Tampa
US-Metropolregion mit der zehntgrößten Bautätigkeit bei Eigenheimen: die Cigar City Tampa (Foto © Sean Pavone/Shutterstock.com)
Nachdem die Immobilienkrise in den USA Ende der 2000er-Jahre zu einem allgemeinen Rückgang beim Neubau von Eigenheimen geführt hatte, ist laut Realtor.com seit einigen Jahren in vielen Städten wieder eine Zunahme der Bautätigkeit zu beobachten. Auf der anderen Seite hat die Corona-Krise und der dadurch bedingte Wunsch nach Distanz sowie die Notwendigkeit, sein Büro nach Hause zu verlagern, mit dazu geführt, dass nicht wenige US-Bürger nach einer größeren Bleibe oder überhaupt nach einem eigenen Domizil suchen. Angesichts der besonderen Umstände haben Vorstadtlagen und ländliche Gegenden für viele an Attraktivität gewonnen, während Wohnungen in Apartmenttürmen in teuren Großstadtlagen an Popularität eingebüßt haben. Laut Rick Palacios jr., Analyst der Immobilienberatungsfirma John Burns Real Estate Consulting, hat Covid-19 so in Märkten eine Nachfrage nach Wohnraum entfacht, in denen es zuvor keine besondere Nachfrage gegeben habe. Infolgedessen übersteigt die Nachfrage das Angebot an auf dem Markt verfügbaren Wohnimmobilien zu für die meisten noch bezahlbaren Preisen heute in vielen Gegenden deutlich. Ein Grund dafür, dass die Aufstockung des Immobilieninventars nur langsam vorankommt, liegt auch in einem Mangel an qualifizierten Arbeitskräften und Engpässen bei Baumaterialien wie insbesondere Holz.
Um einen Überblick darüber zu schaffen, wo in den USA das Angebot an Eigenheimen in den kommenden Jahren am stärksten steigen wird, hat die Immobilienplattform Realtor.com ein Ranking der zehn US-Metropolregionen erstellt, in denen kurz- und mittelfristig mit den meisten Neubauten in diesem Bereich zu rechnen ist. Als Maß dafür dienten die Zahl der im zurückliegenden Jahr vergebenen Baugenehmigungen sowie ihre Änderung im Vergleich zum Vorjahr. Ermittelt wurde außerdem der Medianpreis für ein Eigenheim inklusive Einfamilienhäuser, Apartments in Wohntürmen ("condominiums") und andere Eigentumswohnungen, Eigenheime von Wohnungsbaugenossenschaften, Townhouses und Zweifamilienhäuser ("duplex houses"). Zur Sicherstellung einer gewissen geografischen Diversität wurde für die Liste pro Bundesstaat nur jeweils eine Metropolregion herangezogen.
Auf den Plätzen 1 bis 9 des Rankings finden sich Dallas, New York, Phoenix, Washington, Atlanta, Los Angeles, Seattle, Philadelphia sowie Charlotte in North Carolina. Den 10. Rang belegt Tampa, wo im zurückliegenden Jahr immerhin 4251 Baugenehmigungen erteilt wurden, was einer Steigerung um 24 Prozent gegenüber dem Vorjahr entsprach. Der Median-Listenpreis für ein Eigenheim (also der Preis, über und unter dem jeweils die Preise von etwa 50 Prozent der angebotenen Immobilien lagen) betrug dort 305.000 Dollar und war damit geringer als in allen anderen in der Liste vertretenen Metropolregionen.
Laut Realtor.com war die Tampa-Bay-Region schon lange ein Anziehungspunkt für Ruheständler und allgemein für Menschen, die warmes Wetter mit vergleichsweise niedrigen Lebenshaltungskosten verbinden wollten. Infolge der Pandemie ist die Nachfrage nach Wohnraum hier laut Bob Glaser, Präsident und Leiter des Immobilienunternehmens Smith & Associates Real Estate, aber rasant gestiegen, wobei der hier im Februar ausgetragene Superbowl zusätzlich zur Bekanntheit der Region unter nicht aus Florida stammenden Käufern beigetragen habe. In der Folge seien selbst Wohnungen in Apartmenttürmen, die noch nicht einmal fertiggestellt seien, bereits zu 70 Prozent ausverkauft – etwas, das zuvor auf dem hiesigen Immobilienmarkt unbekannt gewesen sei.
In einem Bericht des South Florida Agent zu diesem Ranking wird Jennifer Motsinger, Executive Vice President der örtlichen Bauindustrievereinigung Tampa Bay Builders Association, mit den Worten zitiert, die derzeitige Zunahme beim Neubau von Wohnhäusern sei nicht unbedingt ein neues Phänomen. Bedingt durch die Pandemie sei im Übrigen die Nachfrage in der gesamten Region gestiegen, nicht nur im Hillsborough County, in dem Tampa liegt, sondern auch im Pasco und Pinellas County. Noch seien die Immobilienpreise dort für viele erschwinglich und die Zinssätze niedrig. Letztlich sei auch die Vielfalt der hier angebotenen Wohnhäuser für viele interessant, die auf der Suche nach einem Eigenheim seien und beispielsweise zwischen Ein- und Multifamilienhäusern wählen könnten – zumal Kaufinteressierte aus dem Nordosten der USA hier "weitaus mehr Haus für ihr Geld" als in ihrer alten Heimat bekämen. So hätten viele durchaus bezahlbare Häuser hier einen eigenen Swimmingpool, die in vielen anderen Städten wie etwa Miami deutlich mehr kosten würden.