Wieder gefragt: Luxus-Appartements wie hier im Marquis Tower von Miami. (Foto: © Marquis Residences Condos/Miami)
FLORIDA SUN MAGAZINE: Herr Filthaut, hat Floridas Immobilienmarkt endlich den »Turnaround« geschafft?
RAINER FILTHAUT: Das lässt sich so pauschal nicht sagen. Man kann ja nicht von »dem Markt« als solchem sprechen. Zum einen zeigt sich der Immobiliensektor – wenn Sie etwa nur von privaten Häusern und Wohnungen ausgehen und den gesamten Bereich der Gewerbeimmobilien außer Acht lassen – schon regional überaus unterschiedlich. In Miami etwa bestimmen Käufer aus Südamerika momentan den Markt, Südwestflorida hingegen wird sehr von Kanadiern und Europäern beeinflusst. Zum anderen hat sich die Entwicklung in den verschiedenen Preissegmenten in den vergangenen Jahren mehr oder weniger entkoppelt.
Was meinen Sie konkret damit?
Der Markt für exklusive Luxusimmobilien für mehrere Millionen Dollar aufwärts ist während der gesamten Krise nie so dramatisch eingebrochen wie im mittleren und unteren Preissegment, wo wir einen Preisverfall von bis zu 50 Prozent beobachten konnten. Top-Objekte erzielen heute schon wieder höhere Preise als vor dem Crash. Es ist eben so, dass Sie exklusive Lagen etwa direkt am Meer nicht endlos multiplizieren können. Außerdem wäre es ja nicht so, dass in den Vereinigten Staaten im Zuge der Wirtschafts- und Finanzkrise auf breiter Front eine Verarmung stattgefunden hat. Im Gegenteil: In der Spitze wurde auch während des Downturns sehr gut verdient!
Wie schlägt sich das nieder?
Sehen Sie sich zum Beispiel Naples an: Hier sind allein im Nobelviertel Port Royal in den vergangenen Monaten zwei Anwesen für mehr als 40 Millionen Dollar verkauft worden. Oder Miami: Dort besteht wieder eine enorme Nachfrage nach Luxuswohnungen, die Bauträger des attraktiven Projekts »Icon Bay« etwa haben zwei Wochen nach Lancierung schon die ersten Preis-
erhöhungen vorgenommen ...
... was nicht automatisch für eine generelle Erholung des Marktes spricht, oder?
Natürlich nicht. Gerade im mittleren Marktsegment hat es lange gedauert, ehe sich Zeichen einer Erholung zeigten. Etwa durch die Verknappung des Inventars oder eine Stabilisierung der Preise – die in guten Lagen auch durchaus schon wieder steigen. Schlechte Lagen und Objekte hingegen leiden weiterhin unter Zwangsversteigerungen, die Preise dort sinken weiter.
Keine Hoffnung auf einen zügigen Anstieg der Preise auf das Niveau der Boomzeiten also?
Jedenfalls nicht in schlechteren Lagen und bei weniger attraktiven Objekten. Die Finanz- und Wirtschaftskrise wird die amerikanischen Verbraucher noch über einen langen Zeitraum hinweg belasten. Gerade die Mittelschicht hat unter den Folgen erheblich gelitten, und ich sehe momentan keine Impulse, was dieses auf absehbare Zeit ändern könnte. Das hat natürlich Auswirkungen auch auf den Immobilienmarkt.
Befindet sich Florida gleichwohl nicht in einer speziellen Situation?
Ja, denn die demographische Entwicklung spricht nach wie vor für den Sunshine State. Viele amerikanische Babyboomer werden in den kommenden Jahren in den warmen Süden ziehen. Der dadurch entstehende Immobilienbedarf in Kombination mit der Möglichkeit, derzeit zu immer noch günstigen Preisen einzusteigen, verspricht langfristig bei erstklassigen Objekten einen soliden Wertzuwachs. Gerade für Europäer, die aus Sorge vor inflationären Tendenzen daheim nach Anlagemöglichkeiten im Dollarraum suchen, ist eine Immobilie in Florida derzeit sicher interessant.
Über den Experten:
Rainer N. Filthaut ist Broker und Gründer der IRC International Realty Corporartion in Naples. Telefon (239) 213-4000, E-Mail: rainer@inter-realty.com