Everglades
Die Everglades sind nicht nur als Ökosystem von großer Bedeutung, sondern auch im Hinblick auf die Versorgung Floridas mit sauberem Wasser. (Foto © ocudrone/Shutterstock.com)
1882 legten Menschen erste Kanäle an, um das Wasser aus den Sümpfen der Everglades auf landwirtschaftliche Flächen zu leiten. Ab 1947 wurden im Rahmen des "Central and Southern Florida Flood Control Project" rund 2300 Kilometer an Kanälen sowie Dämme angelegt und Vorrichtungen zur Steuerung der Wasserflüsse gebaut, dank denen die Städte in der Metropolregion Miami mit Trinkwasser aus den Everglades versorgt werden konnten. Ein Teil der Everglades wurde in Farmland umgewandelt, auf dem in der Folge hauptsächlich Zuckerrohr angebaut wurde. Bedingt durch die landwirtschaftliche Nutzung sowie das Wachstum der Städte gingen etwa 50 Prozent der ursprünglichen Everglades verloren. Die übrig gebliebene Fläche von rund 11.100 Quadratkilometern steht inzwischen zum größten Teil unter Schutz; mit rund 6105 Quadratkilometern umfasst der bereits 1934 eingerichtete Everglades-Nationalpark heute etwas mehr als die Hälfte davon.
Das ab den 1970er-Jahren zunehmende öffentliche Umweltbewusstsein führte dazu, dass in den 80er-Jahren mit der ökologischen Wiederherstellung der Everglades begonnen wurde. Der erste Schritt dazu war der Rückbau eines Kanals, durch den der durch das Gebiet fließende Kissimmee River begradigt worden war. Gleichwohl schritt die ökologische Zerstörung der Everglades weiter voran: So verschlechterte sich etwa die Wasserqualität im Lake Okeechobee, in den der Kissimmee River fließt, durch den Eintrag von Dünger aus der Landwirtschaft immer mehr. Als Konsequenz daraus wurde im Jahr 2000 der "Comprehensive Everglades Restoration Plan" (CERP) auf den Weg gebracht. Nach den ursprünglichen Schätzungen sollten die Maßnahmen zur Umsetzung dieses "Plans zur umfassenden Wiederherstellung der Everglades" ungefähr 30 Jahre beanspruchen und 8,2 Milliarden Dollar kosten; 2014 unternommene erneute Schätzungen gehen von 50 Jahren und zusätzlichen Ausgaben von etwa 1,63 Milliarden Dollar aus (wobei die künftige Inflation noch nicht mit einberechnet ist).
Seit 2006 wird alle zwei Jahre ein wissenschaftlicher Bericht vorgelegt, in dem eine Zwischenbilanz des Projekts gezogen wird. Wie News-Press ausführt, kommt der jüngst veröffentlichte, 318 Seiten umfassende 9. Bericht zu dem Schluss, dass das "größte Projekt zur Wiederherstellung der Umwelt in der Geschichte des Planeten" sich alles in allem auf einem guten Weg befinde. Gleichwohl gebe es allerdings noch viele Dinge zu verbessern.
So weist Eve Samples, Geschäftsführerin der Non-Profit-Organisation Friends of the Everglades, die sich der Bewahrung der Ökosysteme der Marschlandschaft verschrieben hat, im Interview mit News-Press darauf hin, dass das 2017 von der Regierung in die Wege geleitete "Everglades Agricultural Area Storage Reservoir Project" (EAA), in dessen Rahmen "dringend benötigtes Wasser in den Süden der Everglades geschickt und zugleich schädliche Abflüsse aus dem Lake Okeechobee in Ästuare an der Küste vermindert" werden sollen, eigentlich 243 Quadratkilometer umfassen sollte. Dann sei die Fläche aber auf rund 40 Quadratkilometer verkleinert worden, zu denen noch rund 26 Quadratkilometer Sturmwasserbehandlungsfläche kämen. (Bei Letzteren handelt es sich um künstliche angelegte Wasserauffangflächen, durch die überschüssige Nährstoffe aus dem Wasser gefiltert werden.)
Dazu komme, dass es gesetzlich "nach dem Jahr 2027 nicht mehr möglich" sei, "Wasser mit mehr als 10 Molekülen von Phosphorverbindungen auf 1 Milliarde Wassermoleküle Richtung Süden zu schicken". Mit den vorhandenen Sturmwasserbehandlungsflächen sei es "sehr fraglich, ob der Staat diese Vorgabe erfüllen" könne. Wenn aber das EAA so konzipiert sei, dass die vorhandenen Sturmwasserbehandlungsflächen in das Projekt miteinbezogen werden müssten, dies jedoch aufgrund gerichtlicher Vorgaben nicht möglich sei, sei dessen "Nutzen sowohl im Hinblick auf die Verminderung der Abflüsse in die nördlichen Ästuare als auch bezüglich der Erhöhung des Wasserflusses Richtung Süden stark herabgesetzt".
Steve Davis von der Everglades Foundation weist zudem darauf hin, dass die nährstoffreichen Abflüsse aus dem Lake Okeechobee zusätzlich die Entwicklung der Wasserblüten "red tide" anheizen. Ein wichtiger Faktor im Rahmen des ökologischen Sanierungsprojekts, der in den letzten Jahren stetig an Bedeutung gewinnt, ist auch der Klimawandel. Wenn sich die Zeitpunkte, zu denen statistisch die größten Niederschlagsmengen zu verzeichnen sind, infolge der Erderwärmung änderten und die Niederschläge nicht mehr so einfach längerfristig vorhersehbar wären, sei es auch schwierig vorauszuplanen, wann Wasser Richtung Süden geleitet werden soll, so Daniel Andrews, Geschäftsführer der NGO Captains for Clean Water, die sich für die Wiederherstellung und den Schutz von Wasserökosystemen einsetzt, gegenüber News-Press.