Fort Myers: zu viel zu schnell für die Stadt am Caloosahatchee River? (Foto: © TasfotoNL)
Die Entwicklung von Downtown Fort Myers, dem sogenannten River District, mit seiner Mischung aus historischer Altstadt und modernen Wohn- und Bürohochhäusern und den zahlreichen Geschäften und Restaurants gilt weithin als große Erfolgsgeschichte. Erst jüngst berichtete news-press.com vom geplanten Bau eines weiteren gehobenen Boutique-Hotels am Flussufer unmittelbar neben dem Harbourside Event Center, dem Luminary Hotel, das 2019 eröffnet werden soll.
Nach den Plänen des Stadtrats von Fort Myers soll nun auch das unmittelbar südlich von Downtown gelegene Midtown, ein Areal, das im Norden vom Dr. Martin Luther King Jr. Boulevard, im Westen von der Cleveland Avenue, im Osten von der Evans Avenue und im Süden von der Edison Avenue begrenzt wird, durch den weitgehenden Wegfall von Baubeschränkungen einen Entwicklungsschub erfahren. Nach Aussage von Fort Myers' Oberstadtdirektor Saeed Kazemi gegenüber USA Today soll in Midtown auf diese Weise auch neuer Wohnraum für Leute mit mittleren Einkommen entstehen, denen die Wohnungen in Downtown zu teuer geworden sind.
Normalerweise ist die erlaubte Verdichtung von städtischen Grundstücken begrenzt, die Genehmigung einer Überschreitung der festgelegten maximalen Gebäudegröße und -höhe wird von Fall zu Fall entschieden und ist an besondere Zusagen der Investoren oder deren Beteiligung an wesentlichen öffentlichen Versorgungsmaßnahmen geknüpft. Laut einer von der Stadt durchgeführten Studie können auf dem Areal von Downtown und Midtown nach den gegenwärtigen Baubestimmungen 13.000 zusätzliche Wohneinheiten errichtet werden. Dazu kommt eine Reserve von weiteren 20.000 Einheiten für zukünftiges Wachstum. In Midtown soll nun auch die dortige Reserve von insgesamt 3855 Wohnungen uneingeschränkt für Investoren verfügbar sein, ohne dass dafür eine öffentliche Anhörung nötig ist. Die von ihnen errichteten Gebäude unterliegen im Hinblick auf Höhe, Gebäudedichte und Grundstücksausnutzung keinerlei Beschränkungen. Im Gegenzug müssen sie 1 Prozent der Baukosten in einen städtischen Fonds einzahlen. In Abhängigkeit von der Größe des Projekts muss jeder Investor zudem einen Beitrag zu den öffentlichen Einrichtungen leisten. Zudem muss abgesehen von gewissen Ausnahmen ein bestimmter Gebäudeanteil geschäftlicher oder öffentlicher Nutzung vorbehalten bleiben. In der Folge könnte sich die Bebauungsdichte in Midtown und damit auch die zu versteuernde Grundstücksfläche annähernd verdoppeln.
Besagter Fonds soll als Finanzierungsquelle für die Unterhaltung öffentlicher Angebote und Leistungen wie bezahlbarer Wohnraum, öffentliche Parkplätze und Freiflächen und die erweiterte Wasserversorgung dienen, für die die Investoren sonst jeweils individuell im Tausch für eine dichtere Bebauung zahlen müssten. Kritische Einwohner von Fort Myers, die sich zur Positive Growth Coalition of Southwest Florida zusammengeschlossen haben, befürchten allerdings, dass die in den Fonds fließenden Gelder dafür nicht ausreichen und die Steuerzahler letztlich zusätzlich belastet werden könnten. Außerdem haben sie Sorge, dass durch die Erlaubnis zum Bau von Wolkenkratzern in unbeschränkter Höhe der Charme der historischen Innenstadt zerstört werden könne. Im Übrigen zweifeln sie daran, dass eine uneingeschränkte Verdichtung automatisch zur Schaffung von bezahlbaren Wohnungen für die Erwerbsbevölkerung führt, die die Stadt so dringend brauche.
Oberstadtdirektor Kazemi zeigte sich demgegenüber im Gespräch mit USA Today überzeugt davon, dass die Entwicklung von Midtown zu städtischen Mehreinnahmen bei größeren Entwicklungsprojekten führen werde und auf diese Weise die Besitzer kleinerer Häuser durch geringere Grundsteuern entlastet würden. Nach seinem Vorschlag sollten 50 Prozent der Fondseinnahmen in Midtown und 50 Prozent in der übrigen Stadt ausgegeben werden. Dies müsse allerdings vom Stadtrat entschieden werden.
Besonders umstritten ist vor allem auch die geplante einfache Absegnung der größten Bauvorhaben durch die Verwaltung, über die normalerweise auf der Grundlage rechtlich bindender öffentlicher Anhörungen zu entscheiden wäre. Die Mitglieder der Coalition fordern daher, dass die Bürger in die Planung und Entwicklung von Midtown miteinbezogen werden. Viele Anwohner befürchten zudem, dass sie infolge von Gentrifizierung aus ihren Wohnungen vertrieben werden. Laut News-press.com ist es dabei weniger die erwartete Bebauungsdichte oder Gebäudehöhe, die den Bürgern Angst macht, als die große Eile, mit der die Stadt versucht, ihre Pläne durchzupeitschen, ohne Raum für Diskussionen zu lassen, sich um ein näheres Verständnis für die Sorgen der Anwohner zu bemühen und die Grundstücksentwickler spezifischen Kontrollen zu unterwerfen.