Damit es beim Konsulat keine Probleme gibt, sollte man sich vor dem Termin gut vorbereiten.(Foto: © Mandy Godbehear)
Sie wollen ein US-Visum beantragen? Zuallererst sollten Sie sich Gedanken machen, ob Sie zur Erfüllung Ihres Reisezweckes überhaupt ein Visum brauchen. Als Staatsbürger eines der vielen Länder, deren Bürger visumfreie Einreiseprivilegien genießen, benötigt man ja in der Regel kein Visum, solange man den Aufenthaltszeitraum von maximal 90 Tagen nicht überschreitet und sich auch sonst wie ein Besucher verhält. Manchmal fallen die Aktivitäten des Einreisenden jedoch in eine Grauzone – und der rechtschaffene Bürger meint, mit einem Antrag auf ein Visum das Richtige zu tun. Und das stimmt ja auch bei gewissen Investoren, Handeltreibenden, Fachkräften, Studenten, Au-pairs oder anderen.
Es ist jedoch Vorsicht geboten: Wer nur einmal erfolglos ein Visum beantragt hat, kann eine visumfreie Einreise in der Zukunft abschreiben – das heißt, er oder sie wird zur Einreise, selbst als Tourist, immer ein Visum benötigen. Am schlimmsten ist es, wenn das Ablehnungsschreiben dann auch noch erwähnt, dass der Grund der Nichtausstellung der Verdacht auf »Immigrant Intent« war, das heißt der beabsichtigten Aufgabe des Hauptwohnsitzes im Ausland.
Und wie kommt der Beamte darauf, dass jemand die Absicht hat, sich permanent in den USA niederzulassen? »Geht doch gar nicht: Ich habe meine Familie zu Hause, meinen Job, meinen Betrieb, meine Heimat«, denken sich viele. Womit wir wieder bei Mars und Venus beziehungsweise bei Antragsteller und Konsul sind.
Oft meint ein Antragsteller nämlich, dass es seinem Antrag nur gut tun kann, wenn man den Konsularbeamten gegenüber zum Ausdruck bringt, was für ein großer Amerika-Fan man sei und wie sehr man den »American Way of Life« doch liebe. Oder man plaudert nur so nebenher über den netten Typen, den man vergangenen Sommer kennen gelernt habe und der ja so »süß« sei, dass man ihn vom Fleck weg heiraten könne.
Was der Beamte jedoch hört, ist das, worauf er als »Gatekeeper« geschult ist – nämlich in jedem Antragsteller einen potenziellen Einwanderer zu vermuten, der den schwierigen Einwanderungsprozess umgehen will, indem er sich eines der einfacher zu erhaltenden temporären Visa erschleicht. Er hört nicht die Schmeichelei oder den Smalltalk, sondern bekommt den Eindruck, dass es sich bei dem Antragsteller eben nicht um eine Person handelt, die in ihr Heimatland zurückkehren will, sondern um jemanden, der für die Ausführung seines wirklichen Planes (nämlich der Einwanderung oder Heirat) ein komplexeres Visum benötigt. Thema verfehlt – der Nächste bitte! Der überraschte Antragsteller bekommt auch nicht die Chance, dieses Missverständnis bei einem Mini-Interview am Schalter des Konsulats zu klären.
Überlegen Sie sich also, ob Sie wirklich ein Visum brauchen und beantragen Sie es erst, wenn Sie die notwendigen Voraussetzungen erfüllen. Und beachten Sie bitte bei allen Kontakten mit Beamten der Konsulate und auch der Einwanderungsbehörde, dass deren erstes Gebot ist, Amerika vor allen Personen zu schützen, die beabsichtigen, ihre Gesetze zu umgehen. Potenzielle negative Konsequenzen sind nicht persönlich gemeint – »they are just doing their jobs ...«
Dieser Artikel stellt keine Rechtsberatung dar, sondern dient ausschließlich der allgemeinen Information.
Über die Autorin:
Norma Henning ist Rechtsanwältin, Notarin und Honorarkonsulin der BRD in Florida.
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