Hans Feyerabend zählt zu den bedeutendsten deutschen Künstler in Südflorida.(Foto: © John Seeberg)
Nicht nur wegen des besseren Wetters kam Hans Feyerabend mit seiner amerikanischen Frau Karen vor zehn Jahren nach Miami. Auch die Nähe zum Wasser war es, die er suchte: »Ich schwimme, gehe schnorcheln und kajaken – und bin nach drei Stunden Mini-Urlaub wieder im Atelier.« In seiner Wahlheimat Miami baute er schnell eine neue Karriere auf. Die ersten Monate waren hart, der Sprung ins kalte Wasser riskant: vom gesicherten Einkommen zum freischaffenden Künstler. Anfangs verdiente Karen, ebenfalls Architektin, den Lebensunterhalt.
Nach einiger Zeit folgten dann aber erste Ausstellungen, später wurden Kunstzeitschriften auf Feyerabend aufmerksam, er stellte in diversen Galerien in ganz Florida aus. Vorläufiger Höhepunkt: die Eröffnung der eigenen Studiogalerie in Miami. Mittlerweile sind seine Arbeiten in Sammlungen auf fünf Kontinenten zu finden.
Trotz des Erfolgs im Sunshine State hat sich der 42-Jährige nicht, wie viele andere Auswanderer, bis auf Weihnachtsbesuche ganz von der Heimat gelöst: Er spielt oft mit dem Gedanken, mit seiner Frau und Sohn Vander eines Tages wieder »graduell« nach Deutschland zurückzugehen. Familie, Freunde, Sprache, die einzigartige Kulturlandschaft in Deutschland im Allgemeinen, Berlin im Besonderen und der Wechsel der Jahreszeiten sind Aspekte, die dem Künstler selbst im Paradies manchmal fehlen.
Feyerabends Werke beschäftigen sich intensiv mit dem Thema »Gesichter des Menschen«, umgesetzt in großformatigen Porträtbildern und -skulpturen. Gestalten des Altertums oder der antiken Mythenwelt, märchenhafte Feen und Untiere sowie zeitgenössische Büroszenen sind Hauptmotive. »Wie im Märchen Beauty and the Beast interessiert mich das Spannungsfeld zwischen dem Schönen und Abscheulichen – und alles, was dazwischen liegt«, sagt Feyerabend.
Das »Schöne« entpuppt sich bei genauem Hinsehen als sein Gegenteil und umgekehrt: Ein bedrohliches Gesicht kann in den lieblichsten rosa Farbtönen dargestellt werden. Miami und Florida tauchen vor allem in seinen Landschaftsbildern auf: der weite Horizont in den scheinbar endlosen Everglades, die fliehenden Lichter auf Autobahnkreuzen und die unglaubliche Vielfalt der subtropischen Unterwasserfauna. Sein künstlerisches Fazit nach zehn Jahren Amerika:»Angesichts meiner klassisch europäischen Ausbildungfallen meine Arbeiten hier vielleicht eher auf als in Deutschland – wobei am Ende doch immer die individuelle Handschrift des Künstlers entscheidend ist.«