Babcock Ranch
Kein Häuserdach ohne Solarpanels: die 2015 gegründete Planstadt Babcock Ranch nordöstlich von Fort Myers (Foto © Florida Aerial Pics/Shutterstock.com)
Laut NPR verfügt die rund 352 Hektar Land umfassende Planstadt Babcock Ranch über nicht weniger als 650.000 Solarpanels, die genügend Energie produzieren, um 30.000 Haushalte zu versorgen. Da es in der Gemeinde nach Angaben von CNN bislang allerdings nur 2000 Haushalte gibt, wird ein großer Teil davon ins öffentliche Stromnetz gespeist. Nachts und an Tagen, an denen der Himmel bewölkt ist, kommen mit Erdgas betriebene Generatoren zum Einsatz.
Neben der sehr nachhaltigen Energieversorgung wartet die rund 19 Kilometer nordöstlich von Fort Myers gelegene Stadt, die sich über das Charlotte und das Lee County erstreckt, auch mit einer Reihe von baulichen Vorkehrungen auf, die sie in besonderem Maße vor Sturmschäden schützen: Abgesehen davon, dass sie, um Überflutungen zu vermeiden, bewusst rund 48 Kilometer hinter der Küstenlinie angelegt wurde, verlaufen die Stromleitungen ausschließlich unterirdisch, sodass ihnen starke Sturmwinde nichts anhaben können. Bei heftigen Regenfällen und über die Ufer tretenden Flüssen verhindern große Rückhaltebecken, dass die Häuser überflutet werden, und auch die Straßen sind so konstruiert, dass sie Flutwasser absorbieren und so von den Gebäuden fernhalten.
Die Wirksamkeit all dieser Vorkehrungen wurde eindrucksvoll von Hurrikan Ian unter Beweis gestellt: Während allein im Charlotte County zeitweilig 90 Prozent der Haushalte ohne Strom waren, blieb das Netz in Babcock Ranch die ganze Zeit über stabil, und abgesehen von einer zerstörten Ampelanlage, einigen auf dem Boden liegenden Straßenschildern und hier und da umgeknickten Palmen hinterließ der Wirbelsturm in dem Ort gemäß NPR so gut wie keine Spuren. Wie Jennifer Languell, eine auf nachhaltige Ansätze spezialisierte Ingenieurin, die an der technischen Gestaltung von Babcock Ranch beteiligt war, gegenüber dem Nachrichtenportal erklärt, hat der Hurrikan somit den "Wirksamkeitsnachweis" für das Design der Planstadt erbracht.
Die Idee, einen auf nachhaltige Energieversorgung und maximalen Schutz vor Naturgewalten ausgerichteten Ort zu gründen, stammte von dem ehemaligen Footballprofi Syd Kitson, der nach dem Ende seiner Sportlerkarriere die Immobilienentwicklungsgesellschaft Kitson & Partners ins Leben rief. Wie das Magazin Time ausführt, gibt es neben Babcock Ranch mittlerweile bereits eine ganze Reihe von US-amerikanischen Planstädten, die bis ins Detail auf die jeweiligen örtlichen äußeren Bedingungen und die infolge des Klimawandels zunehmende Heftigkeit von Naturphänomenen ausgerichtet sind – von an Dürre angepasssten Gemeinden in Utah und Texas über vor Waldbrandschäden geschützte Städte in Kalifornien bis hin zu sturmfesten Orten im Staat New York.