Klaus Birkel hat sein Leben umgekrempelt und ist inzwischen seit vielen Jahren in Amerika zu Hause. (Foto:© Dirk Rheker)
Nur ein Vollblutunternehmer wie er würde wohl auf solche Ideen kommen. Damals, im Jahre 1991. Klaus Birkel hatte gerade das Familienunternehmen verkauft, nach einem Skandal, der keiner war, losgetreten von einem übereifrigen Bürokraten. Hätte sich bequem zur Ruhe setzen können, im Tessin oder am Lago Maggiore. »Aber ich war ja erst Ende vierzig«, sagt er in seinem immer noch sehr melodischen Schwäbisch, »ich wollte ja wieder etwas aufbauen.« Ärmel hochkrempeln, wie schon Generationen zuvor.
Zuerst lockte der gerade geöffnete Osten Deutschlands, »aber da waren die Filetstücke schon abgegrast«. Birkel blickt in die andere Richtung, über den großen Teich, investiert zunächst in einige Projekte in Florida. Zieht dann weiter nach Texas, »eher zufällig, wie das so oft passiert im Leben«. Kauft die 55 Quadratkilometer große »Camp Cooley Ranch« nordwestlich von Houston. Mit einer Herde von 600 Brangus-Rindern fängt er an, entwickelt in den folgenden Jahren wissenschaftliche Selektionsstrategien, mendelt in aufwändiger Auslese üppig muskulöse Zuchttiere heraus, die Spitzenpreise erzielen.
Zeigt es den Texanern auf ihrem ureigensten Terrain, was ein Greenhorn aus Germany so auf die Beine stellen kann, »heute stehen wir mit unserem Business in den USA an zweiter Stelle«. Doch Birkel ist schon wieder einen Schritt weiter, beackert einen neuen Geschäftszweig: Immobilien. Baut Studentenwohnheime und Appartementhäuser in San Antonio und Dallas. Die Birkel Residential Group avanciert zu einem der führenden Bauträger im »Lone Star State«. Nicht zuletzt auch dank Investoren aus »Good Old Germany«:
Die Naples Investment Group aus Florida bringt deutsches Kapital mit Birkels Bauprojekten in Texas zusammen. Nach Deutschland reist der Unternehmer noch drei- bis viermal im Jahr – geschäftlich und um alte Freunde zu treffen.
Aber ansonsten ist er schon sehr in seiner neuen Heimat verwurzelt – zünftige Barbeques und Stetson inklusive. Texanische Lebensweise eben. Manchmal schaut er bei den Dallas Mavericks vorbei, um seinem Landsmann Dirk Nowitzki bei der Korbjagd zuzuschauen. Aber genau wie der 2,13 Meter große Korbjäger kann sich Klaus Birkel kaum vorstellen, je wieder ganz nach Deutschland zurück- zukehren. »Ich bin inzwischen in Texas zu Hause.«