Sunny Isles Beach
Laut einer Studie von RentCafe sind Mietwohnungen derzeit nirgendwo in den USA begehrter als im Miami-Dade County. Im Bild das zwischen dem Atlantic Intracoastal Waterway und dem Atlantik liegende Sunny Isles Beach (Foto © Felix Mizioznikov/Shutterstock.com)
Zur Ermittlung der kompetitivsten US-Mietwohnungsmärkte in den ersten vier Monaten 2022 verglich das Mietwohnungsinformationsportal RentCafe die 100 größten Märkte, für die entsprechende Daten verfügbar waren, anhand von fünf Schlüsselkriterien. Dazu zählen der Prozentsatz der belegten Mietwohnungen, die Zahl der Tage, die Objekte im Durchschnitt leer standen, sowie die durchschnittliche Anzahl der Mieter in spe, die um eine Wohnung konkurrieren. Weitere in die Bewertung eingegangene Faktoren sind der Prozentsatz der Mieter, die ihren Mietvertrag verlängern, und die Quote der im Untersuchungszeitraum neu errichteten Apartments.
Auf Platz 1 des so entstandenen Rankings steht das Miami-Dade County, wo im Untersuchungszeitraum von Januar bis April 2022 durchschnittlich 31 Mietinteressenten um eine freie Wohnung konkurrierten und es im Schnitt nur 27 Tage dauerte, bis ein leer stehendes Apartment neu vermietet wurde. Die Belegungsrate lag bei 97,6 Prozent, der Anteil neu erstellter Wohnungen bei 1,8 Prozent. 75 Prozent der Mietverträge wurden nach ihrem Auslaufen verlängert. Weitere Immobilienmärkte in Florida unter den Top 20 sind die Region Orlando auf Platz 3, Südwestflorida auf Rang 4, das Broward County auf Position 10 sowie die Region Tampa auf dem 12. Platz.
Wie Michelle Cretu, eine Sprecherin von RentCafe, gegenüber dem South Florida Business Journal ausführte, lagen US-weit die Belegungsrate bei 95,5 Prozent und die durchschnittliche Zeitspanne des Leerstands von Mietwohnungen bei 35 Tagen. Im Schnitt bemühten sich 14 Interessenten um ein leer stehendes Objekt, die Rate der verlängerten Mietverträge betrug 61,7 Prozent.
Im Laufe des zurückliegenden Jahres lag die durchschnittliche Mitsteigerung bei Objekten in Mehrfamilienhäusern im südlichen Florida nach Angaben des South Florida Business Journal bei satten 20 Prozent. Infolgedessen war Südflorida im Juni dieses Jahres der US-Markt mit den siebthöchsten Wohnungsmieten, die gemäß Daten der Florida Atlantic University (FAU) im Schnitt bei 2846 Dollar lagen. Nach Aussage von Ken H. Johnson, Professor im Bereich Immobilienwirtschaft an der FAU, liegen die Mieten damit um 22 Prozent über dem Niveau, das aufgrund von Daten aus der Vergangenheit eigentlich zu erwarten wäre, womit Südflorida der am meisten überbewertete Mietimmobilienmarkt des Landes sei. Überdies steigen die Mieten dort inzwischen deutlich schneller als die Gehälter.
Wie Businessinsider gegenüber der Zeitung äußerten, ist daher damit zu rechnen, dass derart hohe Steigerungsraten wie im vergangenen Jahr dort bald der Vergangenheit angehören. Edward Murray, stellvertretender Direktor des zur Florida International University gehörenden Jorge M. Pérez Metropolitan Center, hält es sogar für möglich, dass die Mieten irgendwann einbrechen, falls Leute mit niedrigeren und mittleren Einkommen infolge der hohen Lebenshaltungskosten vermehrt die Region verlassen, was eine Verschärfung des bereits herrschenden Arbeitskräftemangels zur Folge hätte. Man betrete hier Neuland, denn so rasant steigende Mieten habe es noch nie zuvor gegeben, nicht einmal während des großen Immobilienbooms zwischen 2004 und 2006.
Laut Jorge M. Pérez, Vorsitzender und Chef der Grundstücksentwicklungsgesellschaft Related Group, ist andererseits allerdings ein verstärkter Zuzug von Menschen mit hohen Einkommen in der Region etwa aus New York und Kalifornien zu verzeichnen, die an hohe Mieten gewöhnt seien. Die Ansiedlung neuer Unternehmen, darunter auch solcher aus dem Ausland, führe außerdem zur Neuentstehung gut bezahlter Arbeitsstellen auch für Ortsansässige.
Zwei Dinge, die günstigeren Mieten entgegenwirken, seien die steigenden Baukosten sowie die hohen und weiter steigenden Grundstückspreise in der Region, die bereits jetzt die höchsten im gesamten Sunshine State seien. So gebe es etwa in der Region Tampa noch immer viele freie Grundstücke, die weniger als die Hälfte kosteten als vergleichbare Flächen in Südflorida. Besitzer von Mietimmobilien sähen sich überdies mit einem Anstieg der Hypothekenzinsen sowie der Versicherungsprämien konfrontiert.
Gleichwohl gehen viele Grundstücksentwickler und Makler davon aus, dass die Mieten in Südflorida künftig nicht mehr so stark ansteigen werden wie in jüngster Zeit. Ihre Erwartungen, mit welchen Steigerungsraten in Zukunft zu rechnen ist, gehen allerdings auseinander: Während manche von einem jährlichen Anstieg von 3 Prozent ausgehen, sehen andere ihn aufgrund der erwähnten Kostensteigerungen bei 10 bis 12 Prozent.