur eine Servicenummer anzurufen und darauf zu warten, dass ein Mitarbeiter des Marktes ihm die Einkaufstaschen zu seinem Wagen trägt und in den Kofferraum stellt. Der Bearbeitungszeitraum ist nötig, weil die Einkäufe im Lager eingepackt und dann an den Supermarkt der Wahl geliefert werden müssen. Dank des robotischen Ordersystems können die Bestellungen in Windeseile aufgenommen werden; die Verarbeitung von 60 Bestellungen nimmt maximal fünf Minuten in Anspruch.
Gemäß Bill Bishop, Mitgründer von Brick Meets Click, einem Unternehmen, dass sich auf die Beratung von Lebensmitteleinzelhändlern spezialisiert hat, handelt es sich dabei um das "erste robotische Lager- und-Abruf-System" überhaupt, dass von einem Lebensmitteländler zur Geschwindigkeits- und Effizienzsteigerung eingesetzt wird. Bill Bishop schätzt, dass etwa 6 Prozent der Lebensmittelkäufe bereits online getätigt werden. Es spreche einiges dafür, dass der Prozentsatz innerhalb der nächsten 10 Jahre zweistellig werde. Anders als andere Märkte bietet Sedano's bislang keinen Lieferservice nach Hause an; im Gegensatz zu den Direktlieferdiensten der Konkurrenz ist die zeitsparende Onlinebestellung für die Kunden dafür aber auch mit keinen zusätzlichen Kosten verbunden.
Nach Einschätzung von Max Pedro, dem Mitgründer des Unternehmens Takeoff Technologies, von dem die Robotertechnik stammt, werden die Konsumenten sicherlich auch in Zukunft noch selbst einkaufen gehen, um sich etwa bei der Wahl des Abendessens inspirieren zu lassen. Wenn es dagegen um Alltagsprodukte wie Toilettenpapier gehe, gebe es angesichts der Tatsache, dass die Menschen immer bequemer würden und zugleich dauernd unter Zeitdruck stünden, ohne Zweifel eine Nachfrage nach Dienstleistungen wie der von Sedano's. In Anbetracht der hohen Fixkosten, die laut Pedro mit herkömmlichen Onlinebestelldiensten von Supermärkten verbunden sind, bei denen alle Arbeitsschritte von Menschen ausgeführt werden müssen, ist die Effizienzsteigerung durch die Automatisierung nur ein folgerichtiger Schritt, um das Onlinegeschäft profitabel zu machen.
Zugleich stellt der Einsatz der modernen Bestellungssysteme auch eine Maßnahme dar, der wachsenden Konkurrenz durch den Internethändler Amazon Einhalt zu gebieten, der seinerseits bereits ins Lebensmittelgeschäft eingestiegen ist: Neben seinem im Staat Washington eröffneten Walk-in-walk-out-Markt und dem automatisierten Amazon-Go-Markt in Seattle, der ohne Kassierer und Registrierkassen auskommt, bietet das Unternehmen seit vergangenem Jahr für seine Premium-Kunden auch einen Lebensmittelbestelldienst an, über den Backwaren, Molkereiprodukte, Fleisch, Fisch und Meeresfrüchte sowie Blumen innerhalb von einer Stunde geliefert werden können. Die Investitionskosten für die Automatisierung sind freilich hoch: Nach Aussage von Pedro liegen sie bei "einigen Millionen" Dollar; dazu kommen noch die Kosten, um die Läden entsprechend umzugestalten, damit sie mit den nötigen Maschinen und Lagerflächen ausgestattet werden können.