Viele Immobilienkäufer kommen aus dem Ausland. (Foto: © Feltrim Orlando)
Um eines vorweg zu sagen: Florida-Immobilien waren in den vergangenen Monaten nicht nur wegen guter Kennzahlen wie etwa dem hervorragenden Preis-Leistungs- Verhältnis und zukunftsträchtigen Wertsteigerungspotenzial in den Schlagzeilen, sondern meist eher unter fragwürdigen Vorzeichen. Vor allem nach der Veröffentlichung der sogenannten Panama-Papiere war allenthalben von Korruption, Geldwäsche und Steuerbetrug die Rede – insbesondere in Miami und Miami Beach.
Tatsächlich wurde laut den Daten des regionalen Maklerverbandes Miami Association of Realtors jede zweite Immobilie im Großraum Miami im vergangenen Jahr in bar bezahlt, was sicherlich nicht prinzipiell, aber allzu häufig ein Indiz für eine eher zweifelhafte Herkunft des Geldes ist. Zu den Käufern gehörten mexikanische Drogen- bosse, korrupte Politiker aus Südamerika und russische Oligarchen, die ihr Geld in vielen Fällen vermutlich nicht nur mit ehrlicher Hände Arbeit erworben haben.
Für internationale Schlagzeilen sorgte zuletzt eine Briefkastenfirma aus Delaware, die für 47 Millionen Dollar eine Villa auf Key Biscayne erwarb. Besitzer und Quelle des Geldes: unbekannt. Wohl auch dies brachte das Fass dann aber zum Überlaufen: Aufgrund einer Initiative der amerikanischen Finanzaufsicht FinCEN müssen seit Anfang März im Großraum Miami alle Bargeschäfte im Wert von über einer Million Dollar bei der Finanzbehörde gemeldet und die dahinter stehenden Personen identifiziert werden.
Gut so! Doch beim allergrößten Teil der Immobilientransaktionen in Florida geht es eben beileibe nicht um Geldwäsche, Steuerhinterziehung oder Korruption. Sondern um junge Familien, die hierher ziehen, um vom wirtschaftlichen Boom hierzulande zu profitieren. Oder um amerikanische »snowbirds«, die ihren hart erarbeiteten Lebensabend unter der Sonne verbringen wollen. Und eben auch um Käufer aus Europa, die sich ihren lang gehegten Traum vom eigenen Ferienhaus verwirklichen wollen. Völlig normale und seriöse Immobiliengeschäfte also. Genau das wird von den reißerischen Schlagzeilen um einen angeblich wieder außer Rand und Band geratenen, halbkriminellen Markt allerdings allzu oft überdeckt.
Tatsache ist: Die Preise auf dem Immobilienmarkt in Florida haben nach der Krise des letzten Jahrzehnts wieder nachhaltig angezogen, begünstigt auch und vor allem vom Trend zum Zweit- oder Dritthaus. Seit eini- gen Jahren gehen in Amerika die sogenannten Babyboomer in Rente, etwa 80 Millionen Angehörige der geburtenstarken Jahrgänge seit 1946. Sie verfügen im Schnitt über ein höheres Einkommen und sind gleichzeitig deutlich aktiver und anspruchsvoller als die Generationen vor ihnen.
Die Babyboomer können es sich leisten, in Florida ein Haus zu kaufen und ihren an- deren Wohnsitz beizubehalten. Viele Anleger nutzen den hiesigen Immobilienmarkt daneben aber auch wieder als attraktive Alternative zu anderen Investmentoptionen wie Aktien oder Sparkonten. Das mag hier und da schon wieder zu gewissen Überbewertungen führen, mit dem überhitzten Immobilienfieber von vor zehn Jahren hat das aber weiß Gott nichts zu tun.
Ferienhauskäufer lassen sich von den medialen Gewittern denn auch keineswegs abschrecken, im Gegenteil: Den Zahlen der National Association of Realtors (NAR) zufolge hatten 69 Prozent aller Immobilienmakler in Florida im vergangenen Jahr internationale Kunden, darunter viele Käufer aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. In Florida lohnt es sich für viele Makler inzwischen sogar, ihre Website um eine deutschsprachige Sektion zu ergänzen. Und trotz eines währungsbedingten Knicks 2015 geben sich die hiesigen Makler zuversichtlich, was das Kaufinteresse von Käufern und Investoren aus deutschsprachigen Ländern angeht. Denn verglichen mit anderen Ferienregionen etwa rund ums Mittelmeer werden die Preise in Florida noch immer als recht bezahlbar angesehen.
Die politischen und wirtschaftlichen Unsicherheiten daheim tun ein Übriges, um Florida auf das Radar potenzieller Ferienhauskäufer zu katapultieren (siehe auch den folgenden Beitrag). Ein weiteres Plus besteht darin, das Florida-Feriendomizil in Zeiten der Abwesenheit vermieten und damit einen Teil der Ausgaben abdecken zu können. Laut einer Umfrage der Immobilien-Website FeWo- direkt wollen vier Fünftel der deutschen Hausbesitzer ihre Immobilien einen Teil des Jahres selbst nutzen – und den Rest der Zeit möglichst vermieten.
Andere verbreitete Motive für den Kauf einer Immobilie im Sunshine State sind Altersvorsorge und Geldanlage. Im Schnitt gaben die Deutschen 2015 für ein Haus in Florida 472.200 Dollar aus, genauso viel wie die Franzosen, die Brasilianer und die anderen Käufer aus Südamerika, aber mehr als die Kanadier (380.300 Dollar) und die Briten (455.600 Dollar). Nur Käufer aus China zahlten mit durchschnittlich 831.800 Dollar pro Immobilie deutlich mehr.
Wenn Sie demnächst im Zusammenhang mit Immobilien in Florida in Ihrer heimischen Tageszeitung also mal wieder von Geldwäsche, Korruption und Ähnlichem lesen, denken Sie daran, dass dies nur ein verschwindend kleiner Teil eines riesengroßen, überaus gesunden, transparenten und seriösen Marktes ist. Und wir hier darüber hinaus keineswegs wieder auf Verhältnisse wie 2006 zusteuern.
Das Immobiliennachrichtenportal »The Real Deal« prognostiziert eher eine leichte Abkühlung als eine Blasenbildung, vor allem in Miamis Eigentumswohnungsmarkt, aber speziell auch in Städten wie Naples oder Sarasota, wo die Preise zuletzt überdurchschnittlich gestiegen waren. Statt »Wilder Westen« also ein ausbalancierter Markt mit realistischen Preisen und hoher Investitionssicherheit.
Gute Zeiten mithin für all jene, die über den Kauf eines eigenes Plätzchen unter der Sonne nachdenken...