Der Eigentümer wünschte ein zeitloses Dekor. Beim Umbau achteten Sebastian Eilert und sein Team insbesondere auf umweltfreundliche Materialien. (Foto: © Florida Sun Magazine Ausgabe 04/2007)
Grünes Bauen kommt in ganz Amerika mehr und mehr in Mode – und erreicht nunmehr auch den Süden Floridas. Diese Bauweise beruht auf der Erkenntnis, dass die Bauindustrie wie kaum ein anderer Industriezweig enorme Mengen an natürlichen Ressourcen verschlingt und einen großen Energieverbrauch sowie hohe CO2-Emissionen aufweist. Und darauf, dass Bewohner in konventionellen Häusern häufig giftigen Substanzen und schlechter Luft ausgesetzt sind.
Der Trend zum nachhaltigen Bauen versucht, diese Missstände zu beheben, und hat bereits große Veränderungen in der Branche bewirkt. Gebäude werden inzwischen aus wiederverwerteten Materialien errichtet, grüne Dächer bauen überschüssige Wärme von ansonsten nutzlosen Oberflächen ab. Gebäude werden mit modernen Lichtanlagen und Temperaturkontrollsystemen ausgestattet; Wasser wird konserviert und – falls möglich – wiederverwendet. Sonnenkollektoren und Windturbinen werden ebenfalls als alternative Energiequellen genutzt, um die Gebäude mit grünem Strom zu versorgen.
In Kalifornien und den Staaten des amerikanischen Nordostens sind bereits eine Menge derartiger Projekte verwirklicht worden. In Südflorida allerdings sahen sich die Bauträger bislang vor große Herausforderungen gestellt. Aufgrund des subtropischen Klimas sowie der hohen Luftfeuchtigkeit müssen Gebäude stärker klimatisiert werden, was wiederum die Spielräume für eine natürliche Belüftung oder Beheizung einschränkt. Und die regelmäßig auftretenden Hurrikane haben dafür gesorgt, dass Bauvorschriften verschärft worden sind, was der andernorten problemlosen Installation gewisser Bauelemente wie externer Sonnenkollektoren, Zisternen oder Eingangstüren mit Fliegengittern Grenzen setzt.
Der lokale Markt befindet sich dennoch im Umbruch, viele »grüne« Projekte sind auch hier in der Planungsphase. Der erste Entwurf muss dabei die Lage eines Objekts berücksichtigen: Ist es ein neues Haus oder eine Renovierung? Was sind die Besonderheiten dieses Projekts? Woher kommt das natürliche Licht? Aus welcher Richtung weht der Wind? Versteht man erst die äußeren Gegebenheiten, dann nimmt das Design schnell Form an. Nachdem die Grundstruktur errichtet worden ist, sollte man sich mit der Auswahl ortsangemessener Materialien für die Außengestaltung beschäftigen. Nutzen Sie so oft wie möglich recycelte oder wiederverwertete Materialien.
Es gibt viele neue Unternehmen, die innovative Produkte auf den ständig wachsenden Markt gebracht haben: Oberflächen aus recyceltem Glas, Bodenbeläge aus Palme oder Kork, Schlacke-Zement oder auch Pflastersteine aus natürlichem Lehm. Installieren Sie all dies mit schadstofffreien Klebemitteln und verwenden Sie ebenfalls schadstofffreie Farbe. Die verbesserte Luftqualität werden Sie vom ersten Tag an – schon bei der Installation – spüren. Die Verwendung derartiger Materialien und Arbeitsweisen führt zu einer Reduzierung von Asthma und einer allgemeinen Verbesserung Ihrer Gesundheit. Ersetzen Sie den Thermostat der Klimaanlage durch ein digitales Modell.
Programmieren Sie diesen so, dass er die Raumtemperatur anhebt, wenn niemand zu Hause ist, und diese erst wieder eine halbe Stunde vor Ihrer Rückkehr senkt. Ersetzen Sie Ihre Glühlampen durch Energiesparlampen. Wenn Sie sich neue Haushaltsgeräte anschaffen, dann informieren Sie sich vorab über Wasser- und Stromverbrauch und wählen ein Energiesparmodell.
Die Installation von hocheffizienten Wasservorrichtungen, Armaturen sowie Haushaltsgeräten führt nicht nur zu einer Reduzierung des Wasserverbrauchs, sondern senkt auch die monatlich anfallenden Kosten. Digital gesteuerte Klimaanlagensysteme, Bewegungssensoren zur Regulierung des Lichts, energiesparende Kühlschränke und Kochstellen können sich ebenfalls positiv auf Ihre Stromrechnung auswirken. Auf »Grün« zu setzen ist also nicht nur gut für Ihre Gesundheit und die Umwelt, sondern auch für Ihren Geldbeutel.
Ein typisches Beispiel für nachhaltiges Design ist das Viola Hollywood Condo, ein Appartement mit Meerblick im siebten Stock eines Hochhauses im floridianischen Hollywood, das von uns fertig gestellt wurde. Inspiration für das Design waren der Ozean, die Wellen und das Lokalkolorit. Der Aufbau basiert auf Wellen- und Ellipsenformen, um den Eindruck von fließenden Bewegungen zu vermitteln. Dieses Motto hat sich bis hin zur Auswahl der Lampen und Möbelstücke fortgesetzt. Einzelne Elemente wurden anhand ihrer Multifunktionalität ausgewählt: so zum Beispiel zwei Lounge-Stühle, die allein, an der Bar oder auch im Wohnzimmer stehen können.
Die Deckenhöhe wurde mittels Farb- und Materialauswahl optisch vergrößert. Einige Gegenstände der Wohneinheit wurden wiederverwendet. Bauschutt wurde sortiert. Wandspiegel, Holzbalken und Beschläge wurden gespendet. Vorhandene Warmwasserbereiter sowie Klimaanlage waren in gutem Zustand und wurden nicht ausgetauscht.
Bei der Auswahl der neuen Materialien standen die Luftqualität sowie das Wohlbefinden des Besitzers im Vordergrund. Non-VOC-Farben und Klebstoffe, regenerative Materialien wie Palme und Naturstein für die Fußböden wurden ausgewählt. FSC-zertifiziertes Holz für die Küchenschränke sowie einheimische Materialien wie zum Beispiel Seifenstein wurden verwendet. Fazit: Im Bereich der nachhaltigen Architektur ist Deutschland den USA ein ganzes Stück voraus. Doch das beginnt sich zu ändern, was vor allem einer gemeinnützigen Organisation namens »US Green Building Council« zuzuschreiben ist. Diese hat eine freiwillige Checkliste, die sich LEED (Leadership in Energy and Environmental Design) nennt, geschaffen, die Veränderungen an einem Gebäude spezifisch erfasst und diese honoriert. Auch wenn erste Etappensiege zu verzeichnen sind, so markiert dies dennoch erst den Anfang.
Über den Autor:
Sebastian Eilert ist Architekt und Gründer von S.E.A. Sustainable Architecture und Consulting in Miami, Telefon (786) 556-3118
E-Mail: sebastian@sebastianeilert.com