Schon als kleines Mädchen hüllt Frerich ihre Puppen in kunstvolle Ensembles aus Stoff und Tüll. Heute näht sie Kleider für die feine Gesellschaft in Florida. (Foto: © Frerich)
Welch ein Albtraum! Man (oder vielmehr Frau) geht auf eine Dinner Party – und, oh Schreck, die Dame am Nachbartisch hat das gleiche Kleid an. Sündhaft teuer beide, aber leider auch beide von der Stange. »Sie glauben gar nicht, wie häufig so etwas passiert«, sagt Astrid Frerich. Und lächelt. Sie muss es wissen, ist sie schließlich seit fast 30 Jahren im Geschäft, ihre Kundinnen vor derlei Peinlichkeit zu bewahren.
»Haute Couture« heißt das Zauberwort, maßgeschneiderte Garderobe für die Frau von Welt. Schon als kleines Mädchen hüllt Frerich ihre Puppen in kunstvolle Ensembles aus Stoff und Tüll. Nach Abschluss der renommierten Deutschen Meisterschule für Mode in München wird es dann ernst: Die talentierte Designerin schneidert für Rena Lange, MCM, Louis Vuitton – allesamt erste Adressen. Irgendwann macht sie sich selbstständig. Und avanciert zur Hofschneiderin von Bayerns feiner Gesellschaft. Zahllose Gräfinnen und Baronessen im Freistaat lassen bei Frerich Maß nehmen.
Am Ende beschäftigt sie mehrere Angestellte, um mit der Nachfrage Schritt zu halten. Doch dann spielt Amor Schicksal. Und zwar in Form von Detlef, einem gebürtigen Cuxhavener, der schon seit langem in Sarasota lebt und hier einen Harley-Davidson-Verleih betreibt. Sie treffen sich in München, es funkt zwischen beiden. Und Astrid Frerich folgt ihrer großen Liebe 1997 nach Florida, arbeitet die ersten Jahre im Laden ihres Mannes. Insgeheim aber juckt es ihr in den Fingern, »das Schneidern ist halt meine große Passion«.
Vor drei Jahren eröffnet sie wieder ein Atelier, wandet seither eine anspruchsvolle Klientel in Träume aus Seide, Leinen und Taft. Die Stoffe besorgt sie in Mailand, »weil es selbst in New York diese Qualität nicht gibt«. Einfach ist es zunächst nicht, das Geschäft. Die Society-Ladys von Sarasota müssen erst an das Konzept von Haute Couture gewöhnt werden. Doch man spürt die Energie und den Willen, es auch hier wieder zu schaffen.
Bereut sie manchmal, ihr glänzendes Business von einem Tag auf den anderen aufgegeben zu haben? »Nein, auf keinen Fall. Ich liebe das Leben hier in Florida. Diese Leichtigkeit der Menschen.« Und etwas von der Freude und den tropischen Farben findet sich auch in ihren neuesten Kreationen wieder. Den echten, einmaligen Modellen mit dem kleinen »Astrid-Frerich«-Aufnäher im Rücken.
