Jacksonville
Zu den floridianischen Städten, deren Bevölkerung von Jahr zu Jahr zunimmt, zählt auch die Metropole Jacksonville. (Foto © ESB Professional/Shutterstock.com)
Gemäß im Dezember 2022 veröffentlichten Daten des United States Census Bureau nahm die Zahl der Einwohner und Einwohnerinnen des drittgrößten US-Bundesstaats zwischen Juli 2021 und Juli 2022 um rund 400.000 zu, was 1,9 Prozent der Gesamtpopulation von 22.244.823 Menschen entspricht. Damit war das prozentuale Wachstum in Florida erstmals seit 1957 das höchste aller Bundesstaaten, während das zahlenmäßige Wachstum lediglich in Texas höher lag, das aber auch über eine größere Einwohnerzahl verfügt.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs nahm die Bevölkerung des Sunshine State seit 1946 stetig zu. Als in den 1950er-Jahren Klimaanlagen in den wärmeren Regionen der USA immer größere Verbreitung fanden, stieg das jährliche Bevölkerungswachstum auf ein durchschnittliches Niveau von 6,1 Prozent, um zur Hochzeit des Babybooms 1956 und 57 gar einen Peak von 8 Prozent zu erreichen. US-weit lag das Wachstum in diesem Jahrzehnt demgegenüber zwischen 1,5 und 2 Prozent. Nach dem Ende des Babybooms Mitte der 1960er-Jahre ging die jährliche Bevölkerungszunahme in Florida deutlich zurück, lag bis 1989 aber immer noch bei über 3 Prozent, womit sie doppelt so hoch wie jene auf nationaler Ebene war.
In den 2000er-Jahren lag das jährliche Wachstum im Sunshine State dann im Durchschnitt bei 1,7 Prozent, US-weit dagegen bei etwa 1 Prozent. Zwischen 2010 und 2020 ging die Zunahme der US-Bevölkerung von jährlich 0,9 Prozent auf 0,5 Prozent zurück, während sie in Florida zwischen 1 und 2 Prozent lag. In den ersten anderthalb Jahren der Corona-Pandemie von Frühjahr 2020 bis Herbst 2021 fiel das Bevölkerungswachstum dann in allen Bundesstaaten auf ein historisches Tief.
Laut den Tampa Bay Times schreibt die Regierung des Sunshine State unter dem republikanischen Gouverneur Ron DeSantis den Wachstumsrekord ihrer wirtschaftsfreundlichen Politik sowie dem Verzicht auf Einschränkungen der persönlichen Freiheit zugute und führt explitizit die sehr frühe Aufhebung der im Zuge der Corona-Pandemie eingeführten Social-Distancing-Maßnahmen an. Nach Ansicht von Experten mag dieser Aspekt zwar für manche Einwanderer eine Rolle spielen, letztlich sei es aber ein Bündel von Gründen, das dazu führe, dass so viele Menschen nach Florida ziehen wollten. Gemäß Christopher McCarty, Direkter des Bureau of Economic and Business Research der University of Florida, die an der Erstellung der Schätzungen des Census Bureau beteiligt war, zählt dazu neben der geringen Steuerlast auch schlicht der Umstand, dass der Bundesstaat "einfach ein schöner Ort zum Leben" sei.
Die Tatsache, dass das Bevölkerungswachstum praktisch nur auf dem Zuzug von außen beruht, während das Verhältnis zwischen Geburten und Todesfällen 2020 sogar negativ war, hat allerdings auch negative Aspekte: Laut Stefan Rayer, Demograf der University of Florida, handelte es sich bei den Menschen, die im vergangenen Jahr in den Sunshine State zogen, zum größten Teil um Erwachsene in oder nahe dem Rentenalter. Florida habe bereits zuvor eine der im Durchschnitt ältesten Bevölkerungen unter allen US-Bundesstaaten gehabt, und der Zuzug weiterer älterer Menschen führe dazu, dass sich dieses Altersungleichgewicht verschärfe.
Zwar war Florida im zurückliegenden Jahr auch der Bundesstaat mit der am viertschnellsten wachsenden Wirtschaft. Laut McCarty ist es aber nicht nachhaltig, dabei auf ein stetiges Bevölkerungswachstum durch Zuzug von außen zu setzen, vor allem, wenn es sich dabei um ältere Menschen mit hohem Einkommen handle. Folgen davon seien nämlich Inflation und Engpässe auf dem Wohnimmobilienmarkt. Wie Michael Snipes, Ökonom an der University of South Florida, erläutert, führen von außen zuziehende Menschen mit einem gewissen Einkommen zwar zu wirtschaftlichem Wachstum, wenn aber nicht zugleich auch genügend (jüngere) Arbeitskräfte vorhanden seien, um dieses Wachstum auch praktisch umzusetzen, stiegen in der Folge die Preise nicht nur auf dem Wohnungsmarkt.