Eine erfolgreiche Geschäftsgründung will gut geplant sein. (Foto: © leolintang)
Der Erfolg einer Unternehmensgründung beziehungsweise der Eröffnung einer Niederlassung in Florida hängt wesentlich von der professionellen Vorbereitung, Beratung sowie einer soliden und realistischen Finanz- und Zeitplanung ab.
Ausländische Unternehmer, die bereits ein oder zwei Jahre nach der Firmengründung in Florida scheitern – und davon gibt es leider viele – tun dies meist aufgrund von Umständen, die bei besserer Vorbereitung hätten vermieden werden können. Um Ihr Unternehmen von einer soliden Basis aus zu starten, sollten Sie unbedingt folgende Schritte beachten.
1) GESCHÄFTSIDEE ENTWICKELN
Die erste Frage, die ein Unternehmer beant- worten muss, ist die nach den Produkten oder Dienstleistungen, die das Unternehmen in Florida auf dem Markt anbieten will. Welche Qualifikationen und Voraus- setzungen sind zu erfüllen, welche sind bereits vorhanden, welche müssen erst noch erlangt beziehungsweise geschaffen werden? Sind spezielle Ausbildungen nötig, um gegebenenfalls notwendige Lizenzen in Florida zu erhalten? Verfügen Sie über genügend Kontakte und gibt es womöglich schon potenzielle Kunden? Und wie wollen Sie auf sich aufmerksam machen, sprich: Wer übernimmt Marketing- und Akquisetätigkeiten? Fragen wie diese sollten klar und detailliert formuliert und beantwortet werden.
2) RAHMENBEDINGUNGEN ERMITTELN
Unterziehen Sie Ihre Geschäftsidee sowie Ihre persönliche und fachliche Eignung ei- nem kritischen Test: Existiert Ihr Produkt oder Ihre Dienstleistung bereits auf dem Markt? Unterscheidet es sich von anderen – etwa durch einen besonderen Service? Sind Preis und Qualität aufeinander abgestimmt? Haben Sie die Zielgruppen sorgfältig ermittelt? Sind Ihre eigenen Fähigkeiten und Kenntnisse überdurchschnittlich und auf dem neuesten Stand? Wie steht es um Ihre Englischkenntnisse? Sind Sie voll belastbar und hundertprozentig engagiert? Können Sie sich Ziele setzen und diese konsequent verfolgen? Steht Ihre Familie hinter Ihnen? Verfügen Sie über grundlegendes kaufmännisches Wissen? Haben Sie fachliche oder kaufmännische Hilfe? Haben Sie Erfahrung im Umgang mit Menschen und macht Ihnen dieser Spaß?
3) RECHTLICHE FRAGEN KLÄREN
Der nächste unumgängliche Schritt ist, einen qualifizierten und erfahrenen Anwalt hinzuzuziehen, um die Themen Visarecht, Firmengründung, eventuell Partnerverträge et cetera anzugehen. Leider heißt es im Fall von Florida: kein Visum, kein Unternehmen! Die beste Unternehmensplattform hilft Ihnen nichts, wenn Sie nicht die visarechtlichen Voraussetzungen schaffen, um im Sunshine State leben und arbeiten zu können.
4) GEWERBEFLÄCHEN ANMIETEN/ERWERBEN
Die Unternehmensplattform steht, die juristischen Voraussetzungen sind geklärt und erfüllt. Nun ist es an der Zeit, sich um die Gewerbeflächen zu kümmern. Welche Anforderungen haben Sie hinsichtlich der Lage, der Größe, der Ausstattung Ihres Büros, Restaurants, Friseursalons, Geschäfts, Bootsverleihs, Ihrer Produktions- und Lagerstätten et cetera? Ist die Nähe zum Flughafen, zu Wasserwegen oder zu Eisenbahnnetzen erforderlich? Muss ein Ladengeschäft in einer fußläufigen Zone liegen? Unterliegt der Betrieb zur Herstellung und Lagerung der Produkte einem bestimmten »zoning« (zum Beispiel lndustriegebiet)? Welches Budget steht zur Verfügung für Miete und Betriebskosten? Ist es unter Umständen sinnvoller zu kaufen statt zu mieten? Oder gleich ein größeres Objekt zu erwerben, Teile selbst zu nutzen und Teile zu vermieten? Ein qualifizierter, auf gewerbliche Immobilien spezialisierter Makler (»commercial real estate broker«) kann Ihnen bei allen Fragen weiterhelfen.
6) FÖRDERMITTEL PRÜFEN
Gibt es unter Umständen Fördermittel, Zuschüsse für das Schaffen von Arbeitsplätzen und/oder die Ausbildung von neuen Mitarbeitern? Gibt es Steueranreize für die Neugründung von Unternehmen? Der Bundesstaat Florida hat in dieser Hinsicht durchaus einiges zu bieten. Setzen Sie sich zu diesem Zeitpunkt auch mit Organisationen in Ver-bindung, die Ihnen bei den ersten Schritten helfen können, etwa den zuständigen Economic Development Offices (EDO) in Florida oder Enterprise Florida in München.
7) BUSINESSPLAN ERSTELLEN
Der nächste wichtige Schritt im Rahmen der Planungsphase betrifft die Erstellung eines über fünf Jahre reichenden Geschäftsplans. Zum einen ist ein solcher das Herzstück des Unternehmens. Gleichzeitig ist er in der Regel unabdingbar für die Beantragung des Visums. Der Plan enthält alle Planungsdaten, gegliedert nach Monaten und Jahren. Dabei sollten Sie zunächst mit einer Einnahmen-Ausgaben-Rechnung die Wirtschaftlichkeit Ihres Vorhabens ermitteln. Überlegen Sie dazu,
welchen Stunden- oder Tagessatz Sie bei wie vielen Beratungstagen kalkulieren, wie hoch Ihre Personal- und Geschäftsraumkosten sind, wie viel Sie für weitere Kosten ansetzen, etwa Reisen, Telekommunikation, Steuerberater, Abschreibungen, Marketing und Akquise, Versicherungen, Fortbildung, was für eine Umsatzrentabilität sich da-aus ergibt.
8) MARKETINGPLAN ERSTELLEN
Ein erfolgreicher Marktauftritt hängt auch von Ihrer Außendarstellung ab. Dazu gehören unter anderem ein aussagekräftiges Profil, Einsatzgebiet, Internetauftritt, Briefbogen, Visitenkarten und Firmenlogo. Und die Überlegung, ob und wo Sie eventuell schon Werbung schalten wollen.
9) BETRIEB AUFNEHMEN
Sie haben Ihr Unternehmen gegründet und gestartet. Bauen Sie nun ein Netzwerk auf, zeigen Sie Präsenz auf Kongressen, Messen und Tagungen Ihres Fachgebiets oder werden Sie Mitglied in einem Berufsverband. Sprechen Sie Ihre Zielgruppen direkt an. Ermitteln Sie dazu potenzielle Kunden und die richtigen Ansprechpartner. Nutzen Sie dabei zum Beispiel Verzeichnisse, Kooperationen oder Empfehlungen von bereits vorhandenen Kunden. Zeigen Sie, dass Sie in Ihrem Fachgebiet auf dem Laufenden sind – etwa durch Fachbeiträge im Internet oder in Magazinen oder durch Mailingaktionen. Entwickeln Sie sich fachlich stets weiter, sei es durch Zertifizierungen, Onlineschulungen oder Selbststudium. Dann steht Ihrem unternehmerischen Erfolg eigentlich nichts mehr im Wege!
Dieser Artikel stellt keine Rechtsberatung dar, sondern dient ausschließlich der allgemeinen Information.
Über den Autor
Stephan A. Burkard ist Präsident und CEO des Commercial-Real-Estate-Dienstleistungs- und -Beratungsunternehmens Florida Investment & Management Consulting, Inc. mit Sitz in Fort Myers. Telefon (239) 281-3846 E-Mail: stephanburkard@fimcconsult.com