Der Amelia Island Concours d’Elegance zählt zu den Pflichtterminen für Autokäufer, Experten und jene Enthusiasten, die historische Fahrzeuge sehen, riechen und – mit Erlaubnis der Eigentümer – auch anfassen wollen. Seit 1996 dreht sich hier an einem langen Wochenende im März alles um edle Karossen. Jeweils am Samstag präsentieren sich Oldtimerclubs mit ihren Fahrzeugen, am Sonntag steht dann der eigentliche Concours d’Elegance an.
Ehrengast in diesem Jahr war Hans-Joachim Stuck, einer der erfolgreichsten und beliebtesten internationalen Straßenrennsportstars der 1970er-, 80er- und 90er-Jahre. Angeleitet von seinem Vater, dem berühmten »Bergkönig« Hans Stuck, war er unter anderem zweimaliger Sieger beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans und dreifa- cher Sebring-12-Hours-Sieger sowie Sportwagenweltmeister von 1985. Er raste in der Formel 1 und Formel 2, fuhr ebenso erfolgreich Grand-Touring-Autos wie in der Trans-Am-Serie und wurde in der IMSA-GTO-Meisterschaft zu einem Liebling von Generationen amerikanischer Rennsportfans.
Im vergangenen Jahr waren es über 300 Autos, die zur Schönheitsparade antraten. Die Jurymitglieder, unter ihnen auch der deutsche Rennfahrer Jochen Mass, kürten dabei einen Cord L-29 Brooks Stevens Speedster mit dem Baujahr 1930 zum »Best in Show« im »Concours d’Elegance« und einen Alfa Romeo 8C 2300 Zagato Spider aus dem Jahr 1932 zum »Best in Show« im »Concours de Sport«.
SIEGER AUS STUTTGART
Auch etliche Mercedes-Benz-Klassiker räumten Preise ab. Als bestes Fahrzeug in der Kategorie »Pferdelose Kutschen mit mehr als 40 PS« gewann ein Mercedes Typ 37/95 PS aus der kalifornischen Nethercutt Collection. Der 1913 gefertigte und mit einer Karosserie von Jean Henri-Labourdette ausgestattete Oberklassewagen wurde in der Ausführung als viersitziger Torpedo gezeigt. Die Historic Vehicle Association zeichnete einen frühen 300-SL-Flügeltürer des Baujahrs 1954 mit dem Prädikat »This Car Matters« aus – laut Organisator Bill Warner das erste Mal, dass ein europäisches Fahrzeug diesen Preis gewann.
Imponierende Rekordzahlen meldeten 2015 (die Zahlen für 2016 lagen bei Redak- tionsschluss noch nicht vor) auch die bei der »Amelia Concours Week« präsenten Auktionshäuser: Die Erlöse summierten sich auf über 100 Mio. Dollar. Ein 1930er Cord Model L-29 Town Car erbrachte 1,76 Mio. Dollar, mehr als 1,7 Mio. gab es für den 1908er American Underslung Roadster. 3,3 Mio. erzielte ein 1967er Ferrari 275 GTB/4, zwei Mercedes-Benz 300 SL Roadster aus den Baujahren 1957 und 1963 jeweils mehr als 1,2 Mio. Dollar.
Die Amelia-Auktion von RM Sotheby’s allein erlöste über 60 Mio. Dollar. Ein 1960er Ferrari 400 Superamerica SWB Cabriolet kam auf knapp 6,4 Mio. Dollar, ein Mercedes-Benz 500 K Cabriolet A mit 540-K-Motor, Baujahr 1935, erzielte über 3,3 Mio.
In diesem Jahr wusste aber auch ein anderer deutscher Autobauer zu begeistern: Beim »BMW Drivers of the Ultimate Driving Machine Seminar« berichteten prominente Rennfahrer wie Bill Auberlen, David Hobbs, Sam Posey, Brian Redman, Boris Said III und natürlich Hans-Joachim Stuck über ihre aufregendsten Erlebnisse in einem Fahrzeug bayerischer Provenienz. Und versprachen, auch 2017 wieder dabei zu sein beim Schaulaufen der PS-Schönen auf der noblen Insel in Floridas Nordosten.
»MIT VIEL HERZBLUT« – INVERVIEW MIT GABRIELE HEINRICHS
Gabriele Heinrichs hat sich mit ihrer Firma AFL International Logistics Group seit 1996 auf die Verschiffung vor allem von edlen und
raren Automobilen aus den USA nach Europa spezialisiert. Wir trafen die Spediteurin am Rande des Amelia Island Concours d’Elegance.
Florida Sun Magazine: Frau Heinrichs, der Amelia Island Concours d’Elegance ist einer der renommiertesten »Beauty Contests« für Automobile in Amerika. Ein wichtiger Ort
auch für ein Unternehmen wie das Ihre?
Gabriele Heinrichs: Ganz sicher! In diesem Jahr sind wir mit einem eigenen Stand auf Amelia Island vertreten, weil auch immer mehr Europäer hier ihre Fahrzeuge präsentieren oder amerikanische Oldtimer kaufen.
Was macht den Concourse d‘Elegance in Amelia so besonders?
Die herrliche Umgebung im Ritz-Carlton Amelia Island und natürlich das meist fantastische Wetter – wenn es anderswo noch kalt und frostig ist – bilden schon eine besondere Mischung. Das Niveau der Fahrzeuge hier erreicht inzwischen locker das der bekannteren Veranstaltung im kalifornischen Pebble Beach. Deshalb sind nicht nur amerikanische, sondern auch internationale Sammler unter den rund 20.000 Besuchern.
Ein guter Ort, um Geschäfte zu betreiben und Kontakte zu knüpfen?
Ja, natürlich! Hier trifft man vor allem auch Kunden, für die der Preis nicht die oberste Priorität hat. Wichtig ist ihnen vielmehr, dass sie uns ohne Bedenken ihre besten Stücke anvertrauen können und wissen, dass die Transportabwicklung zur vollsten Zufriedenheit vonstatten geht.
Weil bei Automobilen dieser Preisklasse auch immer große Emotionen mit im Spiel sind?
Oh ja! Wenn man einmal erleben will, mit wie viel Herzblut
und Engagement Automobilisten bei der Sache sind, sollte man unbedingt zu einer Veranstaltung wie dieser hier kommen!