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"Wave" von Mally Khorasantchi. (Foto: © Mally Khorasantchi)
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Die Malerin Mally Khorasantchi vor ihrer jüngsten Arbeit "Genesis # 8". (Foto: © Mally Khorasantchi)
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Florida als Inspiration: Brigitte Keller vor ihrem Werk "GARLAND". (Foto: © Brigitte Keller)
Blitzende Reklametafeln, brummende Autos und Musik mit heißen Rhythmen: Dass die Kunstszene in Miami zuweilen schrille und provokante Bilder hervorbringt, die das pralle Leben einer Großstadt widerspiegeln, ist kein Wunder. Hundert Meilen Richtung Westen wird es dagegen schlagartig ruhiger. An der Shell Coast in Südwestflorida genießt man vor allem Sonne und Strand und atmet den Duft von Meer und exotischen Pflanzen. Das färbt ab: In vielen Galerien finden sich Bilder mit einer eher subtropischen Farbpalette. Und bei vielen mischen sich das Grün der Vegetation, das Blau des Meeres und die unendlichen Rot- und Gelbtöne der Sonnenuntergänge in die Arbeiten. Natur inspiriert hier Kultur.
Unter den Gemälden sind auch die Werke deutscher Künstler – Auswanderer, die im Sunshine State urlaubten und von seinem Licht magisch angezogen wurden. Und dann einfach dort blieben. Brigitte Keller etwa kommt seit drei Jahren nach Naples, um dort zusammen mit ihrem Mann ihre Winter zu verbringen. Malend, aber auch singend: Die gebürtige Paderbornerin, die ihr graumeliertes Haar kurz trägt, singt im »Naples Bach Ensemble«. »Bachs intensive Emotionalität und seine Leichtigkeit in seinen Kompositionen faszinieren mich«, sagt Keller, die sich in »das Licht und die leichte Lebensart in Naples« verliebt hat.
Viele Eindrücke kommen bei Keller zusammen, und alle greifen sie ineinander über. Gedichte, Träume, Lieder, Sonnenaufgang, Blüten. »Für mich zählt immer die Vielfalt.« Wenn sie spazieren geht oder meditiert, entwickeln sich die Gedanken weiter. Und weiter. Bis sie dann zum Pinsel greift und neue Kunst daraus macht: erst vorsichtig tastend auf kleiner Leinwand, mit Acryl oder Öl, dann auf großer. Brigitte Keller mag es akkurat. Ihr großformatiges Gemälde »Farbklänge« etwa zeigt eine Melodie, die sich zwischen Quadraten und Linien in rot, rosa und orange abspielt. Die Girlande aus grünen Herzen und die grünen Blüten am äußeren Bildrand können auch Blätter oder fliegende Vögel sein. Der Galeristin Andrea Clark Brown hat das Werk sofort gefallen: Im vergangenen März war »Farbklänge« eines der gefeierten Exponate in der Einzelausstellung »Sounds of Color« in Browns »Up Art & Design Gallery« in Naples.
Auch Mally Khorasantchi hatte eine Art Erweckungserlebnis, als sie 1991 zum ersten Mal an die Shell Coast kam. »Lass uns hier leben«, sagte sie damals zu ihrem Mann. Gesagt, getan. 1992 zog das Paar von Düsseldorf nach Naples. Heute sind Mally und Ali, ein gebürtiger Perser, längst amerikanische Staatsbürger. Und Mally Khorasantchi widmet sich nach einer erfolgreichen Karriere als Unternehmerin wieder ganz der Malerei. In Düsseldorf hatte sie bereits elf Jahre Malunterricht, jetzt begab sie sich in die Obhut von Graham Nickson, Lehrer an der renommierten New York Studio School of Drawing, Painting & Sculpture. Er beeinflusste ihren Stil: von brav und gefällig zu wild und intuitiv. Und vom Gegenständlichen zum Abstrakten. »Ich habe gelernt, in die Tiefe zu gehen und dafür meinen Verstand zu benutzen.«
In ihrem »Studio Blue« in Naples malt sie heute Abstraktionen, die von Bananen, Mangroven oder Unterwasserwelten inspiriert sind. Dazu verwendet sie gerne hoch pigmentierte Farben aus Bienenwachs und dazu Ölfarben. Die Idee zu ihrem Bild »Wave« wurde ihr allerdings nicht nur vom floridianischen Meeresrauschen eingeflüstert, sondern vor allem von Hermann Hesses Gedicht »Wie eine Welle«. Und bei »Genesis #8« macht sich ihre intensive Auseinandersetzung mit dem Philosophen Rudolf Steiner bemerkbar: Im Bild schweben Bienen neben Meerestieren, Pflanzen, Muscheln und Wellen miteinander umher, verbunden durch Hexagone, die für Schöpfung und Leben stehen. Doch auch hier, das wird dem Betrachter schnell klar, ist die künstlerische Umsetzung, wie auch vieles in den Arbeiten von Brigitte Keller, ganz zweifellos vom warmen Licht und der großen Leichtigkeit Südwestfloridas inspiriert.
Über die Künstlerinnen
Brigitte Keller
Anfang der Siebziger Jahre zog die gebürtige Paderbornerin mit ihrem Mann von Berlin nach New Jersey.
In New York und in Massachusetts – Provincetown und Boston – studierte Brigitte Keller Malerei und Grafik. Ausstellungen und Ausstellungsbe-teiligungen schlossen sich an, wie zum Beispiel die Solo-Ausstellung »Sequences of Light« im renommierten Williams College Museum Of Art in Williamstown, Massachusetts.
Heute wohnt die Künstlerin mit ihrem Mann in Maine und Florida und besitzt die deutsche und amerikanische Staatsbürgerschaft. Das Paar hat zwei erwachsene Söhne.
Mally Khorasantchi
Die Düsseldorfer Künstlerin wohnt seit 1992 in Naples. Nach einem Kurs bei Graham Nickson von der New York Studio School änderte sie ihren Stil – und mit ihrer Karriere ging es bergauf.
Mally Khorasantchi, die einen Mann und vier erwachsene Kinder hat, war bereits in vielen Museen und Galerien zu sehen, unter anderem in der Galerie Fischer Zoeller in Düsseldorf, der Galerie Walter Wickiser in New York und im Miromar International Design Center in Estero. Im Jahre 2014 folgen Einzel-Ausstellungen in Tallahassee und New York.