Stampfender Figurenwechsel Studenten der University of Florida in Gainesville ahmen in alter Tradition beim Mühlradl-Tanz das Klappern des Mühlrades nach. (Foto:©State Archives of Florida)
Der Volkstanz beschreibt das Handwerk der Müller, die einzelnen Figuren sollen den Ablauf vom Getreidekorn bis zum fertig gemahlenen Mehl darstellen. Dass die jungen Tänzer mit ihren dicken schwarzen Hornbrillen und dem Bürstenhaarschnitt ein bisschen so aussehen, als seien sie gerade der »Dean Martin & Jerry Lewis Show« entsprungen, kommt nicht von ungefähr: Wir schreiben das Jahr 1959, und so war er halt, der »Look« im Nachkriegs-Amerika der boomenden Fifties.
Eine Zeit geprägt von Konsum und Fortschrittsglauben, aber auch von der allgegenwärtigen Angst vor dem Atomkrieg. Und vom jugendlichen Rebellentum eines James Dean oder Marlon Brando. Wovon unsere beiden Akteure freilich gänzlich unbefleckt zu sein scheinen. Ihnen geht es vornehmlich um die Pflege deutschen Brauchtums. Und damit befinden sie sich in bester Tradition. Schon früh gab es auch im Sunshine State deutsch-amerikanische Vereine. So zum Beispiel den 1903 in Jacksonville gegründeten »Germania Club«, der heute noch überaus aktiv ist. Zwei Jahre zuvor war in Tampa der »German American Club« ins Leben gerufen worden, beheimatet in einem imposanten klassizistischen Bau mit Theater und Swimmingpool.
Dass die Kultur, die deutsche Einwanderer mitbrachten, zumeist eher volksverbunden als hochgestochen war, zeigen heute noch die vielen Volksfeste und Paraden, angesiedelt irgendwo zwischen Münchner Wiesn und Rosenmontagszug. Direkt nach dem Zweiten Weltkrieg war deutsches Brauchtum auch in Florida eine Zeit lang nicht sonderlich angesagt – verständlicherweise. Doch Aufführungen wie diese hier versöhnten das Land wieder mit dem Kriegsgegner von gestern. Und insofern lieferten unsere beiden Mühlradler auf ihre Weise durchaus ihren Beitrag zur Aussöhnung. Über den Atlantik hinweg.