Florida-Manati, Crystal River
Ein Florida-Manati in einer heißen Quelle des Crystal River (Foto © Thierry Eidenweil/Shutterstock.com)
Michelle Pasawicz von der Umweltbehörde Florida Fish and Wildlife Conservation Commission (FWC) beobachtet gemeinsam mit ihrem Team die Manatis, die an der Futterstelle am Florida Power and Light Cape Canaveral Energy Center zusammenkommen. Gegenüber dem Sun Sentinel erklärte die Biologin, dass es in diesem Winter glücklicherweise bislang keine Funde von Seekuhkadavern oder in Not geratenen Tieren im Umkreis der Fütterungsstelle gegeben habe. Während man im vergangenen Winter Manatis beobachtet habe, die seitwärts schwammen, Zittern im Gesicht zeigten oder so abgemagert waren, dass sich das Skelett am Körper abzeichnete, sähen sie in diesem Jahr keine Anzeichen von Abmagerung oder einer sonstigen Notlage. Natürlich könne man aufgrund von Beobachtungen an der Wasseroberfläche aber nicht auf ihren gesamten Gesundheitszustand schließen, schränkte sie ein. Ihr Kollege Ron Mezich fügte hinzu, dass man gleichwohl wisse, dass es Tiere mit Untergewicht gebe, und man mit einer erhöhten Mortalitätsrate infolge des Kälteeinbruchs in Florida rechne.
Nachdem in den ersten Monaten des Jahres 2021 infolge des Rückgangs der Seegraswiesen, die eine Hauptnahrungsquelle der Seekühe darstellen, so viele verendete Manatis gefunden worden waren wie nie zuvor, hatte sich die FWC entschlossen, mit Beginn der Wintersaison Ende 2021 erstmals in der Indian River Lagoon nahe dem Erdgaskraftwerk in Cape Canaveral eine offizielle Fütterungsstelle für die Tiere einzurichten. Dort wird den Seekühen Salat angeboten, der ihnen offenbar gut mundet. Privatleute können bei der Fütterung zugucken, ihnen selbst ist das Füttern aber weiterhin bei Strafe verboten. In der Folge ging die Zahl der gezählten toten Tiere zurück, ein Grund zur Entwarnung besteht aber gleichwohl nicht: Wurden 2021 insgesamt 1101 verendete Manatis gezählt, waren es in der gegenwärtigen Wintersaison bis zum 23. Dezember 2022 immerhin bereits 783. Die Fütterung startete am 16. Dezember.
Laut dem FWC-Mitarbeiter Tom Reinert wird es einige Jahre dauern, bis in der Indian River Lagoon wieder genug Seegras und andere Wasserpflanzen wachsen, um wieder eine ausreichende Nahrungsquelle für die hiesige Seekuhpopulation darzustellen. Zudem hänge dies von vielen Faktoren ab, die zum großen Teil nicht durch die Umweltbehörde kontrolliert werden könnten. Daher sei er zwar durchaus optimistisch, gleichwohl werde auch 2023 wohl wieder ein schwieriges Jahr für die Manatids an der Atlantikküste werden.
Vielleicht kann auch eine besondere Geburt im Blue Spring State Park im Volusia County als Zeichen der Hoffnung gesehen werden: Wie der Orlando Sentinel berichtet, brachte dort die Seekuh Estel im Herbst Zwillinge zur Welt, was bei den Tieren äußerst selten vorkommt. Wie Cora Berchem und Wayne Hartley von der NGO Save the Manatee Club der Zeitung erzählten, sichteten sie das Manatiweibchen mit den beiden Kälbern erstmals Ende Dezember. Tatsächlich sei es nicht hundertprozentig festzustellen, ob es sich bei ihnen wirklich um Zwillinge handle, da es öfter vorkomme, dass Seekuhmütter auch fremde Kälber säugten. Da diese beiden aber exakt dieselbe Größe hätten und sich immer beim selben Muttertier aufhielten, seien sie sich ziemlich sicher, dass es tatsächlich Geschwister seien.