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Traumhafter Ausblick (Foto: © Sportstock)
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In Planung: Communities wie diese kommen jetzt wieder vom Reißbrett. (Foto: © Horizon Aerials)
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Nach dem Crash ist vor dem Boom: Es wird wieder gebaut. (Foto: © Horizon Aerials)
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Auch in den Condo-Markt ist Bewegung gekommen. (Foto: © tobe_dw)
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Traumhaus zu – noch – bezahlbaren Preisen. (Foto: © Eve Wheeler Photography)
Wolfgang und Gudrun Hohmeier wohnen sehr luxuriös: Ihr Haus in der Nähe von Fort Myers gleicht einem Palast. Eigentümer sind sie aber nicht. Die beiden Deutschen sind sogenannte Haus-Manager: Sie residieren nur vorübergehend auf dem Eine-Million-Dollar-Anwesen, weil sich Häuser in bewohntem Zustand erfahrungsgemäß leichter verkaufen lassen. Für diese fürstliche Unterbringung zahlen sie nur 1.500 Dollar im Monat – ein Bruchteil des üblichen Mietpreises. Einzige Bedingung: Sie müssen bereit sein, innerhalb von 30 Tagen auszuziehen.
Die Wahrscheinlichkeit, dass sich die Hohmeiers demnächst nach einer neuen Bleibe umsehen müssen, ist durchaus hoch. Denn es ist wieder Schwung gekommen in den Immobilienmarkt Floridas. Natürlich: Der Immobilien-Index von Standard & Poor's/Case Shiller registriert seit nunmehr fünf Jahren in den großen Ballungsräumen der USA sinkende Preise bei Eigenheimen. Und seit der Spitze vor fünf Jahren fielen die Preise um bis zu 45 Prozent.
Wahr ist aber auch: Der Immobilienmarkt in Florida scheint sich – zumindest in manchen Regionen und Preissegmenten – wieder gefangen zu haben. Der Sunshine State war neben Kalifornien und Nevada eines der Zentren des Crashs. Doch darin liegt womöglich auch der Grund für den zaghaften Aufschwung, der derzeit mancherorts zu beobachten ist: Wer so tief fällt, hat irgendwann kaum noch Platz nach unten. Florida hat deshalb so hohe Preiseinbußen erlebt, weil der Anteil der Zweitwohnungen ungewöhnlich hoch ist: Seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts gilt der Bundesstaat als klassische »Snow bird-Destination«, als Gegend, wo die Einwohner von Amerikas Norden den Winter verbringen. Viele dieser Snowbirds mussten ihre Immobilien im Zuge der Wirtschaftskrise abstoßen, weil sie die Hypotheken nicht mehr bezahlen konnten.
Tatsächlich zeigten sich im Sommer nun aber die ersten statistischen Lichtblicke: So legte die Zahl der Neubauten gegenüber den Vormonaten um 3,5 Prozent zu, die Baugenehmigungen für neue Häuser stiegen sogar um 8,7 Prozent. Das während des Immobilien-Hypes aufgebaute Inventar ist langsam abgebaut, der Markt in eine Phase der Stabilisierung eingetreten.
Beispiel Naples, der elegante Badeort am südwestlichen Zipfel Floridas. Einige große Bauträger beantragten zuletzt wieder Genehmigungen für oft Hunderte Häuser umfassende Communities – in der Hoffnung, dass sie die Nachfrage mit attraktiven Produkten bedienen können, wenn der Markt wieder anspringt. »Für europäische Immobilienkäufer bieten sich derzeit gute Einstiegschancen«, findet auch die deutsche Immobilienmaklerin Liz Pfunder von Kim Levitan Realty.
Beispiel Boca Raton an Floridas Ostküste: »Dank der Krise haben sich die Preise inzwischen auf ein realistisches Niveau eingependelt«, sagt Makler Tobias Kaiser von Kaiser Associates. »In allen Preislagen unter einer Million Dollar wird alles, was realistisch erscheint, schnell vom Markt absorbiert.«
Beispiel Sarasota: Laut Statistik beläuft sich das Inventar in Sarasota derzeit nur auf etwas mehr als sechs Monate, die niedrigste Zahl seit 2005. Auch Gabriele Charity und Rüdiger Weiss von Charity & Weiss International Realty registrieren ein wieder erwachtes Interesse an Sarasota – »sei es von amerikanischen Baby-Boomern, europäischen Ferienhauskäufern oder Investoren aus Übersee.«
Einer der Gründe für die langsame Trendwende im Sunshine State sind tatsächlich internationale Käufer. Angesichts niedriger Immobilienpreise haben sich Scharen ausländischer Investoren hierher aufgemacht – immer auf der Suche nach einem lukrativen Schnäppchen. Rund 60 Prozent der Immobilienkäufer in Miami kommen inzwischen aus Übersee, in Orlando sind 80 Prozent der Immobilien in jüngster Zeit von ausländischen Investoren aufgekauft worden. Der Maklerverband Floridas geht davon aus, dass ausländische Investoren einen weiteren Preisverfall verhindert und den Markt neu belebt haben. Während viele Amerikaner sich einen Kredit erkämpfen müssen, profitieren ausländische Käufer vom schwachen US-Dollar. Und viele Europäer – geplagt von Inflationsängsten daheim – sehen eine Immobilien-Investition in den USA als probate Diversifikation ihres Portfolios.