Volkstribun hautnah: John F. Kennedy mit Senator George Smathers auf Wahlkampftour in Miami. (Foto: © Florida Photographic Collection/State Archives of Florida)
Gemeinsam mit George Smathers, einem engen Freund und damals demokratischer Senator Floridas, hatte sich JFK im Sunshine State auf Wahlkampftour gemacht. Durchaus ein Heimspiel für ihn: Vater Joe, an der Börse zu Reichtum gekommen, hatte schon 1933 für die Familie ein Anwesen in Palm Beach erworben. Im Haus mit der magischen Adresse 1095 North Ocean Boulevard bildete JFK nach dem Sieg bei der Präsidentenwahl vom November 1960 sein Kabinett, von hier aus wurde Amerika regiert, wenn dem neuen Präsidenten das Winterwetter in Washington zuwider wurde. Dann zogen die Männer vom Secret Service gut gelaunt in die Dienstbotenquartiere in Strandnähe ein, Standleitungen ins Weiße Haus wurden gelegt und sonntags in Saint Edwards, der katholischen Kirche von Palm Beach, zwei Reihen Betstühle für die Präsidentenfamilie reserviert.
Hier inszenierte sich der in Wahrheit kranke und ständig unter Schmerzen leidende Präsident auch gerne nur mit Badehose bekleidet als Sunnyboy im Pool. Durchaus mit Erfolg. »Die Wirkung, die er auf weibliche Wähler hat, ist geradezu unanständig«, schrieb die New York Times einmal. Und eben jener George Smathers (im Übrigen selbst kein Kostverächter) bescheinigte Kennedy sogar »die aktivste Libido, die ich je bei einem Mann erlebt habe«. Angeblich plante Kennedy, Smathers im Wahlkampf 1964 zum Kandidaten für die Vizepräsidentschaft zu ernennen – statt Lyndon B. Johnson. Doch die Schüsse von Dallas beendeten nicht nur die Männerfreundschaft, sondern auch die Hoffnungen einer ganzen Nation.