Bunter Bolide: Chevy mit 600 Pferdestärken. (Foto: © Richard Petty Driving Experience)
Höllischer Lärm empfängt uns vor dem Trailer der Richard Petty Driving Experience im Innenfeld des Daytona International Speedways. Auf dem 2,5 Meilen langen Oval ziehen bereits einige NASCAR-Boliden ihre Runden. NASCAR steht für »National Association for Stock Car Auto Racing«, mit Serienmodellen haben die Rennwagen allerdings lediglich die Silhouette gemein.
Heute werde ich am Steuer eines solchen Feuerofens sitzen. Zumindest für acht Runden. Ein absoluter Traum, doch für das Team von Richard Petty tägliche Routine. An drei Tagen in der Woche darf hier jeder ins Cockpit, der 549 Dollar bezahlt.
Ehe man zum Auto darf, steht Papierkram auf dem Programm. Wenn ein Autofahrer mit Führerscheinklasse B auf einen mehrere hundert PS starken Rennwagen trifft, will das schließlich genau geregelt werden. Dann heißt es: feuerfesten Rennanzug anziehen, Einweisung im Schulungsraum. Im Einführungsvideo grüßt der King of NASCAR, Richard Petty. 200 Siege fuhr er im Laufe seiner Karriere ein.
Unter der Haube meines Boliden röhrt ein 5,7-Liter-Achtzylindermotor mit rund 600 PS. Elektronische Fahrhilfen gibt es nicht. Dafür sitzt in jedem NASCAR-Fahrzeug ein Instruktor als Copilot. Seine Aufgabe besteht nicht nur darin, Fahrtipps zu geben, sondern im Bedarfsfall allzu forsche Piloten per Drehregler abzubremsen. Nicht irritieren lassen darf man sich davon, dass die Autos nach links ziehen. Da es meist mit Vollgas links rum über die nach innen hängende Piste geht, ist das Fahrwerk entsprechend asymmetrisch abgestimmt.
Kurz ein Erinnerungsfoto, dann wird es ernst. Der blau-rote Rennwagen mit der Startnummer 43 – ganz im Design von Pettys »racer« – steht bereit. Helm auf, Kopf- und Nackenstütze anlegen und durchs Fenster ins Cockpit zwängen. Hier sitzt schon der Copilot. Ich werde in den Sitz geschnallt, ein Assistent reicht das Lenkrad, einklinken, Schutznetz vors Fenster, Anlasserknopf drücken, der V8 springt brabbelnd an. »Let's go«, tönt es über den Helmlautsprecher. Kupplung, Gas – der Chevy-Motor dreht grollend hoch. Wir rollen an. Zweiter, dritter, vierter Gang, und ab auf den Kurs.
Per Handzeichen und Kopfhörer erteilt der Copilot Anweisungen: »Up, down.« Aus dem Cockpit wirkt der Kurs ganz schön schmal. Am Ende der Geraden geht die Ideallinie knapp am unteren Ende der Piste vorbei. Dann folgt das Kommando zum Gasgeben. Der Wagen schiebt sich unter lautem Brüllen voran, nähert sich der Betonwand, dann Fuß lupfen, einlenken und erneut aufs Pedal.
Mit jeder Runde steigt die Sicherheit – und die graue Wand, die rechts vorbeirauscht, erscheint nicht mehr ganz so bedrohlich. Immer länger bleibt das Pedal vor dem Einlenken am Boden. Viel zu früh gibt mein Copilot das Signal zum Abbruch. Wir rollen in die Box. Zündung aus, High five zum Abschied – der Nächste wartet schon.
INFOS
Wo kann ich NASCAR fahren?
Die Richard Petty Driving Experience kann auf derzeit 20 Rennstrecken in den ganzen USA gebucht werden.
www.drivepetty.com
Brauche ich eine Rennlizenz?
Nein, der Führerschein genügt. Das Mindestalter beträgt 18 Jahre. Erfahrung auf einer Rennstrecke ist nicht erforderlich.
Was muss ich beachten?
Da man durch das Fenster auf den Sitz klettert, ist ein Mindestmaß an Gelenkigkeit nötig. Geschlossene Schuhe sind obligatorisch. Rennanzug und Helm werden gestellt.
Gibt es unterschiedliche Angebote?
Ja, neben der hier vorgestellten »Rookie Experience« für An-fänger, bei der zum Preis von 549 Dollar acht Runden zurück-gelegt werden, gibt es weitere Programme bis hin zum inten-siven Renntraining über 50 Runden für 3200 Dollar. Wer
nicht selbst ans Steuer möchte, kann sich auch beim »Ride-Along« drei Runden lang für 135 Dollar von einem Profi über den Kurs kutschieren lassen.