Angeln in Pensacola
Immer mehr Deutsche verbringen ihren Ruhestand in Florida. (Foto © Peter Titmuss/Shutterstock.com)
»Alt werden lässt sich nicht verhindern«, sagte einst ein kluger Kopf, »aber es muss nicht bei schlechtem Wetter geschehen.« Natürlich gibt es sie noch, diese ewigen Klischees, Florida sei das Rentnerparadies schlechthin. Gern vorgetragein übrigens mit leicht abfälligem Ton. Stimmen tut es längst nicht mehr. Und sowieso: Was kann schon falsch sein an einem Paradies? Woher dieser ewige Jugendwahn? Älter werden wir schließlich alle. Und die, die heute in Florida ihren Lebensabend verbringen, gehören längst nicht mehr zur »Generation Schaukelstuhl«. Das sind aktive, lebenslustige Menschen, denen ein paar mehr Falten nichts ausmachen und die es sich ansonsten gut gehen lassen. Sehr gut sogar: Der Sonnenstaat hat längst erkannt, wie stark die Senioren die heimische Wirtschaft ankurbeln. Die ausgezahlten Pensionen fließen von den konsumfreudigen Senioren direkt wieder in den Wirtschaftskreislauf zurück. Die Gruppe der Rentner trägt zu einem Drittel des hiesigen Immobilienhandels bei. Und beim Porsche-Dealer in Sarasota oder Boca Raton sind es vor allem Kunden mit grauen Schläfen, die für Umsätze sorgen.
Fröhliche Oldies aus dem Mittleren Westen genießen ihren Lebensabend vor allem in der Gegend von Tampa und Fort Myers, die Großstädter fühlen sich besonders in Fort Lauderdale und Miami wohl. Wer gut betucht ist, lässt sich in Palm Beach oder Naples nieder. Und die ganz Cleveren machen es wie viele ihrer Altersgenossen aus Europa: nur während der Wintermonate kommen – und den Rest des Jahres daheim genießen. Warum über zwei Millionen Rentner im Sonnenstaat leben, liegt auf der Hand. Wer hat nicht schon an grauen Herbsttagen oder beim morgendlichen Freikratzen der Windschutzscheibe davon geträumt, in den sonnigen Süden zu ziehen und all dies hinter sich zu lassen? Während des Berufslebens ist das nicht so einfach, aber nach der Pensionierung pfeifen viele auf Kälte und Schneeregen.
Die meisten kaufen sich »nur« einen Zweitwohnsitz zum jährlichen Überwintern. Diese Gruppe wird gerne als Snowbirds bezeichnet, weil sie wie die Zugvögel vor der Kälte flüchten. Andere ziehen komplett um und lassen sich dauerhaft in der Sonne nieder. Dass sich viele für Florida entscheiden, liegt am Image des Staates als Urlaubsparadies, es hat aber auch finanzielle Gründe: In Florida sind die Steuern relativ niedrig und Immobilien deutlich billiger als etwa im sonnigen Kalifornien. Außerdem kann man sich in Florida unter Gleichgesinnten niederlassen: Viele Wohngegenden sind ganz auf die Bedürfnisse von Senioren eingerichtet. Es gibt komplette Siedlungen, wo nur einziehen darf, wer mindestens 55 Jahre alt ist. Sie bieten nicht nur die entsprechenden Wohnungen und Häuser, sondern auch vielfältige Freizeitprogramme und medizinische Versorgung. Wer sich derartige Anlagen nicht leisten kann, kauft sich in so genannte »Mobile Home Retirement Villages« ein, in dicht gepackte Siedlungen mit containerartigen, voll möblierten Fertighäusern für Rentner.
Hilde und Günther sind seit sechs Jahren in Fort Myers. In einem hübschen Haus am See verbringen die beiden Deutschen die Wintermonate im Warmen. Nur zu Weihnachten sind sie noch mal kurz daheim. Ihren Florida-Traum erfüllten sich die beiden Frührentner spontan auf einer Amerika-Reise: »Vor sechs Jahren haben wir hier das Grundstück gekauft. Dann haben wir uns Musterhäuser angesehen und danach das Haus gebaut. Seitdem sind wir hier und verbringen den Winter im schönen, warmen Florida.«
Kein ganz billiges Vergnügen, denn neben der Grundsteuer von knapp 5.000 Dollar schlagen vor allem die laufenden Kosten zu Buche: Hausverwaltung, Sturm- und Wasserversicherung, der Gärtner, der Poolservice, die Autoversicherung und die Gebühr für die Community. »So kommt man schnell auf 15.000 bis 20.000 Dollar im Jahr«, erläutern die Zugvögel aus Germany. Aber das ist es ihnen wert. »Für viele in Deutschland sieht es bei uns vor der Türe aus wie im Paradies.«
Offiziell leben alleine in Südwestflorida 50.000 Deutsche, inoffiziell sollen es sogar bis zu 200.000 sein. Deutsche Pensionäre können für drei Monate nach Amerika kommen, ohne ein Visum zu haben. Wer länger bleiben will, bis zu sechs Monate, der braucht ein Besuchervisum. Das gibt es in Deutschland bei den verschiedenen Konsulaten. Eine der Voraussetzungen ist, dass man weiterhin den Hauptwohnsitz in Deutschland beibehalten muss. Ob man ein Standbein in der alten Heimat behält oder den Wohnsitz komplett nach Florida verlagert, ist für Pensionäre freilich nicht nur eine Frage des Visums, sondern hat auch finanzielle Konsequenzen. Wer mindestens sechs Monate im Jahr in Deutschland lebt, wird nach deutschem Steuerrecht veranlagt. Rentner, die mehr als das halbe Jahr im Ausland verbringen, werden nach dortigem Recht besteuert (siehe Interview unten). Dies kann natürlich, neben der Frage der Aufenthaltsgenehmigung, die Entscheidung beeinflussen, ob man sich dauerhaft im Ausland zur Ruhe setzt oder lange Aufenthalte in Deutschland einplant.
Abgesehen davon ist Florida freilich bestens auf Pensionäre eingestellt. Gerade weil der Jugendkult in den Vereinigten Staaten so allgegenwärtig ist, hat er Gegenbewegungen provoziert. Die »Gesellschaft für pensionierte Personen« zum Beispiel ist eine mächtige Lobbygruppe. Schon wird in den Staaten über »Agism« debattiert, Florida spielt da eine Vorreiterrolle: Es gibt allerorten Senioren-Center, überall findet man Parkplätze für Gehbehinderte. Und auch das Transportministerium des Staates hat auf den Zuwachs der Älteren reagiert: So ließ man jüngst die Straßenschilder vergrößern, mehr Reflektoren an den Bürgersteigen anbringen und die Mittelstreifen dicker pinseln.
Hier finden Sie einige Tipps, worauf Sie achten sollten:
1. Wie hoch ist meine Rente im Ausland?
Die Höhe der Rente im Ausland unterscheidet sich im Grundsatz nicht von der, die man bekommt, wenn man seinen Lebensabend in Deutschland verbringt. Aber: Nur die Altersrente wird in voller Höhe gezahlt. Wer eine Erwerbsminderungsrente erhält und Deutschland verlässt, muss im Ausland auf diesen Teil der Rente verzichten.
2. Gibt es Wechselkursrisiken?
Die Zahlungen der Rentenversicherungsanstalt werden nach dem jeweiligen Wechselkurs in der Landeswährung auf dem Konto des Rentners gutgeschrieben. Das Wechselkursrisiko trägt allein der Rentner. Wer Florida als Altersruhesitz gewählt hat, erhält mehr Dollar, wenn die US-Währung gegenüber dem Euro schwächer wird.
3. Wo zahle ich Steuern, wenn ich in Florida lebe?
Deutsche Rentenzahlungen können in den USA besteuert werden. Eine doppelte Versteuerung der Alterseinkünfte ist allerdings ausgeschlossen, da zwischen Deutschland und den Vereinigten Staaten ein Doppelbesteuerungsabkommen besteht.
4. Gelten Haftpflicht- und Hausratversicherung weiter?
Die Haftpflichtversicherung bietet zwar meist weltweiten Schutz, aber in der Regel nur bei vorübergehendem Aufenthalt im Ausland. Zugvögel sollten mit dem deutschen Versicherer reden, ob der Schutz weiter besteht, wenn man dauerhaft im Ausland leben möchte, und sich alle Zusagen schriftlich bestätigen lassen. Im Zweifel ist es besser, im Ausland eine neue Police abzuschließen.
5. Jede medizinische Behandlung muss in den USA sofort bezahlt werden – egal ob, wie oder wo Sie versichert sind. Wichtig ist die Frage, ob der deutsche Versicherer die üblicherweise dreimal höheren Kosten auch erstattet und sich nicht auf die deutsche Gebührenordnung zurückzieht.
Es muss »landesübliche Kostenerstattung« bestätigt werden. Bei längerem Aufenthalt in den USA ist eine Auslandsreiseversicherung ungültig, da ein vorübergehender Wohnwechsel keine Reise ist. Alternative: Abschluss einer privaten Krankenversicherung in Deutschland. Neueinwanderer werden erst bei amerikanischen Versicherern angenommen, wenn sie einen ständigen Wohnsitz (Visum/Greencard) über mindestens ein oder zwei Jahre nachweisen können. Leistungen im Rahmen der »Medicare« kann man nach mindestens fünfjährigem Aufenthalt bei voller Beitragszahlung erhalten.
6. Muss ich die Sprache können?
Wer auswandert, sollte die Sprache seines neuen Heimatlandes möglichst gut beherrschen. Das ist besonders in Notfällen wichtig – zum Beispiel wenn man krank wird und einem Arzt erklären muss, welche Probleme man hat.
7. Soll ich auf Probe auswandern?
Zwei bis drei Monate sollten sich auswanderungswillige Rentner ihr künftiges Heimatland vorab ansehen, am besten außerhalb der Reisesaison. Man sollte anfangs möglichst nicht alle Zelte in Deutschland abbrechen und besser einen Wohnsitz in der Bundesrepublik behalten – das erleichtert eine mögliche spätere Rückkehr.
Wohnen unter Gleichgesinnten - Hier finden Sie einige der schönsten Seniorenwohnanlagen Floridas
Valencia Pointe
6992 Corning Circle, Boynton Beach
Telefon (561) 738-5100 www.glhomes.com/valencia-pointe
Preise: von 309.000 bis 700.000 Dollar
Luxuriöse Anlage zwischen Fort Lauderdale und West Palm Beach. Ein eigener »Lifestyle Director« sorgt dafür, dass keine Langeweile aufkommt.
Coquina Crossing
4536 Coquina Crossing Drive, Elkton
Telefon (800) 446-0699, www.equitylifestyle.com
Preise: von 99.000 bis 222.000 Dollar
Mit ihren altmodischen Straßenlaternen, den weißen Zäunen und Häusern im »Old Florida Style« verströmt diese Adult Community ein Stück Nostalgie.
Pelican Preserve
10571 Veneto Drive, Fort Myers
Telefon (877) 881-5973, www.pelicanpreserve.com
Preise: von 270.000 bis 600.000 Dollar
Naturliebhaber kommen in dieser ökologisch vorbildlichen Senioren-Siedlung mit Naturschutzgebieten und Boardwalk voll auf ihre Kosten.
On Top of the World Communities
8445 S.W. 80th Street, Ocala
Telefon (800) 421-4162, www.ontopoftheworld.com
Preise: von 190.000 bis 300.000 Dollar
Einmal fertiggestellt, beherbergt diese Seniorensiedlung 36.000 Häuser – eine Stadt mit allen Annehmlichkeiten fürs Älterwerden.
Lakes of Mount Dora
9050 Lakes of Mount Dora Blvd., Mount Dora
Telefon (800) 325-4471, www.lakesofmountdora.com
Preise: von 250.000 bis 570.000 Dollar
Fast drei Viertel aller Häuser liegen hier an hübschen Seen. Das nahe liegende Mount Dora versprüht den Charme Neuenglands.
Solivita
488 Acacia Tree Way, Poinciana
Telefon (407) 935-9006, www.solivita.com
Preise: von 170.000 bis 500.000 Dollar
In einem toskanisch anmutenden Zentrum können Bewohner alle möglichen Angebote nutzen: von Shopping über Fitness bis hin zu Restaurants.
Tradition
10489 S.W. Meeting Street, Port St. Lucie
Telefon (800) 785-8243, www.traditionfl.com
Preise: von 190.000 bis 500.000 Dollar
Seniorenanlage mit Kleinstadt-Ambiente. Acht verschiedene Siedlungen mit insgesamt über 17.000 Häusern fügen sich zu einem eleganten Ganzen.
Lake Ashton
4140 Ashton Club Drive, Lake Wales
Telefon (800) 234-1581, www.lakeashton.com
Preise: von 230.000 bis 470.000 Dollar
Für Senioren, die es sportlich mögen: Fitnesscenter, Jogging-Parcours, Basketballplätze und eine Bowlingbahn sind nur einige der Angebote.
Arlington Ridge
4460 Arlington Ridge Blvd., Leesburg
Telefon (800) 888-3789, www.arlingtonridgefl.com
Preise: von 199.000 bis 390.000 Dollar
Inmitten von alten Eichenbäumen liegt diese Seniorensiedlung um einen 18-Loch-Golfplatz. Zum Plausch trifft man sich auf dem »Village Green«.
Heritage Isle
6800 Legacy Blvd., Melbourne
Telefon (866) 640-4753, www.heritageislefl.com
Preise: von 150.000 bis 410.000 Dollar
Acht verschiedene Siedlungen fügen sich hier zu einer über 2.000 Einheiten umfassenden Seniorenanlage zusammen. Großes Freizeitangebot.
Sun City Center
105 Commercial Center Drive, Sun City Center
Telefon (800) 237-8200, www.suncityctr.com
Preise: von 180.000 bis 500.000 Dollar
Mit Einkaufszentren, Restaurants, Freizeitparks, Kirchen und einer Post verfügt diese Community über eine bessere Infrastruktur als manches Dorf.
Woodfield
6262 Thames Place, Vero Beach
Telefon (888) 437-7794, www.woodfieldinverobeach.com
Preise: von 160.000 bis 280.000 Dollar
Gebaut um acht Seen, verbindet diese Seniorensiedlung gehobenen Lifestyle mit den herrlichen Stränden des nahen Atlantiks.
INTERVIEW
Die Anwältin Elke Rolff aus Miami wird fast täglich mit Fragen zum Thema Rentenzahlungen an Auswanderer konfrontiert. Ihr Fazit: Trotz der großen räumlichen Distanz sind sich Amerika und Deutschland in punkto Pensionen recht nahe.
FLORIDA SUN: Frau Rolff, wie einfach kommt man als deutscher Pensionär in Florida an seine Rente?
Elke Rolff: Das ist im Prinzip relativ unproblematisch. Da zwischen Deutschland und den USA ein Sozialversicherungsabkommen besteht, wird die deutsche Rente für in den USA lebende Deutsche und Amerikaner mit deutschen Rentenansprüchen zu 100 Prozent ausgezahlt.
FLORIDA SUN: Und wie steht es um die Besteuerung der Renten?
Elke Rolff: Gemäß Doppelbesteuerungsabkommen können die deutschen Rentenzahlungen in den USA besteuert werden. Eine Ausnahme sind Beamtenpensionen. Das Besteuerungsrecht liegt hier bei der Bundesrepublik, womit sie – noch – steuerfrei sind.
FLORIDA SUN: Was ist mit der so genannten Riester-Rente?
Elke Rolff: Hier besteht tatsächlich eine Besonderheit in Bezug auf Leistungen, die noch in Deutschland erhalten wurden. Sofern der spätere Hauptwohnsitz ins Ausland verlegt wird, müssen die Zulagen und Steuervorteile zurückgezahlt werden – aktuell sind das monatlich 15 Prozent der Rente.
FLORIDA SUN: Besteht die Möglichkeit, sich die deutsche Rente im Voraus ausbezahlen zu lassen?
Elke Rolff: Nicht wirklich, denn gemäß Sozialgesetzbuch werden Renten jeweils am Monatsanfang ausbezahlt. Maximal kann nur bis zum Dreifachen der durchschnittlichen Monatsrente für einen angemessenen Zeitraum im Voraus ausgezahlt werden.
FLORIDA SUN: Was ist mit Pensionären, die in beiden Ländern Rentenansprüche erworben haben?
Elke Rolff: Grundsätzlich zahlt jeder Vertragsstaat Rente nach seinem eigenen Recht. Insofern kann man auch zwei Renten erhalten, wenn man in beiden Ländern einen Rentenanspruch hat.