Das Schicksal hat Karl-Heinz Kamella schon an viele Orte dieser Welt geführt. (Foto: © Florida Sun Magazine 02/2007)
Pralles Leben. Eines, aus dem man gleich mehrere Biografien hätte schnitzen können. Geboren 1930 in Dresden, aufgewachsen in einer Familie mit fünf Halbgeschwistern und einem Bruder. Dann der Krieg, Bombennächte in Dresden. Karl-Heinz Kamella entkam der Hölle, wenn auch mit Schrammen. Bei seiner Flucht aus der Stadt verliert er den Kontakt zur Mutter. Erst Jahrzehnte danach sollte er sie wiedersehen.
Zwei Jahre später wird er von Soldaten der Sowjet-Armee nach Annaberg-Buchholz verfrachtet, muss dort in einem Uran-Bergwerk arbeiten. 1950 die Flucht, zuerst über Hof nach Bayern, dann ins Bergische Land. Mit Gelegen-heitsarbeiten schlägt er sich durch.
Ende der fünfziger Jahre dann Übersiedlung nach Kanada, »ein Freund hatte mir den Tipp gegeben«, erinnert er sich. Am Anfang kann er nur die Wörter »Yes« und »No«, findet aber bald Arbeit als Chauffeur eines wohlhabenden Minenbesitzers. Zieht nach Palm Beach, wo er für seinen Chef dessen Millionen-Anwesen verwaltet. Kauft 1979 vom Ersparten die erste Wohnung, lernt die Reichen und Schönen kennen. Begegnet Jackie Kennedy, spricht mit Donald Trump. Verkauft im letzten Jahr seine Häuser und Grundstücke, wird so zum Millionär. Und ist stolz darauf, dass sich der Kreis seines Lebens geschlossen hat.
Gewissermaßen. Denn immer öfter besuchen Karl-Heinz Kamella und seine Lebensgefährtin die »Alte Welt«, nicht zuletzt auch die Geburtsstadt Dresden. Dort setzt er sich aktiv für den Wiederaufbau der Frauenkirche ein, sammelt Spenden in seiner neuen Heimat Florida. 2005 bedankt sich Kanzlerin Angela Merkel persönlich für seinen Einsatz. Bei Berchtesgarden hat er inzwischen einen zweiten Wohnsitz gegründet, um im Sommer von dort aus Orte und Stationen seines Lebens zu besuchen. »Ich könnte Ihnen noch so viele Geschichten erzählen«, sagt Karl-Heinz Kamella zum Abschied in seinem immer noch fast akzentfreiem Deutsch. Wie wahr!