Schwarzmantel-Scherenschnabelküken haben fast immer Hunger. (Foto: © Brian E. Kushner)
Sowohl die circa 22 bis 24 Zentimeter große Amerikanische Zwergseeschwalbe (im Englischen "least tern") als auch der etwa 20 Zentimeter größere Schwarzmantel-Scherenschnabel ("black skimmer"), die an der Atlantikküste der USA jeweils in einer von drei Unterarten vorkommen, gelten in Florida als bedroht. Beide gehören zur Ordnung der Regenpfeiferartigen, unterscheiden sich allerdings deutlich in der äußeren Erscheinung und dementsprechend auch in der Art des Beutefangs: Erstere erinnert mit ihrem weiß-grauen Gefieder und ihrem orange-gelblichen Schnabel etwas an eine Möwe und fängt ihre aus kleinen Fischen, Krebstieren oder Insekten bestehende Nahrung zumeist durch Stoßtauchen. Demgegenüber besitzt der Schwarzmantel-Scherenschnabel seinem Namen entsprechend auf Rücken und Flügeln ein schwarzes Federkleid sowie einen länglichen, leicht gebogenen, schwarz-roten Schnabel, mit dem er unmittelbar unter der Wasseroberfläche schwimmende Fische und andere Tiere im Flug abschöpft.
Laut Adam DiNuovo von der National Audubon Society, einer Umweltschutzorganisation, die die Populationsentwicklung von Floridas Küstenvögeln überwacht, brüten in Südwestflorida in diesem Jahr ungefähr 400 Schwarzmantel-Scherenschnabel-Paare und 200 Paare der Amerikanischen Zwergseeschwalbe, wie die Naples Daily News berichten. Nach den Worten des Biologen Ricardo Zambrano von der Florida Fish and Wildlife Conservation Commission haben im Frühjahr auftretende Stürme bereits in den vergangenen Jahren zu großen Zerstörungen bei den Brutgelegen der Vögel geführt. Gleichwohl seien die Populationen auf Marco Island in den vergangenen beiden Jahrzehnten stabil geblieben und möglicherweise sogar leicht angewachsen. Viele der Brutpaare nisten auf einem schmalen Sandstreifen beim Big Marco Pass nahe dem Hideaway Beach. Einer der beiden Brutpartner passt dabei auf die Eier beziehungsweise Küken auf, während der andere auf Nahrungssuche geht. Um ihre Brut besser vor Nesträubern zu schützen, zu denen vor allem Kojoten, Füchse und Krähen zählen, nisten beide Vogelarten in Kolonien. Trotzdem können die Verluste durch Räuber groß sein. Besonders schlau gehen die Krähen vor, die über den Kolonien kreisen und darauf warten, dass die Vögel durch andere Tiere aufgescheucht werden, um sich dann blitzartig auf unbewachte Eier zu stürzen. Nachdem im Jahr 2015 Tausende von Schwarzmantel-Scherenschnabel-Eiern von Krähen gefressen wurden, haben sich die normalerweise sehr ruhigen Vögel angewöhnt, mit lautem Schreien und heftigem Flügelschlagen zu reagieren, sobald ein Tier oder Mensch zu nah an ihre Nester herankommt, wie Adam DiNuovo von Audubon erläutert. Schnabelattacken seien aber nicht zu befürchten.
Durch die späte Brut ergibt sich zudem ein weiteres Problem: Bei Temperaturen von bis über 70 Grad Celsius in der Sonne müssen die Vögel die Eier stets vor der Sonnenstrahlung schützen, damit diese nicht buchstäblich gekocht werden. Amerikanische Zwergseeschwalben legen normalerweise zwei bis drei Eier, ein Schwarzmantel-Scherenschnabel-Gelege umfasst vier oder fünf Eier. Während junge Zwergseeschwalben nach 21 Tagen flugfähig sind, brauchen die Scherenschnäbel 25 Tage, um flügge zu werden. Um die Brutkolonien vor unvorsichtigen oder rücksichtslosen Menschen zu schützen, hat die Florida Fish and Wildlife Conservation Commission einige Teile des Strands abgezäunt. Trotz angebrachter Warnschilder komme es leider immer wieder vor, dass Brutbereiche betreten und dabei Eier zerstört oder sogar gerade ausgeschlüpfte Küken getötet würden.