Kapitale Burschen: Ernest Hemingway mit zwei prächtigen Segelfischen auf dem Pier in Key West (Foto: © State Archives of Florida)
Mit Josie Russell, einem trinkfesten Freund, bricht er mit seinem Boot »Pilar« fast jeden Nachmittag in Richtung Golfstrom auf, zum Fischen. Was für eine adrenalinsprudelnde Angelegenheit! Hier vor den Florida Keys werden mehr Angel-Weltrekorde aufgestellt als irgendwo sonst auf der Welt.
Hemingway und seine Kumpanen finden in den warmen Gewässern den majestätischen Segelfisch (Istiophorus albicans) oder den Blauen Marlin, das schnellste Wirbeltier der Ozeane. Anfang der Dreißiger fängt Hemingway seinen ersten großen Segelfisch, ein Prachtexemplar von 468 Pfund. »Big Game Fishing« wird für den Schriftsteller eine große Leidenschaft, eine Inspiration auch für sein Werk.
In seiner Erzählung »Der alte Mann und das Meer« schildert er den ungleichen Kampf zwischen dem Fischer Santiago und einem riesigen Marlin. Es ist eine Parabel über die menschliche Existenz, den ewigen Kampf mit den rohen Kräften der Natur, in dem sich der Mensch beweisen kann. »Man kann vernichtet werden, aber man darf nicht aufgeben«, lautet das Kredo Santiagos.
Das war damals. Angesichts leer gefischter Meere und dem Bewusstsein für einen schonenderen Umgang mit unseren natürlichen Ressour- cen mutet uns das Gleichnis vom Kampf »Mann gegen Bestie« heute doch irgendwie überholt an.
Und auch Hemingways stets zur Schau gestellter, kraftstrotzender Machismo wirkt seltsam passé. Männlichkeit misst sich inzwischen an anderen Dingen als an der Größe des erlegten Wildbrets. Doch bleibt der Roman als epische Metapher für das Leben selbst eine fesselnde Lektüre. Und Hemingways Leben sowieso …