Das Herzkino-Team: Angel Barroeta (Kamera), Matti Schmitz-Schaller (Nils), Michael Wenning (Regie), Suzanne von Borsody (Henriette) Anna Bullard (Mara) Bruno Irizarry (Miguel) (Foto: © ZDF/Kenneth Rexach)
DAS WASSER im Glas neben der Gipsfigur von Kubas Schutzpatronin Virgen de la Caridad, der Barmherzigen Jungfrau von Cobre, vibriert. Die Jesusfigur und die bunten Plastikketten hüpfen bedrohlich nah an den Rand des provisorischen Regals. »Himmel nochmal, fährt jetzt die göttliche Macht in uns?«, scheint der Gesichtsausdruck der wettergegerbten Servicekraft hinter dem surrenden Kühltresen zu sagen. Dabei kommt eine breite Zahnlücke zum Vorschein. Der Deckenventilator zieht derweil an diesem schwülen Wintertag ebenso unbeeindruckt wie ineffektiv seine Kreise.
»Es tut mir furchtbar leid, aber ich brauche sofort ein Dutzend Tortas Cubanas. Wenn Sie mir in drei Minuten die Sandwiches mit viel Fleisch belegen könnten, wäre ich Ihnen sehr dankbar«, sagt der Regieassistent. Das Team vom ZDF-Herzkino gibt das höfliche Signal zur Eile, weil die Drehpause kurz ist und die Luft stickig. In wenigen Stunden müssen die Takes von der Calle Ocho in Little Havana im Kasten sein, noch bevor die floridianische Sonne hinterm Horizont versunken ist. Die untersetzte Lady älteren Semesters brüllt und gestikuliert wild in Richtung Hinterzimmer.
Mit demselben kubanischen Temperament eilt die hübsche Tochter des Hauses wenig später durch den klimpernden Perlenvorhang herbei. Geht doch! Die Filmemacher stolpern mit einem Stapel dampfender Alufolienpäckchen aus dem Laden. »Wo gehen wir nachher etwas trinken?« Den besten Mojito gibt es in der berühmten »Esquina de la Fama«, einer Straßenbar gleich an der nächsten Ecke. An deren vanillegelb gestrichener Außenwand beschwören Abraham Lincoln und die kubanische Salsa-Königin Celia Cruz gemeinsam die Freiheit. Wenn hier nicht gerade für ein Shooting des deutschen öffentlich-rechtlichen Fernsehens abgesperrt ist, kann man vor lauter Selfie-Sticks manchmal kaum noch einen Blick auf die lateinamerikanische Mauerkunst erhaschen.
Miamis lebendiger Stadtteil Little Havana bildet neben dem weltbekannten Ocean Drive die Hauptkulisse des Films »Ein Sommer in Florida«, der an einem Sonntagabend im kommenden April zur besten Sendezeit über die Bildschirme flimmern wird. Zwei magische Drehorte, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Auf der einen Seite das strahlende Sonnenschein-sorglos-Paradies, auf der anderen kubanische Lässigkeit und ein liebevoll zusammengewürfelter Haufen von Freigeistern, die sehr wohl auch die Schattenseiten des Daseins kennen. Genau der Mix, der das klassische ZDF-Sonntagabendformat so besonders macht.
Der Plot des Films kurz zusammengefasst: Die deutsche Meeresbiologin Henriette, gespielt von Suzanne von Borsody, kann sich über den lange geplanten Florida-Urlaub mit ihren 18-jährigen Zwillingen Mara (Anna Bullard) und Nils (Matti Schmidt-Schaller) nicht so recht freuen. Der alleinerziehenden Mutter wird der Trubel um die bevor- stehende Auswilderung ihres Schützlings, der Schildkröte Lorelei und die Alleingänge ihrer er- wachsen gewordenen Kids zu viel. Doch dann taucht der attraktive Exilkubaner Miguel Perez (Bruno Irizarry) auf, und eine Liebesgeschichte entspinnt sich, die es in sich hat – und in Florida die perfekte Traum- und Filmkulisse findet. Ausstrahlung ist am Sonntag, den 3. April um 20.15 Uhr, natürlich im ZDF.
INTERVIEW MIT HERZKINO-REGISSEUR MICHAEL WENNING
Regisseur Michael Wenning, bekannt durch Formate wie »SK-Babies«, »SOKO 5113«, »Wolffs Revier« oder »Der letzte Bulle«, ist eigentlich ein Spezialist für knallharte Action made in Germany. Mit der Herzkino-Reihe »Ein Sommer in...« hat der Rheinländer sein beachtliches TV-Œuvre um ein neues Kapitel bereichert.
Florida Sun Magazine: Herr Wenning, sind Sie nach den Dreharbeiten wieder gut in Deutschland angekommen?
Michael Wenning: Ja, ich bin zwar gebürtiger Rheinländer, genieße aber nach unseren letzten Herzkino-Drehs gerade ein paar Tage in meiner Wahlheimat Berlin. Vor »Ein Sommer in Florida« habe ich ja den Film »Unser Traum von Kanada« als Regisseur betreut. Trotz der hohen Luftfeuchtigkeit lag mir der Sunshine State aber ehrlich gesagt mehr.
Man kennt Sie in der Branche vor allem für Ihre knallharten Krimiserien. Da ist Herzkino schon eine ganz andere Welt, oder?
(Lacht.) Selbstverständlich schaut man sich immer auch nach anderen Genres um, das gehört einfach zur beruflichen Herausforderung. Ich persönlich habe die Dreharbeiten in Florida enorm genossen. Die ganz besondere Lässigkeit dort ist auf das gesamte Team übergesprungen.
Die Filmaufnahmen fanden vornehmlich in Miami statt?
Ja, vor allem am Ocean Drive und in Little Havana. Das ganze Team wohnte im Pestana South Beach Hotel. Die Lincoln Road und auch der Strand sind von dort zu Fuß in ein paar Minuten zu erreichen. Die Betten dort sind sehr gemütlich – ein echter Vorteil, wenn man nur ein paar Tage zum Drehen hat und nebenbei auch noch den Jetlag verarbeiten muss.
Ein enger Zeitplan. Haben Sie trotzdem Zeit gefunden auszugehen?
Am Yachthafen gibt es eine ganze Reihe sehr schöner Lokale mit Blick auf die Bay, das Pubbelly etwa, ein hervorragender Asiate, und das spanisch-mediterrane Barceloneta. Eigentlich wollte ich auch im Wynwood District vorbeischauen, das Viertel soll sich ja zu einem echten Trendort gemausert haben. Ging leider nicht, dafür war der Terminplan diesmal einfach zu eng.
Sie kennen Florida aber schon von früheren Besuchen?
Ja, ich habe mit meiner Familie ja einige Jahre in Washington gelebt. An den Wochenenden und im Urlaub ging es oft nach Florida. Meine Frau und ich haben gute Freunde in Sarasota. Und wir lieben die Strände von Sanibel Island. (Lacht.) Man muss wissen: Florida verhält sich zu Washington ungefähr so wie Mallorca zu Berlin!
Können Sie sich vorstellen, bald wieder in Florida zu drehen?
Absolut! Konkrete Pläne gibt es aber noch nicht. Miami ist mit seinem Licht und den bunten Art-déco-Motiven ein aufregend schöner Drehort. Allerdings darf man die Kosten nicht unterschätzen, da sind die USA mit ihren Drehgebühren schon extrem teuer. Daher haben wir Teile des Films auf Puerto Rico gedreht. Auch die Szene mit der Schildkröte übrigens, die von Henriette am Ende in die Freiheit entlassen wird...
TORTAS CUBANAS & MOJITOS
Von Little Havana bis South Beach: Während der Drehtage tauchte das ZDF-Herzkino-Team voll in die Metropole Südfloridas ein. Hier einige ihrer Miami-Favoriten.
LA ESQUINA DE LA FAMA
Southwest, 1380 8th Street S.E. Miami
Telefon (786) 953-5019
PESTANA SOUTH BEACH HOTEL
1817 James Avenue, Miami Beach
Telefon (305) 341-2401
www.pestana.com/de/hotel/pestana-south-beach
PUBBELLY
1418 20th Street, Miami Beach
Telefon (305) 532-7555
BARCELONETA
1400 20th Street, Miami Beach
Telefon (305) 538-9299