Die Krise auf Floridas Immobilienmarkt war so dramatisch wie tief. Nach zweijähriger Talfahrt gibt es erste Zeichen einer erhofften Wende. (Foto: © Florida Sun Magazine 02/2008)
Bis Ende 2005 erlebte Florida einen unvergleichlichen Boom auf dem Immobilienmarkt. Preise erreichten schwindelerregende Höhen, was wiederum auf Investoren magische Anziehungskraft ausübte. Es herrschte eine regelrechte »Goldgräberstimmung«. Bei derartig günstigen Rahmenbedingungen konnte es passieren, dass Häuser »über Nacht« für einen Aufschlag von 30 bis 40 Prozent weiterverkauft wurden – so etwas nennt man hier gemeinhin »Flippen«.
Dann kam das Ende: Anfang 2006 brach der Markt in wenigen Wochen zusammen. Die Immobilienpreise fielen. Alle, die zu spät und zu viel investiert hatten, mussten zusehen, wie ihr Traum vom schnellen Reichtum zusammenbrach. Einige der Finanzdienstleister, die während des Immobilienbooms mit vollen Händen Kredite vergeben hatten, verschwanden vom Markt. Die Talfahrt beschleunigte sich dadurch, dass zahlreiche Immobilieneigentümer, die zu Höchstpreisen gekauft hatten, sich gezwungen sahen, ihre Immobilie zurück auf den Markt zu geben. Was wiederum dazu führte, dass das Immobilienangebot weiter stieg. Meist waren die Preise jedoch noch immer zu hoch angesetzt, da keiner der Investoren einen Verlust in Kauf nehmen wollte. Es hielt sich das Gerücht, dass die Krise nur kurz anhalten würde. Die Folge: Die »Asking Prices« wurden nicht radikal genug den neuen Marktrealitäten angepasst. Der Immobilienmarkt kam fast zum Stillstand.
Seit 2006 gaben allein in Lee County 28 Prozent der Immobilienmakler ihren Beruf auf, schulten um oder suchten sich einen vorübergehenden Ersatz-Job. Wurde jemand nach seinem Beruf gefragt und antwortete mit »Makler«, kam oft als Reaktion: »Oh, I am sorry.«
Meiner Ansicht nach sehen wir heute allerdings Licht am Ende des Tunnels. Die Preise von Immobilien sind in Südwestflorida im Schnitt um 40 Prozent gefallen. Niedrige Zinsen, Steuersenkungen und günstigere Prämien bei den Hausversicherungen haben die Kaufattraktivität zurückgebracht. Die Preise scheinen sich ausbalanciert zu haben. Häuser mit Pool in einer der besten Lagen von Cape Coral etwa sind derzeit wieder für 250.000 Dollar zu bekommen – noch vor zwei Jahren kosteten vergleichbare Häuser 350.000 Dollar. Entsprechend scheint das Kauf-Karussell langsam wieder in Schwung zu kommen. Noch reagieren die Amerikaner verhalten. Weitaus beherzter die Europäer: Der starke Euro gibt ihnen die notwendige Entschlusskraft. Die jetzigen Marktpreise und der Euro lassen den Immobilienmarkt für sie sehr attraktiv erscheinen.
Derzeit ist der Immobilienbestand so hoch, dass es bis zu drei Jahre dauern wird, ihn abzubauen. Doch bei den Angeboten ist es wie im Weihnachtsgeschäft: Die schönste Ware wird zuerst verkauft. Und am Ende bleiben wie üblich nur die Ladenhüter übrig ...
Über die Autorin:
Gabriele Kohrs ist Inhaberin von Paradise Realty in
Cape Coral
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