Starker Euro: Vitaminspritze für die USA-Reisekasse (Foto: © maoyunping)
Kaum ein Jahr nach dem Beginn der US-Präsidentschaft von Donald Trump erlebte der Dollar gegenüber den Währungen der wichtigsten Handelspartner der USA einen Wertverlust von durchschnittlich knapp 10 Prozent, gegenüber dem Euro waren es sogar 18 Prozent. Der Absturz der US-Währung begann bereits Anfang 2017 und nahm in den vergangenen Wochen deutlich zu. Derzeit erhält man für 1 Euro rund 1,25 Dollar, während es vor einem Jahr noch 1,03 Dollar waren. Für Touristen aus Euro-Ländern ist das Reisen und Einkaufen in den USA damit so günstig wie zuletzt vor drei Jahren. Da der Rohstoff Öl an den Finanzmärkten in Dollar gehandelt wird, fallen zudem die hierzulande zu zahlenden Preise für Benzin und Heizöl.
Laut boerse.ard.de ist der Kursverlust des Dollars einerseits ein Beleg dafür, dass die Wirtschaft im Euroraum sich nach den Krisen der letzten Jahre wieder gut erholt hat. Ein anderer Faktor, der zur Stärkung des Euros beigetragen habe, liege in dem Umstand, dass es Hinweise auf eine baldige Änderung der Geldpolitik der Europäischen Zentralbank gebe und manche Investoren bereits zum Ende dieses Jahres mit einer Leitzinserhöhung rechnen würden, sodass die Attraktivität des Euros als Geldanlage wieder steige. Als weitere Erklärung dafür, dass der Dollar trotz guter Konjunktur der US-Wirtschaft, der jüngst verabschiedeten große Steuerreform und der Anhebung der Leitzinsen durch die US-Notenbank so dramatisch im Kurs gegenüber dem Euro und anderen Währungen gefallen sei, führen Experten nach einem Bericht von Börse-Online die chaotische Politik Donald Trumps an. Möglicherweise sei "aufgrund des erratischen Verhaltens der US-Administration" jetzt eingetreten, was schon vor den US-Wahlen für den Fall einer Wahl Trumps prognostiziert worden sei, wird der Devisenanalyst der Bayerischen Landesbank Manuel Andersch zitiert.
Während die Stärkung des Euros gegenüber dem Dollar für die europäische und speziell die deutsche Exportwirtschaft naturgemäß keine gute Nachricht ist, können sich umgekehrt US-Firmen über den durch den schwachen Dollar bedingten Wettbewerbsvorteil auf den internationalen Märkten freuen. In diese Richtung gingen auch die Äußerungen des US-Finanzministers Steve Mnuchin beim Weltwirtschaftsforum in Davos in der vergangenen Woche. Kurz darauf widersprach ihm allerdings Donald Trump und betonte, das Ziel der US-Politik liege darin, den Dollar wieder zu stärken. Wie das Manager Magazin hervorhebt, steht nämlich für die USA im Fall einer dauerhaften Schwäche des Dollars viel mehr auf dem Spiel, als durch Handelsvorteile wettgemacht werden könnte: Solange der Dollar aufgrund der Wirtschaftsmacht der USA und seiner dadurch bedingt Stabilität seinen Status als Weltleitwährung innehat, haben die USA nach den Worten des Wirtschaftswissenschaftlers Barry Eichengreen das "exorbitante Privileg", sich relativ billig verschulden zu können. Eine anhaltende Dollar-Schwäche könnte hingegen dazu führen, dass der Euro und der chinesische Yuan dem Dollar als Weltwährungen auf Dauer "ernsthafte Konkurrenz" machten. In der Folge könnten die USA daher nicht nur in ihrem Status als Großmacht geschmälert werden, es würde für sie auch deutlich schwieriger werden, ihre Staatshaushalts-, aber auch ihre Außenhandelsdefizite zu finanzieren.