Junger aus dem Wasser hervorstoßender Buckelwal mit Mutter (Foto © Graham D Elliott/Shutterstock.com)
Bei den Stichworten Meeressäuger und Florida denken wohl die meisten Menschen unwillkürlich an Seekühe und Delfine. Weit weniger bekannt ist, dass man in floridianischen Küstengewässern im Winter auch noch weit größeren Tieren begegnen kann, deren majestätischem Anblick sich wohl kaum jemand zu entziehen vermag. Etwa 100 bis 150 der bis zu 18 Meter großen Atlantischen Nordkapern (im Englischen "right whales"), deren Gesamtbestand aufgrund ihrer intensiven Bejagung in den zurückliegenden Jahrhunderten gegenwärtig bei weniger als 500 Tieren liegt, ziehen laut der staatlichen Tourismusagentur Visit Florida alljährlich im November aus ihrem Sommerquartier vor der Küste Neuenglands in die gemäßigte Region des Golfs von Mexiko. Viele Weibchen gebären hier ihre Jungen, ehe sie im März wieder Richtung Norden ziehen. Da sie jeweils nur ein Kalb zur Welt bringen und der Abstand zwischen zwei Schwangerschaften bei mindesten drei bis dreieinhalb Jahren liegt, erholen sich die Bestände ebenso wie jene des Pazifischen Nordkapers nur sehr langsam, obwohl sie seit langem streng geschützt sind.
Nach Angaben von Visit Florida lassen sich die Nordkapern besonders im Februar häufig in Küstennähe beobachten. Professionelle Whale-Watching-Exkursionen gibt es zwar nicht, da sich das Auftreten der Tiere zu schlecht vorhersehen lässt und die Behörden zudem unnötigen Stress durch herannahende Boote für die Walweibchen und ihre Kälber vermeiden wollen. Gute Spots zur Beobachtung der Wale sind laut der Tourismusagentur aber der Pier von St. Augustine, der über 240 Meter lange Pier in Flagler Beach, der Sunglow Pier in Daytona Beach Shores sowie der Main Street Pier in Daytona Beach. Im Rahmen des Marineland Right Whale Survey Project werden in Florida in jedem Winter mithilfe zahlreicher ehrenamtlicher Beobachter Daten über die durch die floridianischen Gewässer ziehenden Atlantischen Nordkapern erhoben. Auf der Website von Visit Florida finden sich weitere Tipps Zur Walbeobachtung, zur Identifizierung sowie zur Lebensweise der Nordkapern.
Eine andere große Walart überwintert zwar nicht in Florida, zieht derzet auf ihrem Weg aus den tropischen und subtropischen Winterquartieren in den Arktischen Ozean aber ebenfalls durch die hiesigen Gewässer: Der Buckelwal ("humpback whale") ist mit 12 bis 15 Metern etwas kleiner als der Nordkaper, mit seinen gewaltigen Brustflossen und seinen gelegentlichen Sprüngen aus dem Wasser aber nicht weniger beeindruckend. Wie Keysnews.com berichtet, wurden in jüngster Zeit täglich Wal-Sichtungen im Flagler und Volusia County gemeldet. Laut Fox 10 beobachtete etwa eine ehrenamtliche Helferin in Flagler Beach in den letzten Tagen so viele Wale wie zuletzt vor fast zwei Jahren.
Wissenschaftler rätseln darüber, warum es derzeit so viele Buckelwal-Sichtungen gibt und wieso die Tiere, die normalerweise erst gegen Ende des Winters hier vorbeiziehen, bereits so früh im Jahr vor Floridas Küsten auftauchen. Demgegenüber wurden im vergangenen Jahr allerdings deutlich weniger Nordkapern gesichtet als in den Jahren davor. Meeresbiologen vermuten, dass die Wale weiter aufs offene Meer hinaus gezogen sind. Auch wenn die Menschen sie inzwischen nicht mehr jagen, stellen sie nach wie vor die größte Bedrohung für Buckelwale und Nordkapern dar: Immer wieder sterben Wale infolge der Kollision mit großen Schiffen, andere verheddern sich in im Meer aufgestellten Fischernetzen und ertrinken.